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Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Titel: Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde
Autoren: Jeannine Klos
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Baby ist gesund« – mit diesem Gedanken schob ich meine aufkeimende Enttäuschung beiseite und freute mich einfach.

    Nachdem ich meine Mutter zu Hause abgesetzt hatte, startete ich zur inzwischen traditionellen Freundinnen-Runde, um allen das Ultraschallbild zu zeigen. Ricarda erwischte ich bei Unterrichtsvorbereitungen, wie es sich für eine engagierte Lehrerin gehört, danach traf ich Paula zu einem Kaffee. Beide bestätigten mir, dass unser Baby eindeutig auf Ralf käme, eine zweite Yara sozusagen. Bei Nora, die selbst kurz vor ihrer Entbindung stand, ließ ich mir etwas mehr Zeit. »Hoffentlich bekomme ich nicht wieder so einen Fünfkilokoloss«, sagte sie und strich über ihre pralle Babykugel. »Ich hab richtig Schiss vor der Geburt.«
    Ich sprach Nora gut zu und erzählte ihr, dass ich erst kürzlich wieder in einer Babyzeitschrift gelesen hätte, dass die zweite Geburt meist schneller und einfacher vonstattengehe als die erste. Schließlich wusste ich, wie Nora zu beruhigen war – sie glaubt immer ausnahmslos alles, was in Zeitschriften steht.
    Zu guter Letzt an diesem Tag schaute ich noch bei Jule vorbei, die sich aber gerade auf den Weg zu ihren Gesangsproben machte, sie ist eine hervorragende Sängerin, und nur einen schnellen Blick auf das Super-3-D-Bild werfen konnte. Immerhin erkannte auch sie sofort, wessen Kind dieser Minifötus war.

    Als Ralf am Abend von der Arbeit kam, war er sichtlich stolz, dass sich seine starken, tollen Erbanlagen mal wieder durchgesetzt hatten. »Na, dann kann ja auch die Namenssuche endlich losgehen«, sagte er mit liebevollem Grinsen. Er kannte mich nur zu gut.

KAPITEL 3
    D as Duden-Vornamen-Buch ist wohl das meistgelesene Buch in meinem ganzen Leben. Fast jeden Abend lag ich nun im Bett und suchte nach dem Namen für unser Mädchen. Als zweiten Namen hatten wir schon bald »Caterina« ganz oben auf unserer Liste – wie Caterina Valente. Auch, wenn wir keine Fans von der Sängerin waren. Aber die Schreibweise des Namens hatte was. Meine Favoriten für den Rufnamen waren schließlich Emily und Lina. Ralf fand Svea am besten, für Emily konnte er sich überhaupt nicht begeistern.
    Wie bei der Schwangerschaft mit Yara erzählten wir unsere Namensfavoriten im Familien- und Freundeskreis herum. Doch dieses Mal nervten mich irgendwie die Reaktionen der Leute. Entweder sei der Name »zu inflationär« oder »zu affig« oder sonst was. Das machte die Entscheidung nicht gerade einfacher.
    Als ich dann aber beim Friseur saß, las ich in einer Zeitschrift, dass Heidi Klums Tochter, die so alt war wie Yara, Leni hieß. Den Namen gab es damals noch nicht so oft, und er gefiel mir auf Anhieb richtig gut. Ich war wirklich kein Fan von Heidi Klum, mich nervte ihre permanente Präsenz in den Medien, außerdem fand ich ihr Liebesgezwitscher mit ihrem Seal vollkommen aufgesetzt. Ich überlegte, ob ich nicht noch eine andere prominente, aber eher bewundernswerte Leni kannte. Mir fiel nur Leni Riefenstahl ein – mit der waren aber auch keine Pluspunkte zu holen.
    »Wie findest du eigentlich Leni?«, fragte ich am Abend Ralf – einfach, um seine Reaktion zu testen.
    Er war schon fast eingeschlafen und rappelte sich wieder hoch.
    »Leni«, sagte er mit rauer Stimme und ließ den Namen kurz in seinen Ohren nachklingen. »Leni … Der gefällt mir auch gut.«
    »Na, dann haben wir doch den Namen für unser Kind«, rief ich begeistert, »Leni Caterina!«
    Wir waren beide ganz glücklich mit unserer Entscheidung. Ralf schob mein Nachthemd hoch, formte seine Hände auf meinem Bauch zu einem Sprechrohr und rief hinein: »Hallo! Holger! Holger, hörst du mich?« Dann drückte er mit seinen Fingern in meinen Bauch. »Da ist der Po«, sagte er und machte so, als würde er einen Klaps geben. Ich lachte und fand Ralf einfach nur süß. Er küsste meine große Kugel, und wir alberten herum und vereinbarten, allen zu erzählen, wir hätten uns nun definitiv für den Namen Emily entschieden. Nur meine Freundin Ricarda weihte ich in unser Geheimnis ein. Niemand zweifelte an unserem Beschluss. Umso überraschter würden alle sein, wenn sie nach der Geburt den richtigen Namen erfuhren.
    Hätten wir allerdings gewusst, wie kompliziert die Sache mit dem Namen noch werden sollte, hätten wir auf dieses selbst gemachte Verwirrspiel sicher verzichtet. Doch für uns war es erst einmal nur ein kleiner Spaß.

KAPITEL 4
    A n den Tagen vor dem errechneten Geburtstermin redete ich Leni in meinem Bauch immer wieder
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