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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer
Autoren: David Eddings
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»Ich kann das nicht mit ansehen«, keuchte der kleine Mann. Dann war Relg verschwunden, aufgesogen von dem Gestein.
    »Warum macht er ein solches Theater daraus, andere zu berühren?« fragte Barak.
    Doch Garion wußte weshalb. Seine erzwungene Gemeinschaft mit dem tobenden Eiferer während des langen Rittes durch Algarien hatte ihm tiefe Einsicht in Relgs Denkweise vermittelt. Die rauhen Brandmarkungen der Sünde anderer dienten in erster Linie dazu, Relgs eigene Schwächen zu verbergen. Garion hatte stundenlang hysterischen und manchmal zusammenhanglosen Berichten über die wollüstigen Gedanken zugehört, die fast ständig durch den Kopf des Fanatikers rasten. Taiba, die Maragsklavin mit dem üppigen Körper, würde für Relg die größtmögliche Versuchung darstellen, und er würde sich vor ihr mehr fürchten als vor dem Tod.
    Sie warteten schweigend. Irgendwo zerschnitten fallende Wassertropfen die Zeit. Die Erde bebte ab und an, wenn die letzten Stöße des Erdbebens unter ihren Füßen dröhnten. Die Minuten zogen sich in der dämmrigen Höhle dahin.
    Dann bemerkten sie eine leichte Bewegung, und Relg tauchte aus der Felswand auf, die halbnackte Taiba auf den Armen. Sie hatte ihm die Arme verzweifelt um den Hals geschlungen und das Gesicht an seiner Schulter vergraben. Sie wimmerte vor Entsetzen und zitterte unkontrolliert.
    Relgs Gesicht war in Höllenqualen verzerrt. Tränen der Pein rannen ihm aus den Augen, und er hatte die Zähne zusammengebissen, als litte er unsägliche Schmerzen. Seine Arme hielten die Sklavin jedoch schützend, fast sanft, umschlungen. Selbst als sie schon aus dem Fels heraus waren, hielt er sie dicht an sich gepreßt, als wollte er sie für alle Zeit so halten.

2
    E s war bereits Mittag, als sie den Fuß des Basaltturms und die große Höhle erreichten, in der sie die Pferde zurückgelassen hatten. Silk ging, um an der Höhlenöffnung Wache zu halten, während Barak Belgarath absetzte. »Er ist schwerer, als er aussieht«, grunzte der große Mann und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Sollte er nicht allmählich wach werden?«
    »Es kann Tage dauern, bis er wieder voll bei Bewußtsein ist«, antwortete Polgara. »Deck ihn einfach zu und laß ihn schlafen.«
    »Wird er denn reiten können?«
    »Darum kümmere ich mich schon.«
    »Vorläufig wird niemand irgendwohin reiten«, verkündete Silk von dem schmalen Eingang her. »Die Murgos schwirren da draußen herum wie Hornissen.«
    »Wir warten, bis es dunkel wird«, entschied Polgara. »Wir brauchen sowieso alle eine Rast.« Sie schob die Kapuze ihres Murgogewandes zurück und ging zu einem der Gepäckstücke, die sie an der Wand aufgestapelt hatten, als sie letzte Nacht in die Höhle gekommen waren. »Ich mache etwas zu essen, dann solltet ihr alle ein wenig schlafen.«
    Taiba, die Sklavin, die wieder in Garions Mantel gehüllt war, hatte Relg fast ständig beobachtet. Ihre großen, violetten Augen glühten vor Dankbarkeit, die mit einer leichten Verblüffung gemischt war.
    »Du hast mir das Leben gerettet«, verkündete sie ihm mit ihrer vollen, kehligen Stimme. Sie beugte sich beim Sprechen ein wenig zu ihm hinüber. Es war eine unbewußte Geste, dessen war sich Garion sicher, aber sie war deutlich spürbar. »Danke«, setzte sie hinzu und streckte die Hand nach dem Arm des Fanatikers aus.
    Relg wich vor ihr zurück. »Faß mich nicht an«, keuchte er. Sie starrte ihn erstaunt an, die Hand halb ausgestreckt.
    »Du darfst niemals deine Hände an mich legen«, befahl er ihr. »Niemals.«
    Taiba sah ihn ungläubig an. Sie hatte fast ihr ganzes Leben in Dunkelheit verbracht und nie gelernt, ihre Gefühle zu verbergen. Erstaunen wich der Demütigung, dann wurde ihre Miene finster und trotzig, und sie wandte sich rasch ab von dem Mann, der sie so grob zurückgewiesen hatte. Dabei glitt ihr der Mantel von den Schultern, und die wenigen Fetzen, die ihr als Kleidung dienten, verhüllten ihre Nacktheit nur unzureichend. Trotz ihres verfilzten Haares und der Schmutzflecken auf den Gliedern zeichnete eine üppige Reife ihren Körper aus. Relg starrte sie an und begann zu zittern. Dann drehte er sich schnell um, entfernte sich so weit wie möglich von ihr, fiel auf die Knie und betete mit auf den Steinboden der Höhle gepreßtem Gesicht.
    »Ist er in Ordnung?« fragte Taiba rasch.
    »Er hat ein paar Probleme«, antwortete Barak. »Du wirst dich daran gewöhnen.«
    »Taiba«, sagte Polgara, »komm einmal her.« Sie betrachtete kritisch
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