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Tür ins Dunkel

Tür ins Dunkel

Titel: Tür ins Dunkel
Autoren: Dean R. Koontz
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außerkörperliche Erfahrungen herbeiführen können, aber sie lügen höchstwahrscheinlich. Es gibt jedoch viele faszinierende Geschichten von zuverlässigen Personen, die berichten, sie hätten geträumt, sie würden im Schlaf ihren Körper verlassen. Manche erzählen, sie seien unsichtbar an Orte versetzt worden, wo ein geliebter Mensch im Sterben lag oder in Todesgefahr schwebte. Vor zehn Jahren machte beispielsweise eine Frau in Oregon im Schlaf folgende Erfahrung: Sie verließ ihren Körper, schwebte über .die Dächer aufs flache Land hinaus und gelangte zu einer wenig befahrenen Nebenstraße, wo der Wagen ihres Bruders sich überschlagen hatte. Er war im Auto eingeklemmt und drohte dort zu verbluten. Ihr Astralleib konnte ihm nicht helfen, denn er besitzt meistens keine Kraft, nur Gefühl und die Fähigkeit zu beobachten. Aber sie kehrte rasch in ihren physischen Körper zurück, erwachte, rief die Polizei an und gab den Unfallort an. Auf diese Weise rettete sie ihrem Bruder das Leben.«
    »Normalerweise«, warf Boothe ein, »ist der Astralleib sogar unsichtbar. Er ist ausschließlich geistiger Art.«
    »Obwohl auch Fälle von Sichtbarkeit, ja sogar von physischer Solidität bekannt sind«, fuhr Uhlander fort, »Als der Dichter Lord Byron im Jahre 1810 in Patras mit ungewöhnlich hohem Fieber bewußtlos darniederlag, sahen ihn mehrere seiner Freunde in London. Sie sagten, er sei auf der Straße an ihnen vorbeigegangen, ohne sie anzusprechen, und er habe sogar bei einer Unterschriftensammlung seinen Namen geschrieben. Als Byron davon erfuhr, fand er das zwar seltsam, begriff aber nicht, daß ihm eine außerkörperliche Erfahrung von seltener Intensität zuteil geworden war. Nun, jedenfalls versucht jeder ernsthafte Okkultist irgendwann einmal, willentlich eine OOBE herbeizuführen.«
    »Normalerweise erfolglos«, fügte Boothe an, während er sich an der Bar einen neuen Drink eingoß.
    »Betrinken Sie sich nicht«, warnte ihn Dan. »Das könnte Sie nur zu dem irrigen Glauben verleiten, in Sicherheit zu sein.«
    »Ich war noch niemals in meinem Leben betrunken«, erklärte Boothe eisig. »Ich renne vor Problemen nicht davon. Ich löse sie.« Er begann wieder auf und ab zu gehen, aber er stürzte den Bourbon nicht mehr so hastig hinunter wie zuvor.
    Uhlander fuhr fort: »Dylan glaubte nicht nur fest an Astral-Projektion, sondern er glaubte auch zu wissen, warum es so schwierig ist, eine OOBE herbeizuführen. Dylan war überzeugt gewesen, daß der Mensch mit der Fähigkeit geboren wird, seinen Körper zu verlassen, wann immer er das will -jeder Mensch. Aber er war genauso überzeugt davon, daß die Gesellschaft mit ihren Listen von >Du darfst< und >Du darfst nicht<, mit ihren einengenden Definitionen, was möglich und was unmöglich ist, Kinder schon so früh einer gründlichen Gehirnwäsche unterzieht, daß ihr Potential zur astralen Projektion genauso verkümmert wie andere psychische Kräfte. Dylan glaubte, daß ein Kind dieses Potential entdecken und entwickeln könnte, wenn es in kultureller Isolation aufgezogen würde, wenn es nur Dinge lernte, die das Wissen um das psychische Universum schärfen -und wenn es von fmhester Kindheit an zu langen Aufenthalten in einer Kammer für sensorische Deprivation gezwungen würde, um den Geist nach innen auf seine verborgenen Talente zu richten.«
    »Die Isolation«, unterbrach Boothe die Ausführungen seines Freundes, »diente dazu, das Konzentrationsvermögen der Kleinen zu steigern, alle Ablenkungen des Alltagslebens fernzuhalten, damit ihr Geist sich intensiver mit psychischen Vorgängen beschäftigen konnte.«
    »Als Mrs. McCaffrey beschloß, sich von Dylan scheiden zu lassen«, ergriff Uhlander wieder das Wort, »sah er eine Möglichkeit, Melanie gemäß seinen Theorien aufzuziehen, und deshalb entführte er sie.«
    »Und Sie unterstützten ihn dabei«, wandte sich Dan an Boothe. »Beihilfe zur Kindesentführung und Kindesmißhandlung.« Der weißhaarige Verleger trat an Dans Stuhl heran und starrte mit unverhohlener Geringschätzung auf ihn herab. Er hatte nicht die geringsten Gewissensbisse wegen der Qualen, denen er ein kleines Mädchen ausgesetzt hatte. »Es war notwendig«, erklärte er, »Eine solche Gelegenheit durfte nicht verpaßt werden. Überlegen Sie doch einmal! Wenn man einen Beweis für astrale Projektion erbringen konnte, wenn man das Kind lehren konnte, seinen physischen Körper willentlich zu verlassen, dann ließ sich vielleicht ein System
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