Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Turrinis Bauch - Kriminalroman

Turrinis Bauch - Kriminalroman

Titel: Turrinis Bauch - Kriminalroman
Autoren: Franz Friedrich Altmann
Vom Netzwerk:
einkehren müssen. In alle. Hat er dann von Gallneukirchen bis nach Linz rennen müssen. Hat es nur knapp geschafft, dass er um sechs bei der Dreifaltigkeitssäule am Linzer Hauptplatz war. Aber auch nur, weil er das letzte Stückerl mit der Straßenbahn gefahren ist. Haupt­sache, die Gucki ist ihm nicht draufgekommen!
    Nachdem man endlich genug gefachsimpelt und gewettet hat, richtet man mit ziemlicher Verspätung doch noch übers Tarockieren. Sobald aber jeder einmal seine Karten in der Hand hat, sind auch schon alle Wetten und alle Fußball-Weltmeisterschaften vergessen. Und alles andere auch! Beim Tarockieren tauchst du in eine andere Welt ein – bist sozusagen ent , wo Zeit und Raum keine Rolle mehr spielen. Die wirkliche Welt aber hört auf zu existieren.
    Jessas, jetzt hätt ich doch fast vergessen, dass ich ja eigentlich erzählen wollt, wie der Gucki auf einmal so entrisch zumute war! Das war nämlich so: Ist in der Meierhansl-Hütte tarockiert worden, dass die Fetzen nur so geflogen sind. Und auf einmal war es auch schon halber zwei. Obwohl sie grad erst angefangen haben. Weil beim Tarockieren die Zeit nicht vergeht , sondern verrennt . Weil die Zeit eigentlich gar nimmer existiert, wenn du Tarockkarten in der Hand hast. Ich bin mir sicher, dass der Einstein auf seine Relativitätstheorie beim Tarockieren draufgekommen sein muss. Weil da Zeit und Raum relativ sind. Eigentlich sogar wurscht!
    Trotzdem müssen unsere Tarockierer jetzt schön langsam ans Aufhören denken. Weil der Gerri Frühschicht hat. Und da muss er in zwei Stunden wieder aufstehen. Trotzdem ist es heute noch lang nicht vorbei mit der Gaudi. Weil ja der Maxi Bauer ist. Weiß er natürlich, dass der Johnny heute eine Sau abgestochen hat.
    Der Johnny ist einer, der normalerweise auch immer in der Meierhansl-Hütte mit dabei ist. Nur heute nicht. Weil er wie die meisten Bauern bei uns nebenbei in der VOEST hackelt. Und Nachtschicht hat. Die Mizzi – das ist dem Johnny seine Frau – der Johnny ist ja der Einzige von den Nachbarbuben, der eine Frau hat – die Mizzi aber ist auch nicht daheim. Mit den Ortsbäuerinnen zwei Tage nach Mariazell. Wallfahrten.
    „Da wird sie fest beten, die Mizzi, dass der Johnny nicht gar so viel tarockiert und nicht gar so viel sauft!“, meint der Fuzzi. Und erzählt gleich einen blöden Witz, in dem es darum geht, dass es den verheirateten Männern so furchtbar schlecht geht.
    Den spar ich mir aber eh, den Witz. Sonst heißt es womöglich noch: Ich bin frauenfeindlich! Und außerdem geht es da jetzt nicht um Witze, sondern um ein altehrwürdiges Brauchtum: ums Sauschädel-Stehlen nämlich!
    Muss ich vielleicht für die Nicht-Mühlviertler ein bisserl erklären. Wenn du eine Sau abstichst, musst du sie zwei, drei Tage hängen lassen, bevor das Fleisch zum Essen ist. Im Kühlraum, wenn du einen hast, oder im Keller. Wo es halt halbwegs kühl ist. Wenn du dann aber ein Pech hast, wird dir der Schädel von der Sau in der Nacht gestohlen. Weil deine Nachbarn und Freunde ja den Hausbrauch kennen und genau wissen, bei welcher Stalltür oder bei welchem Stadltor sie hineinkönnen.
    Aber mit dem Stehlen allein ist es noch nicht getan. Zum Schaden – der ist gering, ein Sauschädel ist ja nicht viel wert – kommt ja auch noch der Spott. In Form von einer Gerichtsverhandlung. Da wirft dir dann einer – der, der den Richter spielt – vor, dass du ein schlamperter Hund bist, weil du den Hof nicht ordentlich abgesperrt hast. Dann kannst du zur Strafe auch noch das Essen zahlen, das aus dem Sauschädel fabriziert wird. Meistens ein faschierter Braten mit Kraut und Erdäpfel – wenn es wer genau wissen will. Weil sich die ganze Gerichtsverhandlung natürlich in einem Wirtshaus abspielt. Die Sauschädel-Diebe kommen allerdings auch ordentlich dran. Die müssen nämlich das Trinken zahlen. Und getrunken wird da natürlich nicht zu wenig! Kurzum: eine Mords-Hetz, so ein Sauschädel-Essen!
    Sind die Gucki und der Fuzzi natürlich Feuer und Flamme, wie der Maxi jetzt vorschlagt, dass sie dem Johnny seinem Hof einen Besuch abstatten. Leichter Nieselregen hin, arschkalte Nacht her: So ungemütlich die nächtliche Aktion auch ist – die Vorfreude auf das blöde Gesicht vom Johnny, wenn sie ihm das mit dem Sauschädel am nächsten Dienstag unter die Nase reiben, wiegt das locker auf.
    Und da sind wir auch schon in Winkl. Hausnummer 1. Dem Johnny sein Hof. Wirklich, ein Stadltor ist nicht zugesperrt. Tappen die drei ziemlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher