Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Titel: Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
Autoren: Helmut Werner
Vom Netzwerk:
anzueignen, bestand darin, einen Richter, der den Titel Tsitialenga trug, „einer der nicht lügt“, in das Haus des ausgewählten Opfers zu schicken, diesem dann seine Lanze in den Bodenstecken und das Opfer Verbrechen besonders gegen die Königin bezichtigen zu lassen. Meist verlor der Beschuldigte seinen ganzen Besitz oder den größten Teil davon, auch wenn es ihm gelang, den korrupten Richter zu bestechen.
    Die Reisen der Königin in ihre Provinzen endeten meist mit einer Hungersnot unter der Bevölkerung. So starben 1845 in der Provinz Manerinerina 10000 Menschen, als sich die Königin mit einem Gefolge von 50000 Begleitern dorthin begab, um Büffel zu jagen. Sie hatte die Adligen und alle Offiziere aus der Umgebung der Königsstadt Tananariva dazu eingeladen, die jedoch verpflichtet waren, alle Diener und Sklaven mitzunehmen. Über 1 200 Mann marschierten immer eine Tagesreise voraus, um die Straßen auszubessern, Rastplätze anzulegen und die Bewohner der Dörfer, an denen der Zug der Königin vorbeikam, zur Mitarbeit heranzuziehen. Ein Teil der Dorfbewohner musste nach dem Abmarsch der Königin dem Zug folgen. Da sich jeder Teilnehmer dieses Marschs selbst versorgen musste, trat bald eine große Hungersnot auf.
    Um die ihr verhassten Europäer, besonders aber die Missionare von Madagaskar fernzuhalten, erörterte sie mit ihren Ministern die irrwitzigsten Pläne. So sollte die ganze Insel mit einer Mauer umgeben werden, oder große Scheren sollten an den Zufahrtsstraßen zur Königsstadt aufgestellt werden, die jeden missliebigen Gast in zwei Teile zerschnitten.
    Ida Pfeiffer war Zeuge, wie der Sohn der Königin, Prinz Rakoto, mit einem Franzosen, der bei der Königin in hohem Ansehen stand, eine Verschwörung plante, um die Königin zu stürzen. Prinz Rakoto, der erst mehrere Jahre nach dem Tod seines Vaters Ramada geboren worden war, galt trotzdem als sein rechtmäßiger Sohn. Diese Verschwörung scheiterte, weil sie an den Adoptivsohn der Königin, Ramboasalama, verratenwurde. Dieser Rivale des leiblichen Sohnes Rakoto war von der Königin adoptiert worden, weil sie jede Hoffnung auf Nachkommen verloren hatte. Als sie wider Erwarten schwanger wurde und ihren Sohn gebar, konnte sie zwar die Adoption nicht mehr rückgängig machen, aber sie nahm Ramboasalama die Rechte eines Thronfolgers. Beim Volk war der Prinz Rakoto sehr beliebt, weil er sich bemühte, die grausamen Strafen und Hinrichtungen zu verhindern. Immer war er bereit, die Verwandten der Verurteilten anzuhören. Selbst in der Nacht weckte man ihn, damit er eine am nächsten Tag angesetzte Hinrichtung noch von seiner Mutter aussetzen ließ. Wenn ihm dies nicht gelang, ging er zum Richtplatz und schnitt unauffällig dem Opfer die Fesseln durch und forderte es auf zu fliehen. Obwohl man seiner Mutter dies sofort berichtete, unternahm sie nichts gegen ihren Lieblingssohn, sondern erteilte nur die Anweisung, dass in Zukunft Todesurteile und deren Vollstreckung unter strenger Geheimhaltung stattfinden müssten.
    Nach der Aufdeckung der Verschwörung ihres Sohnes ließ sich die Königin nichts anmerken. Aber ihre Wut und ihren Zorn beruhigte sie, indem sie furchtbare Rache an den Christen nahm. Dem Volk wurde in den frühen Morgenstunden verkündet, dass es sich zu einer Versammlung auf dem Marktplatz einzufinden habe. Die Eingänge der Stadt wurden von den Soldaten besetzt, damit niemand fliehen konnte. Ein königlicher Beamter verkündete den versammelten Untertanen, die Königin habe Hinweise, dass sich sehr viele Christen in der Königsstadt aufhielten, obwohl diese Religion streng verboten sei. Die Untersuchungen würden sich auf einen Zeitraum von 15 Tagen erstrecken. Wer sich selbst stellte, sollte mit dem Leben davonkommen. Alle anderen Personen, dieals Christen überführt würden, müssten mit einer besonders grausamen Hinrichtung rechnen. Unter den Christen in der Stadt gab es einen Verräter, der ein vollständiges Verzeichnis aller Glaubensmitglieder angefertigt hatte, das er der Königin übergeben wollte, um ihr Wohlwollen zu gewinnen. Glücklicherweise war es der Prinzen Rakoto, den er bat, dieses Dokument der Königin zu übergeben. Der Prinz zerriss es und drohte dem Denunzianten, er würde ihn sofort hinrichten lassen, wenn er eine Zweitschrift anfertigen sollte. Die Christen waren gewarnt, so dass ein großer Teil fliehen konnte. Aber im Besitz der Königin befanden sich Briefe, die ein englischer Missionar auf Schleichwegen an die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher