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Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Titel: Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
Autoren: Helmut Werner
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sechste bis vierte Kaste. Das einfache Volk und die Sklaven, die in Weiße und Schwarze unterteilt waren, bildeten die unteren Kasten. Die Grenzen zwischen den oberen Kasten waren durchlässig, aber ein Adliger durfte niemals eine Frau heiraten, die zwei Kasten unterihm stand. In noch früheren Zeiten war sogar ein Liebesverhältnis zu einer Sklavin streng verboten. Wenn eine solche Beziehung entdeckt wurde, musste dieser Adlige mit der Todesstrafe rechnen. Er konnte sein Leben nur retten, wenn er der Sklavin die Freiheit schenkte. Jeder Mann konnte sich so viele Frauen nehmen, wie er wollte. Bei den Adligen hatte eine gewisse Anzahl von Frauen einen Anspruch auf einen Titel. Nur dem König war eine Grenze von zwölf Gattinnen gesetzt, die alle aus den höchsten Familien stammen mussten. Wenn eine Königin an der Macht war, konnte sie, sooft es ihr gefiel, ihren Ehemann fortschicken und sich einen neuen auswählen.
    Die Sklaven, deren Lage von Ida Pfeiffer als nicht ungünstig beschrieben wird, konnten jederzeit mit einem Stock gezüchtigt oder zum Tod verurteilt werden. Die Landesgesetze verboten aber, dass der Stock mit Eisen beschlagen war. Das Land war fast ausschließlich im Besitz der Königin oder des Adels, die den Bauern die Erlaubnis gaben, ein Stück Land zu bebauen, wenn sie einen Zentner Reis an die Besitzer ablieferten. Drückend waren aber die Frondienste, die den größten Teil der Arbeitskraft in Anspruch nahmen, so dass kaum Zeit blieb, ein Stück herrenloses Land zu bebauen. Eingeborene, die an den Straßen lebten, mussten damit rechen, dass sie kostenlose Transportdienste verrichten mussten. Wer sich diesen Frondiensten durch Flucht in abgelegene Gebiete entzog, musste mit der Todesstrafe rechnen. Auch die Häuser für die Königin und ihre Vertrauten mussten die Untertanen ohne Lohn und Kost errichten. Bei diesen Arbeiten mussten sie singen und guter Laune sein, um der Königin zu beweisen, dass sie mit ihrem Schicksal zufrieden seien. Bei solchen Arbeiten wurden oft mehr als 1500 Männer eingesetzt.
    Aber die Madegassen wurden nicht nur genötigt, kostenlose Arbeiten für die Königin zu verrichten, sondern mussten auch das Geld für besondere Staatsausgaben aufbringen. Als die Königin 1845 30000 Gewehre aus Frankreich für 435000 Mark gekauft hatte, musste die Bevölkerung das Geld dafür aufbringen. Die reichsten Bürger hatten 1 500 Mark zu entrichten, aber auch die Ärmsten mussten beisteuern, ja selbst die Sklaven waren nicht ausgenommen. Außer durch Frondienste wurde die Freiheit der einfachen Bevölkerung durch das Zwangsrekrutierungssystem der Königin erheblich eingeschränkt. Es genügt nur ein Wort der Königin und schon hatte sie Tausende von Soldaten, für die sie keinen Sold bezahlte, weil sie sich selbst ernähren mussten. Den Soldaten wurde von ihren Offizieren erlaubt, sich in benachbarten Dörfern als Arbeiter zu verdingen.
    Alle Madegassen, auch die Angehörigen des herrschenden Stammes der Hovas standen unter der blutigen und eisernen Hand der Königin Ranavalona. Dass ihre Devise lautete: „Blut und immer Blut“, das beweisen die folgenden von Ida Pfeiffer berichteten Vorfälle.
    Als die Königin im Jahre 1832 große Teile der östlichen Provinzen eroberte, in denen das unterworfene Volk der Sakalaven wohnte, erteilte sie den Befehl, dass sich alle Männer an einem bestimmten Ort einfinden sollten, um ihr zu huldigen. Es versammelten sich 25000 Männer, die alle ihre Waffen ablegen und sich auf einem von der Armee umstellten Platz aufstellen mussten. Nachdem sie sich niedergekniet hatten, wurden sie niedergemetzelt. Ihre Frauen und Kinder wurden als Sklaven verkauft. Fünf Jahre später beunruhigten die Königin Berichte ihrer Beamten, dass sich unter ihrem Volk viele Zauberer, Diebe, Grabschänder und andere Verbrecher befänden.Ranavalona erließ eine Anordnung, nach der sie jedem Madegassen das Leben schenkte, der freiwillig ein solches Verbrechen bekennen würde. Wer dies unterließe, müsse mit der Todesstrafe rechnen. 1500 Personen stellten sich freiwillig, während 96 den Behörden verraten wurden. Von diesen wurden 14 verbrannt und die übrigen von einem Felsen herabgestoßen, in eine Grube geworfen und mit heißem Wasser übergossen, mit einer Lanze durchstoßen, vergiftet, geköpft, ihnen wurden die Glieder der Reihe nach abgeschnitten oder sie wurden in eine Matte eingenäht, so dass sie bei lebendigem Leib verfaulten. Aber auch die geständigen Täter, die
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