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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer
Autoren: David Eddings
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dies noch nicht das Ende war.
    »Es wird auch Zeit«, sagte die trockene Stimme in seinem Geist.
    »Was soll das heißen?«
    »Warum muß ich dir das jedesmal von neuem erklären?«
    »Was erklären?«
    »Daß ich weiß, was du denkst. Es ist nicht so, als wären wir völlig voneinander getrennt, wie du weißt.«
    »Also schön. Wohin gehen wir von hier aus?«
    »Nach Riva.«
    »Und danach?«
    »Wir werden sehen.«
    »Du wirst es mir nicht sagen?«
    »Nein. Noch nicht. Du bist noch nicht halb so weit gekommen, wie du glaubst. Du hast immer noch einen langen Weg vor dir.«
    »Wenn du mir sowieso nichts erzählst, warum läßt du mich dann nicht einfach in Ruhe?«
    »Ich wollte dir nur raten, keine langfristigen Pläne zu machen. Die Rückgewinnung des Auges war nur ein Schritt. Ein wichtiger Schritt zwar, aber eben nur der Anfang.«
    Und dann, als ob seine Erwähnung das Auge an Garions Anwesenheit erinnert hätte, kehrte sein Lied mit aller Kraft zurück und Garions Konzentration schwand.
    Wenig später blieb Relg stehen und hielt sein schwaches Licht hoch.
    »Was ist los?« fragte Barak und ließ Belgarath zu Boden gleiten.
    »Die Decke ist eingestürzt«, antwortete Relg und deutete auf die rauchenden Trümmer vor ihnen. »Wir können da nicht durch.« Er sah Tante Pol an. »Tut mir leid«, sagte er, und Garion spürte, daß er es aufrichtig meinte. »Die Frau, die wir hier unten zurückgelassen haben, ist auf der anderen Seite des Einsturzes.«
    »Dann finde einen anderen Weg«, sagte sie knapp.
    »Es gibt keinen. Dies war der einzige Gang zu dem Tempel, wo wir sie gefunden haben.«
    »Dann müssen wir ihn eben freigraben.«
    Relg schüttelte ernst den Kopf. »Wir würden nur noch mehr Gestein herunterbrechen lassen. Wahrscheinlich ist es auch auf sie herabgestürzt wenigstens können wir das hoffen.«
    »Ist das nicht ein bißchen sehr niederträchtig, Relg?« fragte Silk spitz. Der Ulgoner wandte sich dem kleinen Mann zu. »Sie hat Wasser und genügend Luft zum Atmen. Wenn der Deckeneinsturz sie nicht getötet hat, kann sie noch wochenlang leben, ehe sie verhungert.« In Relgs Stimme lag ein seltsames, leises Bedauern.
    Silk starrte ihn einen Moment an. »Entschuldige, Relg«, sagte er schließlich. »Ich hatte dich mißverstanden.«
    »Wer in Höhlen lebt, hat nicht das Bedürfnis, jemanden so in der Falle sitzen zu sehen.«
    Polgara betrachtete den verschütteten Gang. »Wir müssen sie dort herausholen«, erklärte sie.
    »Relg könnte recht haben, weißt du«, meinte Barak. »Soweit wir das beurteilen können, ist sie unter einem halben Berg begraben.«
    Polgara schüttelte den Kopf. »Nein«, widersprach sie. »Taiba lebt, und wir können nicht ohne sie gehen. Sie ist so wichtig für unsere Sache wie jeder andere von uns.« Sie wandte sich wieder an Relg. »Du wirst sie holen müssen«, sagte sie bestimmt.
    Relgs große, dunkle Augen weiteten sich. »Das kannst du nicht verlangen«, protestierte er.
    »Es gibt keine andere Möglichkeit.«
    »Du kannst es doch, Relg«, ermunterte Durnik den Fanatiker.
    »Du kannst durch den Felsen gehen und sie genauso herausholen, wie du damals Silk aus dem Loch geholt hast, in das Taur Urgas ihn geworfen hatte.«
    Relg zitterte jetzt heftig. »Ich kann nicht!« rief er mit erstickter Stimme. »Ich müßte sie berühren, meine Hände um sie legen. Es wäre Sünde.«
    »Das ist höchst hartherzig von Euch, Relg«, erklärte Mandorallen.
    »Es ist keine Sünde, den Schwachen und Hilflosen zu helfen. Rücksichtnahme auf die Unglücklichen ist eine große Verantwortung für alle ehrbaren Menschen, und keine Macht der Welt kann den reinen Geist verderben. Wenn nicht das Mitleid Euch bewegt, zu ihrer Hilfe zu eilen, dann betrachtet doch vielleicht ihre Rettung als Prüfung Eurer Reinheit?«
    »Du verstehst das nicht«, erwiderte Relg gequält. Er drehte sich wieder zu Polgara um. »Ich flehe dich an, laß mich das nicht tun müssen.«
    »Du mußt«, antwortete sie ruhig. »Es tut mir leid, Relg, aber das ist der einzige Weg.«
    Ein Dutzend Gefühle zuckte über das Gesicht des Fanatikers, während er unter dem unnachgiebigen Blick Tante Pols zurückwich. Dann drehte er sich mit einem erstickten Schrei um und schob die Hand in den massiven Fels der Wand. Mit ungeheurer Konzentration zwängte er die Finger in das Gestein und stellte wieder einmal die unheimliche Fähigkeit unter Beweis, seinen Körper in festen Stein einsickern zu lassen.
    Silk wandte ihm schnell den Rücken zu.
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