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Tyrannenmord

Tyrannenmord

Titel: Tyrannenmord
Autoren: Roy Jensen
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ganzen Sachen?«, ängstigte sich Erika Long. »Ich habe den Arzt hier gefragt, aber der konnte oder wollte mir keine Auskunft geben.«
    »Tut mir sehr leid für Sie«, antwortete Schmidt, genauestens auf die Reaktion der Kranken achtend, »es ist bedauerlicherweise«, und das meinte der Fahnder natürlich nun im wahrsten Sinne des Wortes, »bedauerlicherweise alles verbrannt.«
    »Das ist nicht wahr, oh nein, oh nein«, entfuhr es der Frau. Doch blankes Entsetzen sah nach seinen Erfahrungen irgendwie anders auch und das irritierte Schmidt.
    »Wir haben übrigens im Brandschutt Spuren von Brandbeschleuniger nachweisen können.«
    Schmidt war an das Fenster getreten und sah auf das, den Klinik-Komplex umkränzende Parkgelände hinaus. Auf einigen der Holzbänke genoss eine kleine Ansammlung von Pflegekräften die kurze Pause in den warmen Strahlen der Mittagssonne, die durch eine Wolkenbank in intensiven Grün-Grau angenehm gefiltert war.
    »Wie schizophren wir Menschen doch sind und im Verdrängen wahre Weltmeister«, sinnierte Schmidt, als er sah, wie von dem leuchtend weißen Grüppchen Gesundheitshelfern bläuliche Rauchwolken gen Himmel stiegen.
    »Denken Sie bitte mal nach, Frau Long«, fuhr Schmidt dann fort, jetzt dem Bett zugewandt. »Haben Sie sich – und ich meine nicht nur die jüngsten Ereignisse im Zusammenhang mit der Biker-Szene, sondern womöglich die Jahre davor – vielleicht irgendwelche Feinde gemacht?«
    »Nein, nein, das halte ich eher für unwahrscheinlich. Vielleicht haben Sie ja gehört, dass ich mit meinem direkten Nachbarn, dem Hinz Henningsen, nicht viel am Hut habe, weil er zusammen mit seinen werten Kollegen, den selbsternannten Hegern von Flora und Fauna, unschuldige Tiere ermordet.« Erika Long hustete und legte eine Pause ein, denn das Reden strengte sie sehr an. »Und es stört die Kerle natürlich in ihrer selbstherrlichen Jagdausübung nach Gutsherrenart sehr empfindlich, wenn ich gegen diese zusammen mit anderen Tierschützern schon einige Male lautstark prostiert habe … aber dass die Abneigung so weit geht, dass einer deswegen Feuer legt – nein, das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.«
    »Also gut, Frau Long.« Schmidt ließ sich auf dem Stuhl an der rechten Bettseite nieder. »Dann tippe ich definitiv auf verärgerte Biker, die sich aus reiner Rachsucht zu diesem Schritt genötigt sahen.«
    »Das könnte durchaus sein«, gab Erika Long zu, »denn ich bin bei unseren Aktionen ja öffentlich in Erscheinung getreten, und das handgemalte Verbotsschild vor meinem Haus sagte ja auch unmissverständlich jedem Vorbeifahrenden, welche Ansicht ich vertrete.«
    »Meinen Sie zum Beispiel die Blockade ihres Wirtschaftsweges mit den aufgetürmten Strohballen?«, fragte Schmidt.
    »Ja, zum Beispiel«, wiederholte Erika Long, »obwohl das ja ursprünglich von Henningsen ausgegangen war und auf dessen Konto geht, hat man mich gesehen und sicher damit in Verbindung gebracht.«
    »Und was sagen Sie zu der Sache mit den falschen Umleitungsschildern an der Gabelung Richtung Langballig und Sörup, der Gülle-Anschlag am Strandweg und die spektakuläre Blockade der Langballiger Chaussee durch eine Kette von Gasmaskenträgern?«, setzte Schmidt nach. »Da waren Sie doch sicherlich dran beteiligt?«
    »Also, bei der Menschenkette war ich dabei, warum sollte ich das leugnen, zumal ja Hensel und Co. nach Auflösung der Blockade unsere Personalien aufgenommen haben. Damit die Bestrafung ja die Richtigen trifft, nicht wahr, Herr Hauptkommissar?«, erwiderte Erika Long kriegerisch, fast schon wieder die alte.
    »Gut, gut, Frau Long, diese Aktionen interessieren die Mordkommission allenfalls nur am Rande«, winkte Schmidt ab. »Und ich brauche Ihnen wohl nicht erst zu sagen, warum ich eigentlich hier bin.«
    »Nee, Herr Hauptkommissar, das brauchen Sie in der Tat nicht, Sie ermitteln gegen mich und glauben, dass ich etwas mit dem Mord dort unten am Bikertreff zu tun haben könnte, nicht wahr?«
    »Ja, genau das glaube ich, Frau Long, denn wir haben inzwischen über Sie herausgefunden, dass Sie früher erfolgreiche Bogenschützin waren.«
    »Na und, seit wann ist so was denn strafbar«, erwiderte Erika Long schroff.
    »Nö, strafbar ist das ebenso wenig wie die Tatsachen, dass Sie bereits 1971 in den deutschen Nationalkader berufen worden, wo Sie grade mal siebzehn Lenze zählten, und«, Schmidt holte kurz Luft, »und dass Sie sich im Länderkampf Deutschland gegen Frankreich 1978 den ersten
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