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U47 mit Kapitänleutnant Prien gegen England - Der Bericht des Funkers Carl Steinhagen

U47 mit Kapitänleutnant Prien gegen England - Der Bericht des Funkers Carl Steinhagen

Titel: U47 mit Kapitänleutnant Prien gegen England - Der Bericht des Funkers Carl Steinhagen
Autoren: Carl Steinhagen
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s senden Verbandes war Konteradmiral Ludwig von Reuter (1869-1943). Reuter befürchtete, bei einem drohenden Scheitern der Versailler Friedensverhandlungen die Ausli e ferung der deutschen Flotte an Großbritannien. Er traf deshalb insgeheim alle Vorbereitungen für eine Selbstve r senkung.
    Am 21. Juni 1919 morgens, ging am Mast des deutschen Flaggschiffes ein Flaggensignal hoch, es war der Befehl zur Selbstversenkung. Alle deutschen Schiffe hißten die Reichskriegsflagge und öffneten ihre Flutventile, die Besatzungen gingen in die Rettungsboote.
    Die britischen Bew a chungsstreitkräfte eröffneten mit allen Waffen auf die Besatzungen der Schiffe und auf die Rettungsboote – o b wohl diese die weiße Flagge führten - das Feuer. Von den Briten wurden dabei 9 deutsche Matrosen ermordet und über 30 zum Teil schwer verletzt.

    Unbehelligt kommen wir dann in wenigen Tagen in den Heimathafen zurück. Das Boot wird neu ausgerüstet, unterdes sind wir noch schnell mal auf Urlaub gewesen. Als wir von Muttern zurückkommen, liegt unser Boot schon wieder klar zum Auslaufen an der Pier, bereit zu neuen Taten. Mit frischem Mut kann es jetzt von neuem an das rauhe Kriegshandwerk gehen.

    Und eines Tages ist es wieder so weit. Wieder durchschneidet unser Bug die Wellen der Nordsee, die uns nun schon so oft getragen haben, erst im Frieden bei den Übungen und nun im Kriege. Damals suchten wir unseren angenommenen Gegner und stellten ihn, damals verschossen wir Übungstorpedos, heute sind es scharfe Aale. Und auch heute wissen wir unseren Gegner zu finden. Die deutsche Küste ist längst unseren Blicken entschwunden, die englische Küste kommt als dunkler Strich an der Kimm in Sicht. Wieder sind wir bei den Orkney-Inseln angelangt. Und wieder denken wir an Scapa Flow! –

    An einem Nachmittag kommt schlechtes Wetter auf. Das Boot wird auf Grund gelegt. Befehl: Alles schlafen, wird doch dann am wenigsten Luft verbraucht, und die ist sehr kostbar bei uns an Bord! Nach dem Essen befiehlt der Kommandant alle Mann in den Bugraum. Auf engstem Raume sitzen wir zusammen, mitten unter uns ist unser Kommandant.
    In knappen Worten entwickelt er uns seinen Plan. Er will englische Kriegsschiffe jagen und sie vernichten. „Ich will da reinfahren!" erklärt er uns ganz einfach. Auf See läßt sich kein Engländer sehen, was bleibt uns also andres übrig, als in seinen Schlupfwinkel zu fahren. Das große Albion, der Beherrscher der Meere, hat sich in seinem sichersten Hafen verkrochen, suchen wir die Maus eben in ihrem Loche auf. Kapitänleutnant Prien sagt uns genau, was wir da drinnen zu erwarten haben, wie er es machen will, um England zu treffen, um alte Schuld zu tilgen.

    Ich glaube, daß wir uns noch nie so gefreut haben, wie in diesem Augenblick. Unsere Augen müssen ja förmlich gestrahlt haben. Unser Kommandant behauptet wenigstens, daß diese strahlenden Augen seiner Besatzung für ihn die Verpflichtung gewesen seien, das Boot und uns ganz sicher wieder in die Heimat zurückzubringen. So eine Begeisterung ist wohl noch nie bei uns im Boot gewesen. Nun soll endlich das Warten auf Kriegsschiffe ein Ende haben, wir wollen zeigen, daß wir nicht nur Handelsschiffe versenken können, sondern mit noch viel größerem Schneid die englischen Kriegsschiffe in Scapa Flow aufsuchen und vernichten. Das wird bestimmt ein Husarenstück unseres Kommandanten, und wir dürfen dabei sein! Umsonst hat er wohl nicht den Namen Käpten Tatendrang schon in Friedenszeiten erhalten. Auch das wird sich jetzt als richtig erweisen.
    Gesprächsstoff haben wir ja jetzt genug an Bord, es dreht sich alles nur noch um Scapa Flow. „Kinnings, dit geiht kloor, dat giwt öwer'n Rabatz bi John Bull!" meint Pitt, unser Hamburger Pieksgast. Der gleichen Meinung sind wir alle! Obgleich dies wahrhaftig eine ernste Angelegenheit ist — ist es doch ungewiß, wie es alles verlaufen wird —, so kommt doch niemand auf den Gedanken, daß da irgend etwas schiefgehen könnte. Im Gegenteil! Seit wir wissen, was wir vorhaben, lebt ein Humor bei uns auf, wie noch selten zuvor. Gehoben wird die Stimmung noch dadurch, daß uns der deutsche Rundfunk kurz vor dem Einlaufen in Scapa den nicht zu erschütternden Seemann spielt. Ob die um uns gewußt haben? Sagt da ein Heizer zum Seemann: „Wenn das nun aber trotzdem nicht klar geht, bimsen wir beide aus und suchen uns so'n alten Fischdampfer. Du kannst ihn dann ja nach Hause schaukeln, ich gehe in die Maschine." Na klar, so wird es
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