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U47 mit Kapitänleutnant Prien gegen England - Der Bericht des Funkers Carl Steinhagen

U47 mit Kapitänleutnant Prien gegen England - Der Bericht des Funkers Carl Steinhagen

Titel: U47 mit Kapitänleutnant Prien gegen England - Der Bericht des Funkers Carl Steinhagen
Autoren: Carl Steinhagen
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gemacht! Der Kommandant meint, dies sei entweder ein Himmelfahrtskommando oder ein E.K.-Kursus. Für uns kommt natürlich nur der E.K.-Kursus in Frage. Wir wollen uns auf keinen Fall gefangennehmen lassen. Kartoffeln wollen wir nicht buddeln und Steineklopfen liegt uns auch nicht recht im Sinn. Auf alle Fälle haben wir aber unter uns ausgemacht, wer die Kartoffeln sammelt und wer sie ausschüttet, damit es nachher keine Streitereien gibt.
    Je näher der Augenblick kommt, desto mehr fallen alle vielleicht noch verbliebenen Zweifel von uns ab, desto härter wird der Wille zum Sieg in uns. Wir sind auf alles gefaßt. Im Boot haben wir überall Sprenggranaten angeschlagen, falls es doch anders kommen sollte, als wir es uns gedacht haben. Der Engländer wird unser Boot dann nur als Atome auf dem Grunde der Bucht von Scapa wiederfinden. Wir wissen genau, daß wir da reinkommen. Wir wissen auch, daß da unsere scharfen Aale Verderben bringen werden. Und wir wissen auch das: wir kommen da nur wieder heraus, wenn wir schneller sind als der Engländer. Es ist doch ein kitzeliges Gefühl, wenn man so gewissermaßen auf einem Pulverfaß sitzt, das im nächsten Augenblick hochgehen kann. Na, eine schöne Himmelfahrt würde das sein. Dies ist schon ein wesentlicher Trost für uns; die Himmelsleiter brauchten wir dann nur noch halb hochzusteigen zum ollen Petrus.

    Jeder hat seine Klamotten klar. Die Schwimmweste wird umgebunden, der Tauchretter liegt griffsbereit. Ein ganz Vorsichtiger, er ist Torpedomixer an Bord, hat sich sogar noch einige Schachteln Zigaretten darin verstaut. Mit diesen Vorbereitungen sind wir am Donnerstag fertig, am Freitag, dem 14. Oktober, Null Uhr, wollen wir einlaufen. Am Tage liegen wir auf Grund und schlafen uns noch einmal ordentlich aus, denn in der Nacht werden wir wohl doch nicht dazu kommen. Noch etwas, was unseren festen Siegeswillen erkennen läßt: der Kommandant läßt Schokolade an uns austeilen, damit wir des Nachts wenigstens etwas in den Mund zu nehmen haben. Zu seinem maßlosen Entsetzen aber war die schon vor dem Einlaufen verzehrt worden.
    Im Dunkel der Mitternacht, ahnungslos, liegt Scapa Flow. Alle Mann sind auf Gefechtsstationen und harren der Befehle. Mit einer inneren Ruhe fahren wir dahin, als ob wir mitten im tiefsten Frieden einen Hafen anliefen. Leider hat der Engländer keine Lichter ausgebracht. Das ist auch wieder so eine Unhöflichkeit von ihm. Wenn man Besuch bekommt, dann leuchtet man wenigstens! Na, wir finden den Weg trotzdem. Ein ganz helles Nordlicht strahlt am nördlichen Himmel, dunkel hebt sich das Land davor ab.
    Und plötzlich sind wir drin! Drin in der Bucht von Scapa Flow! Na, denn man los! In Gedanken krempelt sich wohl jeder seine Hemdsärmel hoch, zieht den Hosenriemen noch ein Loch enger und spuckt sich recht kräftig in die Fäuste. Dann wären wir also so weit!

    Und wieder suchen scharfe Doppelgläser die Bucht ab nach dem Feinde. Sagt da doch der Bootsmann ganz treuherzig zum Kommandanten: „Herr Kaleu, sehen Sie doch bloß mal das Nordlicht an, die Dampfer können wir uns nachher noch suchen." Und unser Signalgast — er ist der kleinste Mann in der Flotte, darum ist er auch so treffend mit dem Namen Pinsel belegt — sieht in einer Ecke der Bucht einige kleinere Kriegsschiffe liegen, die unter sich regen Signalverkehr haben. Haben die uns denn gesehen? Sie denken gar nicht daran! „Haben die aber ein Tempo im Geben, da komme ich ja kaum mit!" Aber der Kaleu hatte weder für das eine noch das andere Zeit zum Ansehen und Nachdenken. Es müssen doch unbedingt einige größere Pötte hier liegen, sonst hätte sich die ganze Angelegenheit ja fast nicht gelohnt. Da wir nun einmal drinnen sind, soll auch ganze Arbeit geleistet werden. Doch was ist denn das da? Zwei ganz dicke Brocken!
    Was jetzt kommt, spielt sich alles in rasender Schnelligkeit ab. Der Kommandant fährt das Boot in günstige Schußposition, unser I. W. O., Oberleutnant zur See Endraß, der zugleich auch Torpedooffizier ist, läßt die Rohre klarmachen. Ein Druck auf die „Tube", und schon sausen die Torpedos los. Mit Hartruder drehen wir ab.
    Wenige Augenblicke — und hinter uns ist schon die Hölle los. Das knallt und kracht da in der Ecke der Bucht. Unsere Aale machen da wieder mal ganze Arbeit. Sie spielen Atomzertrümmerung im wahrsten Sinne des Wortes. Leider können wir ja nicht alle sehen, was da oben vor sich geht. Aber hören können wir es sehr gut unten im Boot. Ganz
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