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Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Titel: Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
Autoren: Helmut Werner
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von Montesquieu, „Der Geist der Gesetze“, nannte sie ihr Gebetbuch. Als 15-jährige hatte sie schon eine philosophische Abhandlung mit dem Titel „Porträt einer Philosophin“ geschrieben, die aber verloren ging. In dieser Instruktion, die als „Nakas“ in die Geschichte einging, war oft die Rede von Freiheit, Menschenwürde und Toleranz. Ihre Berater warnten sie vor den Folgen solcher Gedanken, da sie leicht dazu führen könnten, ihrer eigenen Herrschaft die Grundlage zu entziehen. Schon nach einem Jahr wurden mit stillschweigender Zustimmung der Zarin über die Hälfte der verfassten Artikel zusammengestrichen. Schließlich kam Katharina zu der Überzeugung, dass ein solches Gesetzbuch nicht von einer schlecht vorbereiteten Kommission, sondern von erfahrenen Juristen erarbeitet werden müsse. Der Beginn der Türkenkriege war ihr dann ein willkommener Anlass, die Kommission zu vertagen und dann nicht mehr einzuberufen.
    Ihre Kritiker behaupteten aber, dass alles nur Theater gewesen sei, um das Ausland zu täuschen. Es sollte der Eindruck entstehen, dass Russland kein rückständiges Land und von den geistigen Strömungen in den westeuropäischen Ländern abgeschnitten sei. Als diese aufklärerischen Ideen in der Französischen Revolution verwirklicht wurden, wandte sie sich mit Abscheu von Voltaire ab, den sie als junge Frau fast vergöttert hatte.
    Ihren letzten Willen, ihren Sohn Paul von der Thronfolge auszuschließen und ihren Enkel Alexander zu ihrem Nachfolger zu bestimmen, verhinderte ihr Tod im Jahre 1796. Aber selbst ihre schärfsten Kritiker müssen dieser machtbesessenen Frau, die hemmungslos ihre Leidenschaften auslebte, zugestehen, dass unter ihrer Herrschaft Russland zu einer Großmacht aufgestiegen war, die ebenbürtig neben den großen westeuropäischen Monarchien stand.

KAPITEL 13
Die grausame Ranavalona I. –
Eine afrikanische Herrscherin
    Die Insel Madagaskar im Indischen Ozean, die 400 Kilometer vor dem afrikanischen Kontinent liegt, wurde im 11. Jahrhundert von dem hellhäutigen Volk der Hova in Besitz genommen. Dieses asiatische Volk, das wahrscheinlich malaiischer Abstammung ist, drängte die beiden einheimischen Volksstämme der Vazimba und Sakalaven in die unwirtlichen Randgebiete der Insel. Anfänglich war der Stamm der Hova in kleine Stammesfürstentümer aufgeteilt, die im 18. Jahrhundert Andrianampoinimerina, abgekürzt Nampoina, der Fürst der späteren Königsstadt Tananariva, unter seiner Regierung vereinigte. Als er 1810 starb, folgte ihm sein Sohn Radama nach. Seine Sympathie für die Europäer, besonders für die Engländer, wurde maßlos enttäuscht, weil sie seine Hochachtung vor der europäischen Kultur als Kolonialisten schamlos ausnutzten. Mit Ausnahme von wenigen Stämmen der Urbevölkerung in entlegenen Teilen der Insel war seine Stellung als König der Madegassen unbestritten. Zu seinen Verdiensten gehörten das Verbot des Sklavenhandels und die Abschaffung der Todesstrafe.
    Seine erste Frau Ranavalona folgte ihm 1828 auf dem Thron nach. Wenngleich sich ihr Mann in den letzten Jahren seiner Regierung auch Ausschweifungen hingab, so konnte man ihm jedoch nicht die Grausamkeiten vorwerfen, die seine Frau, eine der grausamsten Herrscherinnen Afrikas, beging. Bei ihrem Amtsantritt ließ sie sofort sieben ihrer nächsten Verwandten hinrichten. Im Bericht eines englischen Missionars heißt es sogar, sie habe die ganze Verwandtschaft ihres Mannes beseitigt mitsamt den Adligen, die einen Thronanspruch besitzen, wenn der König keinen Thronfolger hat. Besonders groß war ihr Hass gegen die Engländer, so dass sie sofort alle englischen Bürger und Einheimische englischer Abstammung hinrichten ließ. Den Franzosen nahm sie einen kleinen Landstrich an der Küste von Banatobe wieder ab. Die ausländischen Missionare wurde vertrieben, und jede Werbung für das Christentum war bei Todesstrafe verboten.
    Einen genauen Bericht über die Verbrechen dieser grausamen und blutdürstigen Königin gibt die österreichische Reiseschriftstellerin und Forschungsreisende Ida Pfeiffer. Sie besuchte die Insel Madagaskar im Jahre 1857 und wurde Zeugin einer grausamen Verfolgung von Christen, die sie in ihrem 1868 in Wien erschienenen Buch „Reise nach Madagaskar“ schildert.
    Die Bevölkerung dieser Insel war in elf Kasten eingeteilt. Zu den beiden oberen Kasten gehörten die regierenden Häupter und die Abkömmlinge der königlichen Familie. Der Adel verteilte sich je nach Rang auf die
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