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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Gabriel Martineau die Treue geschworen und zusammen mit mehreren Hundert sorgfältig ausgewählten Männern am Bau der verborgenen Stadt mitgearbeitet.
    Sir Gabriel, den sie als ihren Erlöser betrachteten, hatte seinen Anhängern versichert, eines zukünftigen Tages würde die verdorbene Welt von einem zornigen und rachedurstigen Gott leer gefegt werden. Sämtliche Bewohner der Erdoberfläche, die Übergrundler, würden vernichtet werden. Und dann würde Sir Gabriels Herde, das reine Volk, in seine rechtmäßige Heimat zurückkehren.
    Ebenso wie alle anderen Menschen der Kolonie fürchtete Sarah die Styx. Diese religiöse Polizei sorgte in der Kolonie mit brutaler, unerbittlicher Effizienz für Ruhe und Ordnung. Entgegen allen Erwartungen war Sarah die Flucht aus der Kolonie geglückt, aber die Styx würden nicht eher ruhen, bis sie sie wieder geschnappt hätten, um an ihr ein Exempel zu statuieren.
    Sarah betrat einen Platz und umrundete ihn vollständig, um sicherzugehen, dass ihr niemand folgte. Ehe sie zur Hauptstraße zurückkehrte, verschwand sie kurz hinter einem geparkten Lieferwagen.
    Die Frau, die wenige Augenblicke später zum Vorschein kam, wirkte wie eine vollkommen andere Person. Sarah hatte das graue Futter ihres grün karierten Mantels nach außen gekehrt und sich einen schwarzen Schal um den Kopf gebunden. Während sie die letzten Meter zum Bahnhof zurücklegte, sorgte ihre unscheinbare Kleidung dafür, dass sie mit den schmuddeligen Fassaden der Bürogebäude und Geschäfte, die sie passierte, fast zu verschmelzen schien – so als wäre sie ein menschliches Chamäleon.
    Als sie das Geräusch des einfahrenden Zugs hörte, schaute sie auf und lächelte. Ihr Timing war perfekt.

4
    Während Chester und Cal schliefen, machte Will sich ein Bild von ihrer Lage.
    Er schaute sich um und erkannte, dass sie als Allererstes ein Versteck benötigten. Solange der Zug sich bewegte, würde wohl niemand nach ihnen suchen. Doch falls der Zug unterwegs anhielt, mussten er, Chester und Cal vorbereitet sein. Nach einer Weile entschloss er sich, aus den unbeschädigten Kisten ein notdürftiges Versteck zu bauen. Er machte sich an die Arbeit und stapelte die Kisten um die beiden schlafenden Jungen herum zu einem Behelfsversteck, das in der Mitte genügend Platz für sie drei bot.
    Während er Kisten schleppte, fiel ihm auf, dass der Waggon vor ihnen höhere Seitenwände hatte; genau genommen besaßen alle Loren, die er im Laufe seiner Expedition erkundet hatte, höhere Wände. Imago hatte sie – ob nun absichtlich oder rein zufällig – in einen relativ geschützten Güterwagen springen lassen, wo sie dem beißenden Qualm und Ruß der Lokomotive nicht ganz so stark ausgesetzt waren.
    Als Will die letzte Kiste an ihren Standort hievte und einen Schritt zurücktrat, um sein Werk zu betrachten, beschäftigte sich sein Geist bereits mit der nächsten vordringlichen Aufgabe – Wasser. Sie konnten sich zwar eine Weile von den Früchten ernähren, aber in nicht allzu ferner Zukunft würden sie etwas zu trinken benötigen. Außerdem konnten sie den Proviant, den er und Cal von Übergrund mitgebracht hatten, gut gebrauchen. Das bedeutete, dass irgendjemand nach vorne klettern musste, um ihre Rucksäcke aus einem der vorderen Waggons zu holen, in die Imago sie hatte fallen lassen. Und Will wusste, dass dieser Jemand er selbst sein würde.
    Während er mit ausgestreckten Armen versuchte, das Gleichgewicht zu halten, als befände er sich an Deck eines schwankenden Schiffs, musterte er die Wand aus Eisen, die er erklimmen musste. Sein Blick wanderte zur oberen Kante der Rückwand, die sich im orangeroten Schein der glimmenden Aschepartikel deutlich abzeichnete. Er schätzte ihre Höhe auf etwa vier bis fünf Meter – fast doppelt so hoch wie die Wände der Loren, die er kurz zuvor überwunden hatte.
    »Komm schon, du Waschlappen, mach es einfach«, spornte er sich an. Dann sprintete er los, sprang auf die Vorderwand seines eigenen Waggons und klammerte sich an der höheren Rückwand der Lore vor ihm fest.
    Einen Moment lang dachte Will, dass er sich total verschätzt hatte und jeden Moment abrutschen würde. Mit aller Kraft klammerte er sich an den vorderen Waggon und strampelte mit den Beinen, bis seine Füße einen etwas besseren Halt gefunden hatten.
    Er gönnte sich einen winzigen Augenblick Pause, um sich selbst zu beglückwünschen, doch dann wurde ihm schnell bewusst, dass dies nicht gerade der sicherste Ort für einen
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