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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Prügel eingefangen. Nach allem, was man so hört, lag er aber einfach nur da und hat noch nicht einmal versucht, Gegenwehr zu leisten. Das hat ihm wahrscheinlich das Leben gerettet.«
    »Dad«, sagte Will. Tränen stiegen ihm in die Augen, als er sich die Szene vorstellte. »Armer alter Dad.«
    »Na ja, ganz so schlimm kann es nicht gewesen sein. Er ist noch einmal davongekommen.« Imago rieb sich die Hände, und sein Tonfall veränderte sich, wurde sachlicher. »Aber das ist jetzt unwichtig. Ihr müsst mir sagen, was ihr tun wollt. Wir können hier nicht ewig bleiben.« Demonstrativ schaute er erst den einen, dann den anderen Jungen an. »Will? Cal?«
    Beide schwiegen eine Weile, bis Will plötzlich rief: »Chester!« Er konnte nicht fassen, dass er bei allem, was vor sich ging, seinen Freund völlig vergessen hatte. »Egal, was ihr sagt, aber ich muss in die Kolonie zurückkehren«, sagte er entschlossen. »Das bin ich ihm schuldig.«
    »Chester wird schon zurechtkommen«, erwiderte Imago.
    »Woher willst du das wissen?«, konterte Will.
    Doch Imago lächelte nur.
    »Also, wo ist er?«, fragte Will. »Geht es ihm wirklich gut?«
    »Vertrau mir«, sagte Imago geheimnisvoll.
    Will schaute ihm in die Augen und sah, dass der Mann es ernst meinte. Ein Gefühl gewaltiger Erleichterung stieg in ihm auf, als wäre ihm eine erdrückende Last von den Schultern genommen worden. Wenn überhaupt jemand seinen Freund retten konnte, sagte er sich, dann war es Imago. Will holte tief Luft und hob den Kopf. »Also, wenn das so ist, dann ab in die Tiefen.«
    »Und ich komme mit«, fügte Cal rasch hinzu.
    »Seid ihr euch beide vollkommen sicher?«, fragte Imago und schaute Will dabei fest an. »Da unten ist es wie in der Hölle. In Übergrund wärt ihr besser dran – dort wisst ihr wenigstens, was gespielt wird.«
    Will schüttelte den Kopf. »Mein Vater ist alles, was ich noch habe.«
    »Tja, wenn ihr es so wollt.« Imagos Stimme klang leise und ernst.
    »Übergrund hat uns nichts zu bieten, jedenfalls nicht im Moment«, erwiderte Will mit Blick auf seinen Bruder.
    »Okay, dann ist es also beschlossene Sache«, sagte Imago und schaute auf seine Uhr. »Und jetzt versucht, euch eine Weile aufs Ohr zu legen. Ihr werdet eure ganze Kraft brauchen.«
    Doch keiner von ihnen konnte schlafen, und schließlich unterhielten Imago und Cal sich über Tam. Imago erfreute den kleineren der Jungen mit Geschichten über die Heldentaten seines Onkels und musste dabei manchmal sogar glucksen. Und Cal konnte gar nicht anders, als ebenfalls zu kichern. Offenbar schöpfte Imago Trost aus den Erinnerungen an die tollen Streiche, die er, Tam und dessen Schwester in ihrer Jugend den Styx gespielt hatten.
    »Tam und Sarah standen einander in nichts nach, das kann ich dir sagen. Zwei echte Wildkatzen.« Imago lächelte traurig.
    »Erzähl Will von den Riesenkröten«, spornte Cal ihn an.
    »Ach du liebe Güte, ja …« Bei der Erinnerung an diese Episode musste Imago lachen. »Das war die Idee deiner Mutter, Will. Drüben in den Rookeries haben wir eine Riesenmenge von den Viechern gefangen – die Verrückten dort haben die Kröten abgeleckt, um sich an dem Gift zu berauschen, das die Viecher absondern. Ist eine gefährliche Angewohnheit; zu viel von dem Gift kann einem das Hirn verbrutzeln.« Imago zog die Augenbrauen hoch. »Sarah und Tam brachten die Kröten zu einer Kirche und ließen sie laufen, kurz bevor der Gottesdienst begann. Das hättest du sehen müssen … Hunderte dieser schleimigen kleinen Kerlchen, die überall herumhoppeln … die Leute sprangen quiekend in die Luft, und bei all dem Quaken konnte man kaum den Prediger hören … quak, quak, quak. « Der wuchtige Mann schüttelte sich lautlos vor Lachen. Dann aber runzelte er die Stirn und war nicht imstande fortzufahren.
    Bei all den Erzählungen über seine leibliche Mutter gab Will sein Bestes zuzuhören, doch er war zu müde und mit anderen Dingen beschäftigt. Seine Hauptsorge galt der ernsten Lage, in der er sich befand, und er machte sich große Gedanken, worauf er sich da eingelassen hatte. Eine Reise ins Unbekannte – war er dem wirklich gewachsen? Tat er das Richtige, sowohl für sich als auch für seinen Bruder?
    Will wurde erst aus seinen Überlegungen und Selbstzweifeln gerissen, als er hörte, wie Cal Imago unterbrach, der gerade zu einer neuen Geschichte angesetzt hatte. »Glaubst du, Tam könnte es noch geschafft haben«, fragte Cal, »und vielleicht entkommen
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