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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer
Autoren: David Eddings
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den Garion und Tante Pol errichtet hatten, um ihre Bewegungen vor dem suchenden Geist der Grolims zu verbergen, als sie sich Rak Cthol näherten. Es ignorierte den Tod von Brill und die Übelkeit erregender Zeremonien im Tempel Toraks, verharrte jedoch bei dem Gespräch zwischen Belgarath und Ctuchik in dem hängenden Turm des Hohepriesters der Grolims. Und dann, höchst seltsamerweise, ging es zurück und erforschte jede Erinnerung, die Garion an Prinzessin Ce’Nedra hatte: Die Sonne auf ihrem kupfernen Haar, die geschmeidige Anmut ihrer Bewegungen, ihr Duft, jede unbewußte Geste, das Wechselspiel ihrer Gefühle auf dem kleinen, schönen Gesicht. Es verweilte bei ihr auf eine Art, die Garion schließlich beunruhigend fand. Gleichzeitig war er erstaunt darüber, daß so viel von dem, was die Prinzessin gesagt oder getan hatte, ihm so fest im Gedächtnis haften geblieben war.
    »Garion«, sagte Tante Pol »was ist denn bloß los mit dir? Ich habe doch gesagt, du sollst auf das Kind aufpassen. Gib acht. Es ist jetzt keine Zeit für Tagträumereien.«
    »Habe ich ja auch nicht. Ich habe…« Wie konnte er ihr das nur erklären?
    »Du hast was?«
    »Nichts.«
    Sie gingen weiter. In Abständen erzitterte die Erde noch, aber sie beruhigte sich allmählich. Die gewaltige Basaltnadel schwankte und ächzte jedesmal, wenn die Erde unter ihren Füßen bebte, und bei jedem Beben blieben sie stehen und wagten kaum zu atmen.
    »Wie weit sind wir schon abgestiegen?« fragte Silk, nervös um sich blickend.
    »Vielleicht dreihundert Meter«, antwortete Relg.
    »Mehr nicht? Bei der Geschwindigkeit brauchen wir ja eine Woche.« Relg zuckte mit den massigen Schultern. »Es dauert eben so lange«, war seine lakonische Antwort.
    Im nächsten Gang waren Murgos. Es gab einen weiteren häßlichen, kleinen Kampf in der Dunkelheit. Mandorallen humpelte, als sie zurückkamen.
    »Warum hast du nicht auf mich gewartet, wie ich dir gesagt hatte?« fragte Barak barsch.
    Mandorallen zuckte die Achseln. »Es waren nur drei, Graf.«
    »Es ist völlig zwecklos, mit dir zu reden, weißt du das?« grollte Barak verärgert.
    »Bist du in Ordnung?« fragte Polgara den Ritter.
    »Nur ein Kratzer, meine Dame«, antwortete Mandorallen gleichgültig. »Er ist von keiner Bedeutung.«
    Der Boden des Ganges bebte und zitterte wieder, und ein tiefes Dröhnen hallte durch die Höhlen. Sie blieben wie erstarrt stehen, doch kurz darauf ließen die Erdstöße wieder nach.
    Durch die Gänge und Höhlen bewegten sie sich stetig abwärts. Hin und wieder folgten noch leichtere Stöße des Erdbebens, das Rak Cthol in Trümmer gelegt und Ctuchiks Turm in den Abgrund hatte stürzen lassen. Einige Stunden später kam eine Gruppe von Murgos, vielleicht ein Dutzend stark, durch einen Gang nicht weit vor ihnen. Ihre Fakkeln warfen flackernde Schatten auf die Wände, ihre rauhen Stimmen hallten dumpf wider. Nach kurzer, geflüsterter Beratung ließen Barak und Mandorallen sie ungehindert ziehen, ohne daß jene sich der schrecklichen Gefahr bewußt waren, die kaum zwanzig Meter entfernt im Dunkeln lauerte. Nachdem sie außer Hörweite waren, enthüllte Relg sein Licht wieder und wählte einen neuen Gang. Sie gingen weiter abwärts, um viele Biegungen, im Zickzack hinunter durch die Höhlen zum Fuß der Felssäule, auf die zweifelhafte Sicherheit der Öde zu, die sie draußen erwartete.
    Obwohl der Gesang des Auges keineswegs nachließ, konnte Garion doch nun wenigstens nachdenken, während er mit dem kleinen Jungen im Arm hinter Silk durch die dunklen Gänge ging. Er hatte sich wahrscheinlich schon daran gewöhnt, vielleicht konzentrierte sich die Aufmerksamkeit des Auges aber auch auf einen der anderen.
    Sie hatten es geschafft das war das Erstaunliche. Gegen alle Wahrscheinlichkeit hatten sie das Auge zurückgewonnen. Die Suche, die sein ruhiges Leben auf Faldors Farm so plötzlich unterbrochen hatte, war vorüber, aber sie hatte ihn auf so vielfältige Weise verändert, daß der Junge, der in einer stürmischen Herbstnacht durch das Tor der Farm hinausgeschlichen war, überhaupt nicht mehr existierte. Garion konnte auch jetzt die Macht spüren, die er in sich entdeckt hatte, und er wußte, daß er diese Macht aus bestimmten Gründen besaß. Unterwegs hatte er Hinweise erhalten vage, halbausgesprochene Andeutungen, daß die Rückkehr des Auges an seinen rechtmäßigen Platz nur der Beginn von etwas viel Größerem und sehr viel Ernsterem sei. Garion war absolut sicher, daß
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