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U47 mit Kapitänleutnant Prien gegen England - Der Bericht des Funkers Carl Steinhagen

U47 mit Kapitänleutnant Prien gegen England - Der Bericht des Funkers Carl Steinhagen

Titel: U47 mit Kapitänleutnant Prien gegen England - Der Bericht des Funkers Carl Steinhagen
Autoren: Carl Steinhagen
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Musikkapelle steht vorn auf der Back und spielt einen Marsch nach dem änderen, ein ungeheurer Freudenlärm. Der Kommandant muß durch das Megaphon brüllen, anders geht es nicht. Auf der Pier winkende Menschen, sie zeigen alle auf unseren Turm. Der erste Wachoffizier hat da eine prächtige Zeichnung angebracht, den schnaubenden Stier, er ist jetzt zum Stier von Scapa Flow geworden. Auf beiden Seiten des Turmes ist er zu sehen.

    Endlich liegen wir fest. Alle Leinen sind an Land. Auch hier wieder Begrüßung, Händeschütteln - Es ist nicht alles aufzuzählen. Und dann sind wir wieder allein, ganz unter uns. Nun soll aber zu Mittag gegessen werden. Unser Schmut hat heute Steckrüben gekocht, natürlich hat er dafür schon den ganzen Vormittag vernichtende Blicke einstecken müssen. Doch da ist ja nun nichts zu machen, gegessen werden müssen die Rüben trotzdem. Sie schmecken ja auch, trotzdem — heute, gerade heute muß er die Dinger kochen! — Aber der U-Bootstützpunkt hat für uns noch Schweinebraten mit Rotkohl übriggelassen, das schmeckt denn doch besser. Betrübten Gesichtes bringt unser Schmut die Steckrüben um die Ecke.

    Wir haben gerade unsere Suppe verdrückt, da kommt doch so einer an und verbreitet die Nachricht, daß wir in die Reichskanzlei eingeladen sind, daß wir mit den Flugzeugen unseres obersten Befehlshabers nach Berlin fliegen sollen. Wir haben unseren Kameraden nur von der Seite angesehen und überlegt, wo wir bloß schnell einen Eisbeutel für den Ärmsten herkriegen könnten. Natürlich will diese Nachricht niemand glauben, auf den Gedanken wären wir auch nie gekommen. Ganz ruhig essen wir nun unseren Schweinebraten. So ein Saftkopp, uns derart in Aufregung zu bringen!

    Aber schon kommt der Kommandant zu uns: „Wir fahren alle nach Berlin!" Jetzt ist die Bombe aber geplatzt! Ja, ist es denn möglich? Die Bestecke haben wir ganz ruhig hingelegt — dann aber kam der reinste Zirkus. Die Indianer- und Negertänze sind wohl nichts gegen unsere Freudentänze nun. Was sich wohl jeder von uns mal gewünscht hat, den obersten Befehlshaber zu sehen, selbst mit ihm zusammenzusein, das soll jetzt in Erfüllung gehen, wir können es kaum fassen.
    Sofort nach dem Essen fahren wir, noch immer im Lederpäckchen, zum Flugplatz in Wilhelmshaven. Mit drei großen Maschinen des Führers fliegen wir über Norddeutschland nach Kiel. Dort haben wir ja unsere blauen Klamotten auf dem Wohnschiff hängen. Auf dem Flugplatz auch wieder großer Empfang durch die Flottille; eine Fliegerkapelle spielt sogar unser Lied: „Das kann ja einen Seemann nicht erschüttern," darf nicht fehlen. Im Autobus geht's weiter zum Wohnschiff, das in der Wiek liegt.
    Und wir müssen erzählen, immer wieder erzählen! Dabei wird das Zeug für morgen klargelegt, der Bart verschwindet und das so lange entbehrte Wasser spritzt wieder über unseren Körper. Ganz erschöpft können wir endlich unsere Hängematten aufhängen und ausschlafen. Kaum liegen wir, als auch schon die Spanten krachen von unserem Schnarchen.

    Laute Pfiffe des Bootsmaaten der Wache wecken uns am nächsten Morgen. Was ist denn eigentlich los? Schon so früh? Dann aber dämmert's: Ach, richtig — wir sollen ja nach Berlin fliegen! Schnell sind wir fahrtbereit. Auf dem Flugplatz Holtenau meint Flugkapitän Baur lachend: „Heute seht ihr ja ganz anders aus!" Natürlich sehen wir anders aus, wir wollen ja auch zu unserem obersten Befehlshaber!

    Die Motoren brausen auf, ganz weich rollen die großen Vögel über das Feld, und dann schweben sie, kleiner werden die Menschen, ganz klein sind die Schiffe auf der Förde. Leider ist die Sicht nicht sehr weit, bald müssen wir über den Wolken fliegen. Manchmal ein kleiner Durchblick auf die Erde unter uns. Wie Spielzeug sehen die Häuser und Menschen dort unten aus. Über Städte und Dörfer, Seen und Wälder geht der Flug. Sehr viel ist nicht zu sehen, um uns sind brodelnde Wolken. Darunter ist es dunkel und trübe, aber über der Wolkenschicht scheint die Sonne lachend zu uns herab -
    Über Berlin, dem Tempelhofer Feld. Man sollte meinen, unser Flugzeug könne nicht landen vor lauter Menschen. Die Maschine setzt auf, ein dumpfes Stoßen, und ganz langsam läuft sie aus. Und dann stehen wir unter den Menschen, Hände strecken sich uns entgegen, Blumen werden uns in die Hände gedrückt.

    Vom Flugplatz fahren wir mit einer Wagenkolonne zum Kaiserhof, wo wir wohnen sollen. Wenn schon in Tempelhof ungeheure
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