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Tür ins Dunkel

Tür ins Dunkel

Titel: Tür ins Dunkel
Autoren: Dean R. Koontz
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stimmt aber. Ich war krankhaft schüchtern. Ich ging  Jungen aus dem Wege. Ich ging allen Menschen aus dem Wege. Ich hatte auch nie gute Freundinnen.« "Hat Ihnen niemand das richtige Mundwasser und das richtige Schuppenshampoo empfohlen?« Sie lächelte über seinen Versuch, sie aufzuheitern, aber es bereitete ihr stets ein gewisses Unbehagen, über sich selbst zu sprechen. »Ich wollte nicht, daß jemand mich näher kennenlernte, weil ich mir einbildete, man würde mich dann ablehnen, und ich konnte es einfach nicht ertragen, abgewiesen zu werden.« 
    »Warum hätte man Sie denn ablehnen sollen?« 
    »Oh... weil ich nicht so schlagfertig oder so klug oder so hübsch war wie die anderen.« 
    »Nun, ob Sie schlagfertig sind, kann ich natürlich nicht beurteilen. Intelligent sind Sie jedenfalls; schließlich häben Sie promoviert. Und ich weiß beim besten Willen nicht, wie Sie jemals in den Spiegel schauen konnten, ohne zu merken, wie hübsch Sie sind.« 
    Sein offener warmer Blick hatte nichts Freches oder Zweideutiges an sich, und auch sein Ton war ganz nüchtern. Doch trotz seiner zur Schau getragenen professionellen Sachlichkeit spürte Laura, daß er sich zu ihr hingezogen fühlte, und sein Interesse verursachte ihr Unbehagen.
    Sie schaute verlegen beiseite und starrte die silbrigen Regenspuren am dunklen Fenster an, während sie sagte: „Ich hatte damals schreckliche Minderwertigkeitskomplexe.« 
    »Weshalb?«
    »Meine Eltern waren schuld daran. Besonders meine Mutter.«
    »Wie waren sie denn?«
    »Sie haben mit diesem Fäll nichts zu tun«,erwiderte sie. »Außerdem sind sie nicht mehr am Lebend .« 
    »Das tut mir leid.«
    »Mir nicht.«
    »Oh... ich verstehe.« „Was nun Dylan betrifft...«
    »Sie wollten mir erzählen, warum Sie ihn von Anfang an falsch einschätzten.«
    »Wissen Sie, ich hatte solche Schutzbarrieren um mich herum errichtet, mich so sehr in mein Schneckenhaus zurückgezogen, daß niemand an mich herankam. Vor allem keine Jungen - keine Männer. Ich verstand es, sie rasch abzuwimmeln. Bis ich Dylan begegnete. Er gab nicht auf. Er bat mich unverdrossen, mit ihm auszugehen. Meine Absagen schienen ihn nicht zu stören - er kam immer wieder. Meine Schüchternheit schreckte ihn ebensowenig ab wie meine unhöflich kühle, abweisende Art. Er umwarb mich. Nie zuvor hatte mir jemand den Hof gemacht; jedenfalls nicht so wie Dylan. Er ließ sich durch nicht entmutigen. Er war geradezu besessen von der Idee, mich zu erobern. Er versuchte mit allen möglichen sentimentalen und altmodischen Mitteln, meine Gunst zu gewinnen. Ich durchschaute seine romantische Masche, aber ich war trotzdem beeindruckt. Er schickte mir Blumensträuße und Pralinen, und einmal schenkte er mir sogar einen riesigen Teddybär.«
    »Er schenkte einer sechsundzwanzigjährigen Frau, die an ihrer Dissertation arbeitete, einen Teddybär?« wunderte sich Haldane. 
    »Verrückt, nicht wahr? Aber ich freute mich riesig. Er sandte mir auch selbstverfaßte Gedichte und unterschrieb sie mit >Ein heimlicher Verehrer<. Das mag sich alles abgedroschen und kitschig anhören, aber für eine sechsundzwanzigjährige Frau, die noch nicht einmal im Küssen viel Erfahrung hatte und sich darauf eingestellt hatte, eine alte Jungfer zu werden, war es schweres Geschütz. Er war der erste Mensch, der mir jemals das Gefühl gab, liebens- und begehrenswert zu sein. Er riß meine Schutzbarrieren nieder. Es war einfach überwältigend.« Während sie davon sprach, wurden die Erinnerungen an jene schöne Zeit in ihr wieder überraschend lebendig. Der Gedanke, was hätte sein können, stimmte sie wehmütig. Wie jung, unschuldig und unerfahren sie damals doch gewesen war!
    »Später, als wir verheiratet waren«, fuhr sie fort, »stellte ich fest, daß Dylans Beharrlichkeit und Leidenschaft nicht nur mir allein gegolten hatten. Oh, nicht daß es andere Bauen gegeben hätte. Es gab keine. Aber er betrieb alles, was ihn interessierte, mit dem gleichen glühenden Eifer, den er bei seinem Werben um mich an den Tag gelegt hatte. Ob es sich nun um seine Forschungen auf dem Gebiet der Verhaltensänderung handelte, ob um Okkultismus, der ihn wahnsinnig faszinierte, oder um seine Vorliebe für schnelle Wagen - widmete all diesen Dingen genausoviel Energie wie seinerzeit meiner Eroberung.« Beim Sprechen fiel ihr wieder ein, wie beunruhigt sie ober Dylan gewesen war - und über die Wirkung, die «eine anstrengende Persönlichkeit auf Melanie haben könnte. Wenn
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