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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)
Autoren: Loons Gerringer
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seiner Kehle. „Guck dich doch mal um! Wie würd’s dir gehen, wenn du wüsstest, dass du das alles in Gang gebracht hast?! Wenn du
wüsstest, du bist ein Freak – Quatsch, ein Freak war ich letzte Woche – was ich
jetzt bin – ja, erbärmlich könnte passen!“
    „Lass es gut sein. Du wusstest es nicht. Außerdem, wer
sagt dir, dass dieser Ghist-Kerl die ganze Wahrheit gesagt hat? Wer sagt, dass
er die überhaupt kannte?“
    „Er hatte Recht! Es stimmt alles! Ich war schon früher
hier! Ich kann mich an so vieles erinnern! Ich hab das Ding doch nur deshalb
gefunden, weil ich mich erinnern kann! Er hatte Recht. Ich bin dieser Tyggboren!
Es ist meine Schuld!“ Japsend musste er aufhören, er kriegte keine Luft mehr.
    „Ist es nicht. Du bist nur James. Du kannst nur dein
Leben leben. Für das, was vorher war, bist du nicht verantwortlich. Du hast es
nicht gewusst! Du hättest es nie absichtlich getan!“
    „Ist doch auch nicht mehr wichtig. Wer Schuld hat –
was bedeutet das schon noch. Das hier ist das Ende. Man kann es nicht stoppen. Wen
kratzt es, wer es war, wenn gar keiner mehr übrigbleibt, der das fragen kann?“
    „Ich versteh, was du meinst. Aber ich glaub nicht,
dass es das letzte Wort ist.“
    „Und es war alles umsonst! Dieser ganze Weg, diese
ganzen beschissenen, endlosen Anstrengungen! Die ganze Zeit hab ich gedacht, es
ginge darum, dass ich uns wieder nach Hause zurückbringe. Das war das
Allerwichtigste – ich hab nur dafür immer weitergemacht! Und dann – und dann
stellt sich raus, dass das gar nicht stimmt! Dass ich reingelegt worden bin.
Dass ich nur ein Werkzeug für was ganz anderes war! Und jetzt hab ich meinen
Job erledigt und bin weggeschmissen worden. Fertig. Das war’s.“
    „James –“
    „Und wo wir schon davon reden: Ich hab keinen Bock auf
noch mehr beschissene Anstrengungen! Mich weiter von dir hier durch die Gegend
hetzen zu lassen und so! Ich glaub, ich bleib morgen einfach hier.“
    „Und was wird dann aus den dreien? Wenn du sie auch
noch hängenlässt?“
    „Versuch nicht, mir irgendeinen Scheiß zu erzählen!
Lass mich einfach in Ruhe!“
    „Du tust dir leid. Ist sonst gar nicht deine Art.“
    „Was weißt du schon von mir?!“
    Der Unverwüstliche Große Anführer sah ihn nur an mit
seinem gelassenen Blick, sagte nichts, wrang einfach nur sein Tuch aus, so gut
das mit einer Hand eben ging. Diese ewige Selbstgewissheit konnte einen rasend
machen! Welchen Grund hatte der, sich immer noch cool über all das hier zu
stellen, als ginge es ihn gar nichts an?! Auf einmal platzte die Wut aus ihm
heraus.
    „Du! Du kannst dir das Gesülze sparen! Du bist mir
noch eine Erklärung schuldig! Wie war das mit dem Herrn von Fornestembre, hä?
Du bist einfach abgehauen, anstatt es zu erklären! Hast du gehofft, du kämst
davon, ohne dass ich nachfrage? Weißt du, was Orla gesagt hat? Sie hat gesagt:
Wenn alles verloren ist, dann ist der Herr von Fornestembre die Gunst, die
Larenni dagegengesetzt hat! Gut, jetzt ist alles verloren! Sie hat’s
gewusst. Und ich will jetzt endlich wissen, was das bedeutet! Es hat auf jeden
Fall mit dir zu tun!“
    Er hatte die schale Genugtuung, die Selbstgefälligkeit
aus Firns Gesicht verschwinden zu sehen. Einen Moment dachte er, Firn würde
einfach aufstehen und weggehen.
    „Wag es ja nicht, jetzt wieder abzuhauen! Du erklärst
mir das jetzt!“
    Firn zog seine Füße aus dem Wasser und lehnte sich
schließlich an einen von den mickrigen Birkenstämmen zurück. „Ich wollte
sowieso mit dir darüber reden.“
    „Ach ja? Dann mach doch!“
    „Ich überleg ja nur, wo ich anfangen soll!“
    „Fang einfach mit dem Anfang an. Fornestembre, das ist deine Harfe. Also – weiter!“
    „Nicht meine. Sie gehörte der Schwester meines
Großvaters … der hat sie da oben im Zwingturm eingesperrt, sie und die Harfe …
ich hab dir das ja schon erzählt –“
    „Ja. Weil es ihm nicht passte, dass sie als Mann
verkleidet durchs Land zog.“
    Firn nickte. Auf seinem Gesicht waren schon wieder
feine schwarze Stäubchen gelandet. Sogar in seinen Wimpern hingen sie.
    „Und weiter?“
    „Ich hab sie beim Spielen entdeckt … da war ich so
fünf, sechs Jahre alt. Bin durch eine Tapetentür da reingeplatzt, in dieses
geheime Zimmer. All diese abgedeckten Möbel! Es war unheimlich – wie ’ne
zugedeckte Leiche – man musste einfach unter die Tücher gucken. Und alles war
tot, toter alter Kram – und dann deckte ich die Harfe auf – und die war
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