Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Turrinis Bauch - Kriminalroman

Turrinis Bauch - Kriminalroman

Titel: Turrinis Bauch - Kriminalroman
Autoren: Franz Friedrich Altmann
Vom Netzwerk:
Mehr Radau wie der Gucki ihre Nachbarbuben im Saustall werden alle Zuschauer miteinander im Gerhard Hanappi Stadion auch nicht schlagen können.
    „Was redet denn der da die ganze Zeit daher?“, wird man sich jetzt fragen. „Was hat denn das Ganze mit der Gucki ihren nackerten Oberschenkeln zu tun?“
    „Nur net hudeln!“, sag ich dann. Wenn ich das nicht gescheit erklär, kennt sich womöglich keiner aus. Und dann heißt es zum Schluss noch: Ich verzapf einen Schmarrn! Aber ich erzähl ja das Ganze nicht zur Gaudi. Das muss man einfach wissen, dass die Gucki fest vorhat, dass sie sich die ganze Fußball- WM 2010 hineinzieht. Und zwar in Mandi’s Saustall .
    Und weil sie da als einzige Frau unter den ganzen fußballnarrischen Männern eine gute Figur abgeben will, hat sie sich heute Vormittag neu eingekleidet und das neue Gewand aus lauter Vorfreude gleich angelassen. Und jetzt kommt auch schon die Erklärung: warum nackerte Oberschenkel? Nicht weil die Gucki einen Minirock anhat – weil sie eine Fußballdress anhat! Blaue Hose, gelb-grünes Leiberl. Beim Sport Riesinger in Freistadt gekauft. Steht ihr wirklich gut! Was aber heißt blau und gelb-grün? Richtig! Nichts anderes als Brasilien! Was anderes tät für die Gucki nie und nimmer in Frage kommen.
    Angefangen hat es damit, dass sie der Opa schon als kleines Mäderl zu jedem LASK -Spiel auf die Gugl mitgenommen hat. Das ist das Fußballstadion in Linz. Und wie sie dann in die Volksschule gekommen ist, hat sie auch schon sämtliche Namen der LASK -Spieler fehlerfrei aufsagen können. Genauso wie die Namen der wichtigsten Jagdflieger der deutschen Wehrmacht. Aber das ist eine andere Geschichte. Das gehört nicht da her, dass der Opa ein bisserl ein alter Nazi war.
    Auf jeden Fall hat sie sich dann zum Geburtstag statt einer Puppe immer einen Fußball gewünscht und statt einem Kleiderl eine Fußballdress. Hat sie sowieso gebraucht. Hat ja von April bis Oktober jeden Tag mit dem Opa trainiert und bei jeder Gelegenheit mit den Nachbarbuben auf der Wiesen Fußball gespielt.
    Aber: Obwohl sie wahrscheinlich das einzige Kind war, das heraußen gehabt hat, was ein Abseits ist, ist sie auf einmal selber im Abseits gelandet. In der Kreuzschwesternschule. „Damit das Kind nicht verwildert!“, hat die Mama gemeint. Weil in einer reinen Mädchenschule – da ist es dann aus und vorbei gewesen mit der ganzen Fußballherrlichkeit. Da hat sie grad einmal die Wahl gehabt zwischen Ballett und Rhythmischer Sportgymnastik.
    Und Verein hat dich damals auch keiner genommen: als Mäderl. War ja noch lang nicht so weit, dass auch die Damen Fußball gespielt hätten. Hat ja nicht einmal der Opa mit seinen ganzen Beziehungen zu den Kriegskameraden geschafft, dass sie bei einem Fußballverein unterkommt. Weil die alten Nazi – die haben es halt mehr mit dem Turnen gehabt.
    Hat sich die Gucki also schweren Herzens mit dem Zuschauen begnügen müssen. Einmal in der Woche mit dem Opa auf die Gugl und natürlich sämtliche Fußballspiele im Fernsehen. Und jetzt kommt es auch schon. Hat die Gucki eines schönen Tages die brasilianische Nationalmannschaft spielen gesehen – nein, nicht einfach nur gesehen : mit offenem Mund und offenem Herzen geschaut !
    Das, was da die Brasilianer mit dem Ball aufgeführt haben – das war so ganz anders als alles, was sie je vorher auf einem Fußballplatz gesehen hat. Das war nicht Mühe und Plage und harte Arbeit wie bei den anderen Mannschaften – das war Eleganz und Witz und Zauberei! Beim Spiel Brasilien–Spanien bei der WM in Mexiko war das. Am 1. Juni 1986. Genau heute vor vierundzwanzig Jahren! Da war die Gucki vierzehn. Ist sie den Brasilianern verfallen. Mit Haut und Haar! Obwohl sie dann im Viertelfinale ausgeschieden sind. Aber unglücklich. Nach einem Elfmeterschießen gegen Frankreich. Für die Gucki trotzdem die Mannschaft. Bis heute: einmal Brasilien – immer Brasilien!
    Und das sollen ihre Nachbarbuben gefälligst zur Kenntnis nehmen. Die alle miteinander für die Deutschen sind. Dass da jetzt kein Missverständnis aufkommt: Natürlich mag bei uns keiner die Deutschen! Die Bayern schon – die sind eh wie mir, aber alle anderen Deutschen können uns gestohlen bleiben! Dieses Zackige, Sture, Humorlose geht unsereinem ganz einfach auf die Nerven. Jetzt aber interessant: So unbeliebt die Deutschen in echt sind, so beliebt ist bei uns der deutsche Fußball. Dabei zeichnet sich der durch genau die gleichen Eigenschaften aus, die wir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher