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Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren

Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren

Titel: Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
Autoren: David Chandler
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PROLOG
    Die Freie Stadt Ness war auf der ganzen Welt
als Diebeshort bekannt, und für diesen Ruf trug ein einziger Mann die
Verantwortung. Cutbill, der Meister der Diebesgilde, beherrschte nahezu jeden
Zweig der Schattenwirtschaft innerhalb der Stadtmauern. Er beaufsichtigte ein
großes Verbrechensimperium, von Schutzgeldern bis zu Taschendiebstahl, von
Erpressung bis zum Ladendiebstahl. Er hatte die Finger in mehr Unternehmen, als
sich irgendjemand vorstellen konnte, und sein Ehrgeiz beschränkte sich bei
Weitem nicht auf die simple Anhäufung von Reichtum. Seine Bemühungen galten
nicht nur einer Stadt, sie galten jeder Ecke der Weltkugel, und seine Spione
waren überall.
    Darum bekam er auch täglich viel Post.
    In seinem Kontor unter den Straßen von Ness arbeitete
er diesen Stapel an Korrespondenz allein mithilfe eines Handlangers durch.
Lockjaw war ein alter Dieb mit einem legendären Ruf, und er war immer zugegen,
wenn Cutbill seine Briefe öffnete. Für dieses Privileg gab es zwei
Gründe – zum einen war Lockjaw für seine Diskretion berühmt. Sein
Spitzname rührte daher, dass er noch nie den Mund geöffnet hatte, um ein
Geheimnis zu verraten. Der andere Grund beruhte auf der schlichten Tatsache,
dass er nie lesen gelernt hatte.
    Es war Lockjaws Aufgabe, die Korrespondenz
entgegenzunehmen, für gewöhnlich von Boten, die nur lange genug blieben, um
bezahlt zu werden, und zu jeder Botschaft seinen Kommentar abzugeben, nachdem
Cutbill ihm den Inhalt erzählt hatte. Falls sich Lockjaw jemals fragte, warum
ein so kluger Mann seine ungebildete Meinung hören wollte, behielt er es für
sich.
    Â»Schau an«, murmelte Cutbill und hielt ein Blatt
Pergament ans Licht. »Das kommt aus dem Zwergenkönigreich. Anscheinend hat man
dort eine neue Maschine erfunden. Eine Art Weinpresse, die statt Wein Bücher
presst.«
    Der alte Dieb runzelte die Stirn. »Wirklich? Kommen
die dann klatschnass heraus?«
    Â»Ich schätze, dann hätte der Produktionsprozess
erhebliche Mängel«, stimmte ihm Cutbill zu. »Trotzdem. Sollte es machbar sein,
könnte man Bücher für den Bruchteil der Kosten herstellen, die heutzutage ein
Kopierer verlangt.«
    Â»Also schlechte Neuigkeiten«, meinte Lockjaw.
    Â»Ach?«
    Â»Bücher sind teuer«, erklärte der Dieb. »Sie zu
stehlen, bringt gutes Geld. Wenn sie plötzlich so billig sind, geht uns ein
erheblicher Marktanteil flöten.«
    Cutbill nickte und legte den Brief zur Seite, griff
nach dem nächsten. »Die wird sich vermutlich sowieso nicht durchsetzen, diese
Buchpresse.« Er schlitzte den Brief in seiner Hand mit einem Messer auf und
überflog den Inhalt. »Neuigkeiten von unserem Freund im Norden. So wie es
aussieht, befindet sich Skilfing im nächsten Sommer mit Maelfing im Krieg.
Natürlich wegen der Fischereirechte.«
    Â»Diese Schwachköpfe in den
Nördlichen Königreichen streiten sich doch ständig«,
meinte Lockjaw. »Man sollte meinen, sie wüssten es mittlerweile besser.«
    Â»Der König von Skrae hofft jedenfalls, dass es nie so
weit kommt«, sagte Cutbill. »Solange sie sich gegenseitig an die Gurgel gehen,
ist unsere Nordgrenze sicher. Reich mir die Rolle herüber, ja?«
    Der fragliche Brief war auf ein zusammengerolltes
Stück Velum geschrieben, das in dünnem Leder
steckte. Cutbill brach das
Siegel und glättete das Blatt auf seinem Schreibtisch, betrachtete es aus einer
Entfernung von nur wenigen Zoll. »Das kommt von unserem Mann auf den hohen
Pässen der Weißwallberge.«
    Â»Was kann sich denn in einer so abgelegenen Gegend
schon groß ereignen?«
    Â»Nichts, gar nichts«, erwiderte Cutbill. Er blinzelte
zu dem Dieb hoch. »Ich bezahle meinen Mann dafür, dass es so bleibt.« Er las
noch ein paar Zeilen, wollte eine weitere Bemerkung machen – und klappte
den Mund ruckartig zu. »Oh«, machte er dann.
    Lockjaw enthielt sich jeden Kommentars und wartete, ob
Cutbill ihm erzählte, was er gelesen hatte.
    Aber der Meister der Diebesgilde schwieg. Er rollte
das Blatt wieder zusammen und warf es in die Kohlenpfanne, die das
Arbeitsgemach heizte. Die Rolle fing Feuer und hatte sich in wenigen
Augenblicken in Asche verwandelt.
    Lockjaw hob die Brauen, schwieg aber.
    Was auch immer dort gestanden hatte, es sollte
offensichtlich nicht weitergegeben werden, nicht einmal an
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