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Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Titel: Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
Autoren: Helmut Werner
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christliche Gemeinde in Tananariva geschickt hatte. Als sie bei Razzien gefunden wurden, waren der königlichen Regierung mit einem Schlag zahlreiche Namen von Christen, die in den Schreiben erwähnt wurden, bekannt. Sie wurden verhaftet und schweren Foltern unterworfen. So waren schon in den ersten Tagen der öffentlichen Untersuchung über 200 Christen in die Hände der Regierung gefallen. An der Jagd auf die Christen waren über 800 Soldaten beteiligt, die ihre Razzien auf einen Umkreis von 140 Kilometern ausdehnten. Doch der Erfolg dieser Maßnahmen war so gering, dass die Königin sehr aufgebracht war und eine neue Versammlung auf dem Marktplatz einberief. Den Untertanen wurde bei Todesstrafe verboten, Christen bei der Flucht zu helfen. Wer aber einen Christen anzeigte oder ihn an der Flucht hinderte, konnte mit einer Belohnung rechnen. Kaum hatte sie den Hinweis erhalten, dass sich an der Ostküste im Gebiet des unterdrückten Volkes der Sakalaven fünf katholische Missionare aufhielten, da entsandte sie eine Einheit von 1500 Mann mit dem Auftrag, diese Missionare gefangen zu nehmen und hinzurichten. Die Königin Ranavalonawusste sehr genau, dass die Sakalaven die Missionare aus Angst vor einer militärischen Strafexpedition sofort ausliefern würden. Aber die Truppe der Königin traf die gesuchten Missionare nicht mehr an, weil der Prinz Rakoto sie durch einen Boten hatte warnen lassen.
    Nach den Schilderungen von Ida Pfeiffer mussten die verhafteten Christen unermessliche Qualen erleiden, bevor sie getötet wurden. Eine Tötungsart bestand darin, ihnen das Rückgrat durchzusägen. Entdeckte man in einem Dorf Christen, so wurden sie zusammen mit allen Dorfbewohnern gefesselt und in die Stadt geschleppt. Auf dem Weg bis zum Marktplatz stießen die Soldaten mit ihren Lanzen nach ihnen. Dann hieb man ihnen die Köpfe ab, die anschließend auf den Lanzen zur Schau gestellt wurden.
    Dieses Schreckensregiment fand 1861 mit dem Tod der Königin Ranavalona I. ein Ende. Den Thron bestieg ihr Sohn Rakoto unter dem Namen Radama II., der Madagaskar für die Europäer öffnete. Die Missionare kehrten zurück und setzten ihr Werk fort. Frankreich schloss mit ihm einen Vertrag, in dem es ihn als „König von Madagaskar“ anerkannte.

NACHWORT
    Diese Sammlung von Biografien ungewöhnlicher Herrscherinnen spannt den Bogen von der dunklen, nur durch archäologische Quellen bezeugten Frühzeit über die orientalischen Hochkulturen, das chinesische Kaiserreich, die Antike, das europäische Mittelalter, die frühe Neuzeit bis zum 19. Jahrhundert. Es wurden nur solche Biografien aufgenommen, die nach dem heutigen Forschungsstand gut durch Quellen dokumentiert sind. Natürlich gibt es auch im 20. Jahrhundert Frauen an der Seite mächtiger Diktatoren wie beispielsweise Maos vierte Frau Tschiang Tsching in China oder Elena Ceauşescu, die mächtigste Frau im kommunistischen Rumänien, die im Schatten ihrer Männer wie Tyranninnen regiert haben sollen. Die darüber vorliegenden Quellen sind aber so dürftig, dass man letztlich nur auf Zeitungsberichte zurückgreifen könnte, deren Wahrheitsgehalt nicht überprüfbar ist. Sehr leicht würde man sich im Bereich von Vermutungen und Spekulationen bewegen. Viele Berichte über die Taten von Maos Ehefrau, besonders wenn sie sich auf die Zeit vor der berüchtigten Kulturrevolution beziehen, beruhen nachweislich auf sowjetischen Quellen, die für sich keine Objektivität beanspruchen können und Teil der politischen Auseinandersetzung zwischen China und der ehemaligen Sowjetunion sind.
    Unsere Galerie der ungewöhnlichen Frauengestalten enthält nicht nur „starke Frauen“, die den regierenden Männern ihrer Zeit das Fürchten lehrten, sondern sie waren ausgesprochen grausame und blutrünstige Tyranninnen, deren ausgeprägte Sexualität weit über das normale Maß hinausging. Solche grausamen Herrscherinnen bilden sicherlich in einer von Männern dominierten Welt eine Minderheit und sind nur ein Ausnahmefall unter der Vielzahl der Despoten und Tyrannen. Der Regelfall war eben, dass der Thron an einen Mann vererbt wurde. Aber dieses Bild ändert sich sofort, wenn man davon ausgeht, dass ein Herrscher wie seine Untertanen verheiratet ist. Starke Frauen mit einem ausgeprägten Machtwillen können über ihre erotische Macht einen schwachen und willenlosen Herrscher nachhaltig beeinflussen. Durch ein solches „Bettgeflüster“ können Entscheidungen über Leben und Tod unzähliger Menschen
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