Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Turrinis Bauch - Kriminalroman

Turrinis Bauch - Kriminalroman

Titel: Turrinis Bauch - Kriminalroman
Autoren: Franz Friedrich Altmann
Vom Netzwerk:
blind durchs Haus. Jeder nur mit einem Feuerzeug. Weil der Maxi zwar eine Plastikwanne für den Sauschädel mithat, die Taschenlampe aber daheim vergessen. Ist der Gucki – wie gesagt – entrisch zumute. Wie wenn sie eine Vorahnung gehabt hätt.
    Hätte sie doch den Turrini mitgenommen! Der hätt die Sau in null Komma nix gehabt. Mit seiner feinen Nase. Und wohler wär ihr auch gewesen. Anscheinend hat sie jetzt die Tür zum Keller gefunden. Mehr ertastet als sonst was. Weil sehen tut sie ja praktisch nix. Erst nach ein paar Mal Rütteln am schmiedeeisernen Türgriff springt das massive Schloss auf. Erbärmlich knarrt die schwere Tür in den Angeln. Mit ihrem Zippo in der ausgestreckten Hand tastet sich die Gucki mit angehaltenem Atem die Stufen hinunter. Dass da herinnen Blut verpritschelt worden ist, das schmeckt ein jeder. Zu dem braucht man kein Hund sein. Patscht die Gucki in ihren Sandalen über den nassen Steinboden. Hoffentlich ist das nur Wasser!
    Ihr kommt es vor wie eine ganze Ewigkeit, wie sie da so in der glitschigen Finsternis dahinschlurft. Und als sie dann endlich was sieht, wär ihr bald das Zippo aus der Hand gefallen. Da ist er, der Schädel! Nur halt leider nicht der Sauschädel, sondern der von der Altenpflegerin. Die, mit der sie vor zwölf Stunden noch geredet hat. Und der schaut die Gucki vorwurfsvoll an. Wie wenn er sagen möcht: „Zehn Euro sind schon ein bisserl wenig für ein Exklusiv-Interview!“
    Das Blond der Haare wirkt noch künstlicher als wie bei Tageslicht. Unnatürlich. Und noch was stimmt nicht an diesem Schädel: Der Rest von der Altenpflegerin ist nicht dran!

III
    Wiaflat ist wieder einmal so ein Mühlviertler Ausdruck, den man eigentlich nicht übersetzen kann. Verwirrt trifft es nicht ganz – und ängstlich auch nicht. Weil die Bedeutung mehr so dazwischen liegt. Vor lauter Verwirrung ängstlich oder vor lauter Angst verwirrt könnte man sagen.
    „Wie kommt der jetzt auf wiaflat ?“, wird man sich fragen. „Da hat die Gucki grad eine Leiche entdeckt – und dem fällt nichts Besseres ein, als dass er schon wieder mit seinem saublöden Mühlviertler Dialekt daherkommt?“
    Ganz einfach: weil unsere Gucki momentan direkt ein bisserl wiaflat ist. Aber wirklich nur ein bisserl. Eine jede andere an ihrer Stelle hätte geschrien wie am Spieß oder gespieben wie ein Reiher oder wär umgefallen wie ein Mehlsack. Die Gucki zündet sich grad halt einmal eine Gauloises filterlos an. Und zieht den Rauch vielleicht eine Spur tiefer hinunter als sonst. Und atmet den Rauch vielleicht eine Spur heftiger aus als sonst. Aber das tut sie immer, wenn sie scharf nachdenkt.
    Gar nicht so leicht, wenn du so zehn, zwölf Bier im Schädel hast! Das Nachdenken nämlich. Was tun – also? Erstens: das Sauschädel-Stehlen für heute vergessen! Zweitens: den Rest von der Altenpflegerin suchen! Drittens: die ganze Altenpflegerin am schnellsten Weg verschwinden lassen! Sonst hat der Johnny den Arsch offen. Weil eine Leiche im Keller macht halt einmal einen ziemlich einen schlechten Eindruck.
    Muss die Gucki als Erstes einmal den Lichtschalter suchen. Obwohl ihr die Finstern lieber gewesen wär. So von wegen gnädigem Verhüllen der Wirklichkeit. Nutzt aber nix! Wenn sie dem Johnny helfen will, muss sie der Wirklichkeit ins Aug schauen. Viel grauslicher kann es ja eh nimmer werden!
    Wird es aber trotzdem. Wie die Gucki den Lichtschalter gefunden hat. Weil der Johnny keine matt funzelnde Glühbirne im Keller hat, sondern ein Mordstrumm Neonröhre. Und was die Gucki da in dem grellen Licht sieht, stellt sogar ihr die Haare auf. Am selben Nirosta-Regal, auf dem der Schädel der Altenpflegerin thront, liegt auch ein Sauschädel. Und schaut die Gucki genauso vorwurfsvoll an. Der Rest von der Sau aber baumelt in zwei Hälften von der Kellerdecke. Genauso wie der Körper der Pflegerin. Nur dass der nicht halbiert ist, dafür ragt so ein Nordic-Walking-Stecken unschön aus dem Brustkorb heraus.
    Bei der Gelegenheit muss ich jetzt aber wirklich einmal was über diese Nordic-Walking-Mode sagen. Das ist doch – abgesehen von der Volkstümlichen Musik und von Red Bull – der allergrößte Schwachsinn, den ich je erlebt hab! Da rennen Leute, die nachweislich nicht gehbehindert sind, mit zwei Stecken durch die Gegend. Wie wenn die Menschheit aus lauter Krüppel bestehen tät, die den aufrechten Gang nicht beherrschen! Ist mir schon klar, dass das eigentlich nicht da hergehört. Aber weil’s wahr ist!
    Wo
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher