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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Labyrinth. Und außer dem Spalt, durch den sie gerade gekrochen waren, konnte Will keinen anderen Zugang zur Höhle erkennen.
    Imago, der ihn beobachtet hatte, beantwortete seine unausgesprochene Frage.
    »Mach dir keine Sorgen … hier sind wir eine Weile sicher«, sagte er und setzte dabei ein breites, zuversichtliches Lächeln auf. »Wir nennen diesen Ort den ›Kessel‹.«
    Während Cal müde zu einer der Wände der Kammer stolperte, sich hinhockte und den Kopf auf die Brust sinken ließ, wandte Imago sich erneut an Will: »Ich sollte mir besser mal deinen Arm ansehen.«
    »Ach, da ist nichts«, erwiderte Will abwehrend; er wollte einfach nur seine Ruhe. Außerdem hatte er furchtbare Angst davor herauszufinden, dass seine Verletzungen womöglich doch schlimm waren.
    »Komm schon«, sagte Imago bestimmt und winkte ihn zu sich. »Nachher entzündet sich die Schulter noch. Lass mich mal sehen.«
    Will biss die Zähne zusammen und holte tief Luft. Steif und unbeholfen zog er die Jacke aus und ließ sie zu Boden fallen. Der Stoff seines Hemds klebte fest an der Wunde, und Imago brauchte eine Weile, um ihn Stück für Stück zu lösen, wobei er am Kragen begann und ihn vorsichtig zurückzog. Will sah mit mulmigem Gefühl dabei zu und zuckte zusammen, als mehrere der feuchten Schorfstellen nachgaben. Die Wunde begann erneut zu bluten und das Blut lief ihm den ohnehin schon blutverkrusteten Arm hinab.
    »Du hast Schwein gehabt«, sagte Imago. Will warf einen Blick auf Imagos ernstes Gesicht und fragte sich, ob er das Gesagte auch wirklich so meinte. Doch Imago nickte nur und fuhr fort: »Du kannst von Glück reden. Spürhunde gehen normalerweise auf empfindlichere Körperteile los.«
    Wills Unterarm wies dunkelviolette Striemen sowie zwei halbkreisförmige Bisswunden auf beiden Seiten auf, die aber kaum noch bluteten. Er inspizierte die Rötung auf seiner Brust und tastete seine Rippen ab; sie schmerzten nur dann, wenn er tief einatmete. Glücklicherweise keine ernsthafte Verletzung, stellte er erleichtert fest. Bei seiner Schulter sah es jedoch anders aus: Hier waren die Zähne des Tiers tiefer eingedrungen, und durch das wütende Kopfschütteln des Spürhunds hatte die Muskulatur schwere Verletzungen davongetragen. An manchen Stellen klaffte die Haut so weit auseinander, dass es so aussah, als hätte er eine Salve aus einer Schrotflinte abbekommen.
    »Aua!«, stöhnte Will auf und wandte den Kopf rasch ab, als ihm das Blut den Arm hinablief. »Sieht übel aus.« Nun, nachdem er die Wunde tatsächlich gesehen hatte, verkrampfte er sich und hörte gar nicht mehr auf zu zittern, weil ihm jetzt bewusst wurde, wie stark seine Verletzungen schmerzten. Einen Moment verließen ihn die Kräfte, und er fühlte sich furchtbar schwach und verletzlich.
    »Keine Sorge, es sieht schlimmer aus, als es ist«, beruhigte Imago ihn und goss aus einer silbernen Feldflasche eine klare Flüssigkeit auf ein Stück Mull. »Aber jetzt gleich wird es ein wenig brennen«, warnte er Will und machte sich daran, die Wunde zu säubern. Als er fertig war, öffnete er seinen Mantel und knöpfte eine der vielen Taschen an seinem Gürtel auf. Er zog einen Beutel heraus, der nach Wills Einschätzung mit einer Art Pfeifentabak gefüllt war, und streute das Mittel großzügig über Wills Verletzungen, wobei er sich auf die Fleischwunden an der Schulter konzentrierte. Die kleinen trockenen Fasern blieben an den Wunden kleben und adsorbierten das Blut. »Das könnte ein wenig wehtun, aber ich bin auch schon fast fertig«, sagte er und streute noch mehr darauf, sodass sich eine dicke Schicht bildete.
    »Was ist das?«, fragte Will und wagte einen erneuten Blick auf seine Schulter.
    »Zerkleinerte Wurzeln.«
    »Zerkleinerte was?« ,hakte Will beunruhigt nach. »Ich hoffe, du weißt, was du da tust.«
    »Ich bin der Sohn eines Apothekers. Ich konnte schon Wunden verbinden, als ich kaum älter war als du jetzt.«
    Will entspannte sich wieder.
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Will … Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich einen Patienten verloren habe«, sagte Imago und und warf ihm einen Seitenblick zu.
    »Was?« Will war ein wenig schwer von Begriff und sah ihn bestürzt an.
    »War bloß ein Scherz«, sagte Imago, fuhr Will durch die Haare und lachte in sich hinein. Obwohl Imago sich weiterhin um Wills Schulter kümmerte und gleichzeitig versuchte, ihre Stimmung ein wenig aufzuheitern, erkannte der Junge eine tiefe Trauer in den Augen des
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