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Turrinis Bauch - Kriminalroman

Turrinis Bauch - Kriminalroman

Titel: Turrinis Bauch - Kriminalroman
Autoren: Franz Friedrich Altmann
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Bier ist, besser gesagt: viel Bier, dann brauchst du dich nicht wundern, wenn du im Lauf der Jahre ein bisserl in die Breiten gehst. Und außerdem war sie vorher für meinen Geschmack eh zu dürr. Bevor sie ins Mühlviertel übersiedelt ist. Vor zehn Jahren.
    Aber ein bisserl was Wahres ist schon dran an der Gucki ihrer Ausrede. Weil du als Lokaljournalist wirklich ununterbrochen was zum Essen und Trinken angeboten kriegst. Und nicht Nein sagen kannst. Weil sonst die Leute beleidigt sind. Und den Mund nicht mehr aufmachen. Dann kannst du dir deine Geschichte in die Haare schmieren!
    Und erst recht, wenn du was über die Politik schreiben willst: Fressen und Saufen absolut Pflicht! Bei uns im Mühlviertel besteht ja die Politik eigentlich nur aus Einweihungen. Da eine Schule, dort ein Feuerwehrzeughaus. Und auch wenn es nur ein Scheißhaus ist: Eingeweiht wird es trotzdem! Kommen also die hohen Herren aus Linz, halten eine Rede, stürzen ein Stamperl Schnaps hinunter und sind wieder weg. Und können sich auf der Fahrt zur nächsten Einweihung im Dienstauto den Rausch ausschlafen, den sie im Lauf des Tages zusammenkriegen.
    Als Lokaljournalistin kannst du aber nicht einfach verschwinden. Da kannst du nämlich mit dem Herrn Bürgermeister Bratwürstel fressen und Bier saufen und dich ein bisserl sexuell belästigen lassen. Sonst inseriert die Gemeinde nicht mehr ganzseitig in den Mühlviertler Nachrichten . So schaut es aus!
    Und drum wird die Gucki auch bald ausschauen wie – wie ein Nilpferd. Wobei es so ein Nilpferd noch leichter hat, weil es sich nicht in einen Bikini hineinzwängen muss, der an allen Ecken und Enden zwickt. Weil aber der Gucki jetzt das deprimierende Wort Bikinifigur in den Kopf hineingehuscht ist und sich nicht und nicht verscheuchen lässt, fasst sie den unumstößlichen Beschluss, heute noch ein zweites Mal den Sport Riesinger zu beehren. Aber diesmal kauft sie sich ein Radl. Und mit dem fährt sie dann jeden Tag in die Arbeit. Jeden Tag vierzig Kilometer!
    Der Turrini braucht ja auch dringend mehr Bewegung. Wie er so dasitzt mit seiner Kaffeecreme-verschmierten Schnauze und treuherzig um ein viertes Stück Kardinalschnitte bettelt, schaut er von der Figur her mehr einem Seehund ähnlich als wie einem richtigen Hund. Höchste Zeit, dass das Nilpferd und der Seehund ein bisserl Sport betreiben! Und wenn sich die Gucki nicht täuscht, hat sie beim Sport Riesinger sogar ein Radl in den brasilianischen Nationalfarben gesehen. Her damit!
    „Ich bin dann dahin, Renate!“
    „Geht sich doch leicht aus!“
    „Was?“
    „Nach St. Hans.“
    „Wieso St. Hans? Ich fahr heim! St. Anton!“
    „Vorher musst du aber noch zum Hunderter nach St. Hans!“
    Was tät sie nur ohne die Renate? Die hat doch wirklich alle Termine von der Gucki im Kopf! Sie selber hätte den Hunderter glatt verschwitzt. Dabei steht er brettelbreit in ihrem Kalender: vierzehn Uhr, Bezirksaltenheim St. Johann. Muss sie halt das Radl-Kaufen ein bisserl verschieben und mit dem Auto fahren.

II
    Entrisch ist ein Ausdruck, den man an und für sich leicht übersetzen kann. Gespenstisch heißt es auf Hochdeutsch. Heißt aber trotzdem nicht dasselbe!
    Weil keiner mehr an Gespenster glaubt. Eh kein Wunder! Seit sie auch bei uns das depperte Halloween eingeführt haben, fallen dir ja beim Wort Gespenster sofort die verzogenen Fratzen ein, denen man endlich einmal Saures geben müsste. Na, die sollen sich nur einmal hertrauen zu mir! Da gibt es dann statt einem Sackerl Zuckerl ein Packl Haustetschen!
    Gespenster also nur lachhaft. An ein drüben – so die wörtliche Übersetzung von ent – glauben die Leute schon viel eher. Sonst wär ja das Tischerlrücken nicht so beliebt. Im Mühlviertel praktisch Volkssport Nummer zwei. Gleich nach dem Eisstockschießen. Wobei man dazusagen muss, dass das sinnliche Vergnügen Eisstockschießen von den Männern bevorzugt wird, während die Frauen mehr für das übersinnliche Ti­scherlrücken zum Haben sind.
    Weil aber die Gucki trotz allem – trotz ihrem betont männlichen Auftreten – eine Frau ist, ist ihr jetzt auf einmal ziemlich entrisch zumute. Hat direkt eine Gansl­haut. Die kann aber auch daher kommen, dass es zwei in der Früh ist. Und um die Zeit ist es an einem 2. Juni im Mühlviertel doch ganz schön frisch. Und in einem verregneten Frühjahr wie diesem sogar arschkalt. Vor allem, wenn du unter der Lederjacke nichts anhast außer einer Fußballdress. Da nutzen auch die brasilianischen
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