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Tür ins Dunkel

Tür ins Dunkel

Titel: Tür ins Dunkel
Autoren: Dean R. Koontz
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selbst krank machte. Er führte sie deshalb zu einem weiteren Einrichtungsgegenstand.
    »Das ist eine Biofeedback-Maschine«, erklärte sie ihm. »Mit einem eingebauten EEG - einem Elektroenzephalographen - werden Gehirnströme aufgezeichnet. Das Bio-feedback-Training ist eine Methode, die eine willentliche Änderung physischer Vorgänge wie etwa der Pulsfrequenz, der Hauttemperatur oder der Gehirnwellen bewirken soll.«
    »Über Biofeedback weiß ich einigermaßen Bescheid.« Dan deutete auf ein anderes Gerät. »Und dies hier?«
    Es war ein Stuhl mit Ledergurten und Drähten, die in Elektroden endeten.
    Sie starrte den Apparat an, und Haldane spürte ihren wachsenden Widerwillen - und ihr Entsetzen.
    Schließlich murmelte sie: »Eine Vorrichtung zur Aversionstherapie.«
    »Für mich sieht dieses Ding wie ein elektrischer Stuhl aus.«
    »Das ist es auch. Freilich sind die Stromstöße nicht tödlich. Der Strom kommt nicht aus der Steckdose, sondern aus Batterien. Und hiermit« - sie berührte einen Hebel an der Seite des Stuhls - »wird die Stromstärke reguliert. Vom leichten Prickeln bis hin zum schmerzhaften Elektroschock ist alles möglich.«
    »Gehört das in der psychologischen Forschung zur Standardausrüstung?«
    »Um Gottes willen, nein!«
    »Haben Sie so etwas schon einmal in einem Labor gesehen?«
    »Einmal. Nein... zweimal.«
    »Wo?«
    »Bei einem skrupellosen Tierpsychologen, den ich einmal kannte. Er machte Elektroschockversuche mit Affen.«
    »Er folterte sie?«
    »Ich bin sicher, daß er das anders sah.«
    »Aber nicht alle Tierpsychologen arbeiten mit solchen Methoden?«
    »Ich sagte bereits, daß es sich um einen skrupellosen Menschen handelte. Hören Sie, ich hoffe. Sie gehören nicht zu jenen Typen, die jeden Wissenschaftler für einen Dummkopf oder für ein Monster halten.«
    »Bestimmt nicht. Als Junge habe ich im Fernsehen keine Folge von Mr. Wizard versäumt.« Sie brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Entschuldigung, ich wollte Sie nicht anschnauzen.«
    »Eine durchaus verständliche Reaktion. Sie sagten vorhin, Sie hätten einen solchen Apparat zweimal gesehen. Wo haben Sie ihn zum zweitenmal gesehen?« Ihr schwaches Lächeln verschwand schlagartig. »Auf einem Foto.«
    »Oh?«
    »In einem Buch über... wissenschaftliche Experimente in Nazideutschland.«
    »Ich verstehe.«
    »Sie führten ihre Versuche an Menschen durch.« Er zögerte. Aber es mußte gesagt werden. »Das tat auch Ihr Mann.« Laura starrte ihn an. Ihr Gesicht war aschfahl. »Ich glaube«, fuhr Dan fort, »daß er Ihre Tochter auf diesem Stuhl festschnallte...«
    »Nein!«
    »... und daß er und Hoffritz und Gott weiß, wer sonst noch alles...«
    »Nein!«
    »... sie folterten«, schloß Dan. »Nein!«
    »Es steht in dem Notizbuch.«
    »Aber...«
    »Ich glaube, daß sie ihr mit Hilfe dieser Aversionstherapie, wie Sie das soeben nannten, beibringen wollten, ihre Gehirnwellen willentlich zu kontrollieren.« Der Gedanke, daß Melanie auf diesem Stuhl gefoltert worden war, versetzte Laura einen solchen Schock, daß sie noch mehr erbleichte. Sie wurde leichenblaß, ihre Augen schienen tiefer in die Höhlen zu sinken und wirkten wie erloschen. »Aber... aber das ergibt keinen Sinn«, stammelte sie. »Aversionstherapie ist die ungeeignetste Methode, um Biofeedbacktechniken zu lernen.« Er verspürte plötzlich das Bedürfnis, sie in die Arme zu nehmen, sie an sich zu drücken, ihr übers Haar zu streichen, sie zu trösten. Sie zu küssen. Sympathisch war sie ihm von Anfang an gewesen, doch bis jetzt hatte sie ihn sexuell nicht erregt. Das sah ihm wieder einmal ähnlich! Er fiel immer auf hilflose Geschöpfe herein, auf schwache oder kaputte weibliche Wesen, die in Schwierigkeiten waren. Und jedesmal endete die Sache damit, daß er sich  sehnlichst wünschte, sich nie mit ihnen eingelassen zu haben. Laura McCaffrey hatte auf ihn zunächst keine sexuelle Anziehungskraft ausgeübt, weil sie selbstbewußt und selbstbeherrscht aufgetreten war. Aber nun, da sie ihre Verstörung und Angst nicht länger verbergen konnte, fühlte er sich zu ihr hingezogen. Nick Hammond, einer seiner Kollegen bei der Mordkommission, hatte Dan vorgeworfen, er hätte einen Gluckhennen-Komplex, und Dan mußte zugeben, daß daran etwas Wahres war. Was ist nur mit mir los? fragte er sich. Warum komme ich nicht von der Rolle des fahrenden Ritters los, der jedem jungen Mädchen in Not beistehen will? Ich kenne diese Frau doch kaum, und ich möchte, daß sie
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