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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Mannes. »In diesem Wickel ist ein Antiseptikum. Das stillt die Blutung und betäubt die Nerven«, sagte Imago, griff in eine weitere Tasche, holte eine graue Rolle Verbandmaterial hervor und begann, sie abzuwickeln. Geschickt bandagierte er damit Wills Schulter und Arm und verknotete die Enden zu einer Schleife. Dann trat er einen Schritt zurück und bewunderte sein Werk.
    »Und, wie fühlt sich das an?«
    »Besser«, log Will. »Danke.«
    »Du musst die Bandage ab und zu wechseln; am besten nehmt ihr etwas Verbandmaterial mit.«
    »Wie meinst du das, mitnehmen? Wohin gehen wir denn?«, fragte Will erstaunt. Aber Imago schüttelte den Kopf.
    »Alles zu seiner Zeit. Du hast eine Menge Blut verloren und musst viel Flüssigkeit zu dir nehmen. Und wir sollten alle versuchen, etwas in den Magen zu bekommen.« Imago schaute zu Cal hinüber, der in sich zusammengesackt war. »Kopf hoch, Cal. Komm hier rüber, Junge.«
    Gehorsam hievte Cal sich auf die Beine und wankte zu ihnen, während Imago sich auf dem Boden niederließ, die Beine ausstreckte und mehrere matte Metallbüchsen aus seiner Ledertasche hervorholte. Er schraubte den Deckel der ersten auf und hielt sie Will entgegen. Mit unverhohlener Abscheu betrachtete der Junge die schlaffen grauen Pilzstücke. »Ich hoffe, du bist nicht beleidigt«, sagte Will, »aber wir haben unser eigenes Essen mitgebracht.«
    Imago schien dies überhaupt nichts auszumachen. Er verschloss die Büchse einfach wieder und wartete gespannt, während Will die Lebensmittel aus seinem Rucksack auspackte. Mit sichtlichem Vergnügen fiel Imago über das Essen her: Er schob sich eine Scheibe Kochschinken mit Honigglasur in den Mund, die er vorsichtig in seinen schmutzigen Fingern hielt, und schmatzte genüsslich. Es schien, als wollte er das Geschmackserlebnis für immer in seiner Erinnerung bewahren und drehte das Fleisch mit der Zunge geräuschvoll im Mund, bevor er es kaute. Und als er es schließlich hinunterschluckte, schloss er die Augen halb und stieß tiefe, glückselige Seufzer aus.
    Dagegen rührte Cal kaum etwas an. Ohne rechte Begeisterung pickte er in dem Essen herum und zog sich wieder auf die andere Seite der Kammer zurück. Auch Will hatte keinen großen Appetit, zumal er gesehen und gehört hatte, wie Imago aß. Er holte eine Dose Cola hervor und wollte sie gerade ansetzen, als ihm plötzlich der jadegrüne Anhänger einfiel, den Tam ihm geschenkt hatte. Er fand ihn in seiner Jacke und nahm ihn heraus, um seine matte Oberfläche zu untersuchen. Tams Blut klebte noch daran: Es war in den drei Vertiefungen auf der einen Seite des Anhängers geronnen. Will starrte darauf und strich sanft mit dem Daumen darüber. Er war sich sicher, dass er dieses dreizackige Symbol irgendwo schon einmal gesehen hatte. Und dann fiel es ihm wieder ein: Der Grenzstein im Labyrinth hatte das gleiche Zeichen getragen.
     
    Während Imago einen Riegel Zartbitterschokolade verputzte und dabei jeden Bissen genoss, meldete Cal sich von der anderen Seite der Kammer mit ausdrucksloser, müder Stimme: »Ich will nach Hause. Alles andere ist mir egal.«
    Imago verschluckte sich und spuckte einen Hagel halb gekauter Schokoklümpchen aus. Ruckartig drehte er den Kopf herum, wobei sein Pferdeschwanz durch die Luft peitschte, und starrte Cal an. »Und was ist mit den Styx?«
    »Ich werde mit ihnen reden. Ich werde dafür sorgen, dass sie mir zuhören«, erwiderte Cal kläglich.
    »Hören werden sie dich – während sie dir die Leber rausschneiden oder die Glieder einzeln abhacken!«, fuhr Imago ihn an. »Du Narr, glaubst du etwa, Tam hat sein Leben geopfert, damit du deins einfach wegwirfst?«
    »Ich … nein …« Cal blinzelte erschreckt, während Imago ihn weiter anbrüllte.
    Will, der den Anhänger noch immer festhielt, presste ihn gegen die Stirn und bedeckte sein Gesicht mit der Hand. Er wünschte, sie würden den Mund halten; nichts von alldem wollte er hören. Er wollte, dass all dies aufhörte und sei es nur für einen Moment.
    »Du selbstsüchtiger, idiotischer … was hast du denn vor? Willst du deinen Vater oder Großmutter Macaulay dazu bringen, dich zu verstecken … und damit auch ihr Leben riskieren? So wie es jetzt ist, ist es schon schlimm genug!«, brüllte Imago.
    »Ich dachte ja bloß …«
    »Nein, das hast du nicht!«, unterbrach Imago ihn. »Du kannst nie mehr zurück! Hast du das verstanden? Schreib dir das hinter die Ohren!« Er warf den Rest des Schokoriegels fort und stapfte auf die
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