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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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abschütteln konnte. Er hatte Chester und Cal in diese aussichtslose Suche nach seinem Vater verwickelt, und jetzt näherten sie sich mit jeder Kurve und Biegung dieses gewundenen Tunnels den unbekannten Tiefen, in denen er sich aufhalten musste. Falls Dr. Burrows überhaupt noch lebte … Will schüttelte den Kopf.
    Nein!
    Diesen Gedanken durfte er nicht zulassen; er musste weiterhin daran glauben, dass er seinen Vater wiederfinden würde. Und dann würde alles gut werden, genau wie er es sich erträumte. Sie vier – Dr. Burrows, Chester, Cal und er – würden als Team zusammenarbeiten und unvorstellbare und wundersame Dinge entdecken … untergegangene Zivilisationen … vielleicht sogar neue Lebensformen … und dann … dann was?
    Will hatte nicht die leiseste Ahnung.
    So weit konnte er einfach nicht vorausschauen. Sosehr er sich auch anstrengte: Er vermochte einfach nicht zu sagen, wie sich das alles entwickeln würde. Nur eines wusste er ganz genau: Die ganze Geschichte würde einen glücklichen Ausgang nehmen – wenn sie nur seinen Vater fanden. So musste es einfach sein.

3
    Das Rattern der Nähmaschinen hallte durch die riesige Werkshalle, an deren Ende die Dampfbügelpressen mit einem lauten Zischen antworteten, als versuchten sie, mit den anderen Geräten zu kommunizieren.
    An Sarahs Arbeitsplatz kämpften die schrillen Töne eines Radios, das permanent im Hintergrund dudelte, vergebens gegen den Maschinenlärm an. Als sie mit dem Fuß auf das Pedal trat, erwachte ihre Nähmaschine sirrend zum Leben und schoss einen Faden durch den Stoff. Sämtliche Näherinnen und Büglerinnen arbeiteten unter Hochdruck, um die Kleidungsstücke bis zum nächsten Tag rechtzeitig fertigzustellen.
    Als Sarah jemanden rufen hörte, blickte sie rasch auf: Eine Frau schlängelte sich zwischen den Werktischen hindurch zu ihren Kolleginnen, die bereits am Ausgang warteten und wie eine Schar aufgeregter Gänse lautstark schnatterten, ehe sie die Pendeltüren aufstießen und nach draußen hasteten.
    Während die Türen zurückschwangen, schaute Sarah zu den schmutzigen Scheiben der hohen Fabrikfenster hinauf. Dahinter türmten sich Wolken und verdüsterten den Himmel, als hätte die Abenddämmerung bereits eingesetzt. Dabei war es erst Mittag. Sarah saß nicht als Einzige noch am Arbeitsplatz – zahlreiche andere Frauen schufteten im kegelförmigen Schein ihrer Deckenlichter hartnäckig weiter.
    Nach einer Weile drückte Sarah auf einen Schalter unter ihrem Arbeitstisch, um die Maschine abzustellen, schnappte sich ihren Mantel und ihre Tasche und hastete in Richtung Ausgang. Sie schlüpfte unbemerkt durch die Pendeltüren und schloss sie leise, damit sie keinen Lärm machten. Dann eilte sie den Korridor entlang, am Fenster des korpulenten Abteilungsleiters vorbei, der mit rundem Rücken über den Schreibtisch gebeugt dasaß und die Zeitung las. Eigentlich hätte Sarah ihm mitteilen sollen, dass sie kündigte, aber sie musste es rechtzeitig zum Bahnhof schaffen, und außerdem: Je weniger Leute wussten, dass sie fortging, desto besser!
    Nachdem sie die Fabrikhalle verlassen hatte, sondierte sie die Gegend, immer auf der Hut vor Personen, die dort nicht hingehörten. Diese Vorsichtmaßnahme lief vollkommen automatisch ab – sie war sich dessen nicht einmal mehr bewusst. Ihr Instinkt sagte ihr, dass die Luft rein war. Dann hastete sie den Hügel hinunter, bog von der Hauptstraße ab und nahm mehrere Umwege, um zum Bahnhof zu gelangen.
    Da sie seit vielen Jahren ein Schattendasein führte, alle paar Monate ihre Arbeitsstelle wechselte und ihren Wohnsitz verlegte, lebte sie mitten unter den Unsichtbaren – illegalen Einwanderern und Kleinkriminellen. Doch obwohl sie selbst auch als eine Art Immigrantin bezeichnet werden konnte, war sie keine Verbrecherin. Abgesehen von der ein oder anderen falschen Identität, die sie im Laufe der Jahre angenommen hatte, wäre es ihr nicht im Traum eingefallen, das Gesetz zu brechen, nicht einmal, wenn sie keinen Penny mehr in der Tasche gehabt hätte. Nein, ein Verstoß gegen das Gesetz brachte das Risiko einer Verhaftung und der Aufnahme in das System mit sich. Damit würde sie plötzlich eine Spur hinterlassen, die sich zurückverfolgen ließe. Und das musste sie unbedingt vermeiden.
     
    Denn die ersten dreißig Jahre in Sarahs Leben waren gänzlich anders verlaufen, als man das vielleicht erwartet hätte.
    Sarah war unter der Erde geboren worden, in der Kolonie. Ihr Ururgroßvater hatte Sir
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