Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)
Autoren: Loons Gerringer
Vom Netzwerk:
Inglewing
hatte ein überraschendes Talent zum Babysitter entwickelt. Die fühlten sich
irgendwie sicher bei ihm. Er hatte sogar vor Sandrous Augen Gnade gefunden, und
der ließ sonst nur seinen Carmino gelten. Klar, dass der jetzt auch wieder mit
Heulen anfing.
    Er fand es schon schwer genug zu ertragen, dass die
anderen dauernd um ihn rum waren. Aber Gefühlsausbrüche waren einfach zu viel. Zeit,
sich zu verdrücken. Ihm war’s sowieso egal, wohin es Inglewing trieb. Der
konnte die Dinge auch nicht ändern.
    „Ich komme zurück, versprochen! Ich komme mit Kate
nach Montagu’s Cove, und dann – vielleicht gehen wir alle nach Halmyre! Wie ich
Oona kenne – das ist meine Großmutter, ihr habt sie ja kennengelernt – die
arbeitet bestimmt schon daran, ihr ganzes Gut gegen dieses Zeug zu verpacken.
Gelichterland, denkt dran! Mit Plagen kennen wir uns da aus.“
    „Heißt das, ihr könnt vielleicht was gegen das Zeug
machen?“ Carmino, der war so hoffnungslos naiv!
    „Irgendwann wird es aufhören, sich so rabiat
auszubreiten. Man wird etwas finden, da bin ich –“
    „Ach, das ist doch alles Quatsch ! Alles geht
kaputt, siehst du das nicht? Die Welt kratzt einfach ab!“, schrie Pix. „Hier
und da und überall!“
    „So ganz stimmt das nicht“, wandte Inglewing leise
ein. „Sie verändert sich. Für uns passt sie nicht mehr. Aber tot ist sie
nicht. Habt ihr nicht auch schon mal gedacht … also, mir kommt es so vor, als
würde sie sich in etwas verwandeln, das die Heimat für ganz andere Wesen sein
könnte.“
    „Für die Brogor vielleicht“, meinte Firn und warf
Eichhörncheneingeweide ins Feuer. „Dann hätte diese Fluchgeschichte einen
Sinn.“
    „Aber wir werden darin sterben, Blödmann!“,
schrie Pix. „Deine Brogor interessieren mich einen Scheiß! Wir können
das Zeug nicht essen. Die Tiere auch nicht. Wir werden verhungern. Der Kram
funktioniert kaum als Brennholz, ist dir das noch nicht aufgefallen?!“
    „Menschen finden immer einen Weg“, sagte Inglewing.
„Ich wette, dass der Waird in diesem Moment schon Saatsilos anlegt und
unterirdische Gärten und wer weiß was. Jetzt können sie ihren verdammten Vigdal
nutzen … all der Schnee, das Eis da oben, das müsste die perfekte Sperre sein.
Merelle hat wohl Recht behalten. Wenn man irgendwo überleben kann, dann da oben
im Eis.“
    Ja, wenn man mit einer Schneediät auskam. Er hatte
jetzt genug von dieser Diskussion. Auch wenn sie immerhin zum ersten Mal
Klartext redeten – es drehte sich ja doch im Kreis. Er stand auf und hörte
seine Rippen dabei knirschen. Machte sich auf den Weg zum Bach, während das
Gerede hinter ihm immer noch weiterging und Wellen schlug. Am Bach konnte er
das Knie endlich kühlen, und da war Ruhe. Vielleicht dachte er auch noch mal
über die Sache mit dem Gürtel nach.
     
    2.
    Unterhalb der entlaubten Birken war die Bachböschung
weniger steil, sodass man am Wasser sitzen konnte. An einem wärmeren Tag hätte man
die Schuhe ausziehen und die Füße ins Wasser hängenlassen können. Bis vor
kurzem hatte es hier wohl jede Menge Ufergrün gegeben, aber jetzt war alles
grau. Nein, die eingerollten Blätter an den Sträuchern neben ihm waren schwarz.
Orla fiel ihm ein. Orla, wie sie Frillortgärtchen am Bachufer säte. Was hatte
sie gewusst? Hätte sie ihn warnen können?
    Sinnlos, darüber nachzugrübeln. Hauptsache, er war
allein. Zu den armen Schweinen da oben in der Höhle gehörte er nicht mehr – jemand
wie er konnte zu gar keiner Gemeinschaft dazugehören. Er war schuld daran, dass
sie jetzt arme Schweine waren. Er wollte nicht länger mitkriegen, wie ihre
Blicke seine Erbärmlichkeit bestätigten. Der ist doch nicht mehr ganz dicht.
Kriegt nichts mehr mit, spricht nicht mehr. Zuckt ständig zurück, als hätte er
Angst, dass man ihn schlägt. Voll das Opfer . So würde es Pix
zusammenfassen. Das passte. Er hatte sich von einer Frau zusammenschlagen
lassen. Der kleine Hakemi war zu schwach gewesen, um sich zu wehren. Hatte sich
lieber wie ein Wurm am Boden gekrümmt, statt die alte Hexe von der Klippe zu
werfen. War nur darauf bedacht gewesen, sich zu schützen, damit sie ihm nicht
noch mehr Schmerzen zufügen konnte. Hatte nur noch gehofft, dass sie irgendwann
damit aufhörte.
    Und, ein Tusch für die größte Lächerlichkeit, er
krümmte sich immer noch zusammen, wenn er nur daran dachte, und jeder, der sich
ihm näherte, machte ihn misstrauisch. Der Gedanke an den Sprung von den Felsen
oder an den Gürtel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher