Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
Vom Netzwerk:
worauf beide in lautes, gackerndes Gelächter ausbrachen.
    Will schloss die Augen. Es schien, als stocherten sie in seinem Kopf herum, zerrten dabei seine tiefsten Ängste und Geheimnisse ans Licht und stellten sie grausam zur Schau. Nichts blieb unangetastet – die Zwillinge präsentierten sein Innerstes wie auf einem Servierteller.
    Schließlich ergriff die Rebecca zur Linken mit todernster Stimme erneut das Wort.
    »Aber wir sind hier, um dir und diesem schwerfälligen Ochsen Chester etwas mitzuteilen: Schon sehr bald wird es kein Zuhause mehr geben, in das ihr zurückkehren könnt.«
    »Und keinen einzigen Übergrundler mehr«, flötete die zweite Zwillingsschwester vergnügt.
    »Na ja, jedenfalls nicht mehr so viele« ,berichtigte die linke Rebecca in ihrem typischen Singsang.
    »Was erzählen sie da?«, fragte Chester drängend. Er schwitzte heftig, und sein Gesicht glänzte unter den verschmutzten Stellen aschfahl.
    Will reichte es.
    »Schwachsinn! Das sind doch alles verdammte Lügen!«, rief er, vor Angst und Wut am ganzen Leib zitternd.
    »Du hast es doch selbst gesehen: Wir waren fleißige Bienchen in der Ewigen Stadt«, sagte ein Zwilling. »Wir haben die Division dort jahrelang forschen lassen.«
    »Und schließlich haben sie genau den Bazillus isoliert, nach dem wir Ausschau gehalten hatten. Unsere Wissenschaftler haben sich ein wenig damit beschäftigt, und das hier sind die Früchte ihrer Arbeit.« 
    Will sah, wie die Rebecca zur Linken etwas in die Hand nahm, das sie um den Hals trug, und es nun hochhielt. Das Objekt glitzerte im Lichtstrahl eines Scheinwerfers. Es schien sich um eine kleine Glasampulle zu handeln, doch auf diese Entfernung konnte Will es nicht genau sagen.
    »Klein, aber fein, dieser … in Flaschen abgefüllte Völkermord … die Mutter aller Seuchen aus etlichen Jahrhunderten. Wir nennen es Alleinherrschaft. «
    »Alleinherrschaft«, wiederholte die andere.
    »Wir lassen es den Übergrund entvölkern und …«
    »… dann wird die Kolonie in ihre rechtmäßige Heimat zurückkehren.«
    Die Zwillingsschwester mit der Ampulle hielt sie ihrer Schwester entgegen, als wolle sie einen Toast aussprechen.
    »Auf ein neues London.«
    »Auf eine neue Welt«, fügte die andere hinzu.
    »Ja, eine neue Welt. «
    »Ich glaube euch kein Wort, ihr Mistweiber! Das ist doch alles nur Gerede!«, zischte Will. »Ihr lügt doch!«
    »Warum sollten wir?«, konterte die Zwillingsschwester zur Rechten und wedelte mit einer zweiten Ampulle herum. »Schau mal … wir haben den Impfstoff, Bruderherz. Aber ihr Übergrundler werdet ihn nicht rechtzeitig herstellen können. Das ganze Land wird wie gelähmt sein und bereit zur Übernahme.«
    »Und bilde dir bloß nicht ein, wir wären nur euretwegen hier unten.«
    »Wir haben in den Tiefen einen kleinen Frühjahrsputz gemacht und sie von dreckigen Abtrünnigen und Verrätern gesäubert.«
    »Außerdem haben wir ein paar letzte Testläufe mit dem Bazillus unternommen, aber das haben einige deiner neuen Freunde ja mit eigenen Augen gesehen.«
    »Frag mal das kleine Flittchen Elliott.«
    Als ihr Name erwähnt wurde, hob Elliott ruckartig den Kopf und blickte zu Will hinüber. »Im Bunker«, formte sie unhörbar mit den Lippen, während sie sich an die verschlossenen Zellen erinnerte, auf die sie mit Cal gestoßen war.
    Wills Gedanken rasten. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass Rebecca – die beiden Rebeccas! – zu den schlimmsten Grausamkeiten imstande waren. Konnte das wirklich stimmen? Hielten sie tatsächlich einen todbringenden Virus in der Hand? Seine Überlegungen endeten abrupt, als die beiden fortfuhren.
    »So, und nun zum geschäftlichen Teil, Bruderherz«, sagte die linke Rebecca. »Wir werden dir ein einmaliges Angebot machen.«
    »Aber zunächst mal gehen wir zurück«, fügte die rechte hinzu.
    Will sah zu, wie die beiden beschwingt herumwirbelten und den Hang hinaufhüpften.
    »Eine könnte ich vielleicht erwischen …«, flüsterte Elliott. Sie hatte das Gewehr wieder im Anschlag.
    »Nein, warte!«, flehte Will.
    »… aber nicht beide«, fuhr Elliott fort.
    »Nein. Damit machst du es nur noch schlimmer. Lass uns erst mal hören, was sie zu sagen haben«, bat Will eindringlich. Bei der Vorstellung, dass eine Meute von Spürhunden über sie herfallen und jeden Einzelnen von ihnen wie Füchse bei der Treibjagd in Stücke reißen würde, gefror ihm das Blut in den Adern. Während er zusah, wie die beiden Rebeccas zwischen den Menhiren seinem Blick
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher