Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tür ins Dunkel

Tür ins Dunkel

Titel: Tür ins Dunkel
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Obsession, desto weniger sprach er darüber, so als hielte er jedes Wort für vergeudete Energie, die ihm dann beim Nachdenken und Arbeiten fehlen könnte.«
    »Erhielt er finanzielle Zuschüsse von der Regierung?«
    »Dylan? Ja. Sowohl er als auch Hoffritz.«
    »Vom Pentagon?«
    »Möglicherweise. Aber ich kann mir kaum vorstellen, daß ihn Fragen der Landesverteidigung beschäftigten. Warum? Was hat das mit diesem Fall zu tun?«
    Anstatt zu antworten, sagte Haldane: »Sie haben mir vorhin erzählt, daß Ihr Mann seine Stellung an der Universität aufgab, als er mit Ihrer Tochter verschwand.«
    »Ja.« - »Aber jetzt stellt sich heraus, daß er nach wie vor mit Hoffritz zusammenarbeitete.«
    »Hoffritz ist nicht mehr an der UCLA, schon seit drei oder vier Jahren nicht mehr, vielleicht auch noch länger.«
    »Weshalb?«
    »Das weiß ich nicht. Mir sind nur Gerüchte zu Ohren gekommen, man hätte ihm nahegelegt zu kündigen.«
    »Aus welchen Gründen?«
    »Er soll irgendwelche Verstöße gegen das Berufsethos begangen haben.«
    »Welcher Art?«
    »Das weiß offenbar niemand.«
    »Haben Sie an der UCLA zu tun?«
    »Nein. Ich bin nicht in der Forschung tätig. Ich arbeite an der Kinderklinik St. Mark's und betreibe nebenher eine kleine Privatpraxis. Vielleicht könnte Ihnen jemand von der Fakultät Auskunft geben, was Hoffritz angestellt hatte.«
    Sie stellte fest, daß es ihr nichts mehr ausmachte, das viele Blut zu sehen. Sie nahm kaum noch Notiz davon. Wahrscheinlich lahmten Schreckensbilder dieser Art das Empfindungsvermögen. Eine einzige Leiche und ein einziger Tropfen Blut hätte sie tiefer erschüttert als dieses stinkende Schlachthaus. Sie begriff, weshalb Polizisten sich so rasch an Szenen blutiger Gewalt gewöhnen konnten: Entweder man härtete sich dagegen ab oder man verlor den Verstand, und letzteres war natürlich keine akzeptable Alternative.
    »Ich glaube, daß Ihr Mann und Hoffritz wieder zusammengearbeitet haben«, sagte Haldane. »Hier. In diesem Haus.«
    »Womit haben sie sich beschäftigt?«
    »Das weiß ich eben nicht. Deshalb habe ich Sie herbringen lassen. Deshalb möchte ich, daß Sie sich das Labor im Nebenraum ansehen. Vielleicht können Sie mir sagen, was dort gemacht wurde.«
    »Schauen wir es uns einmal an.« Er zögerte. »Da wäre aber noch etwas...«
    »Was?«
    "Nun, ich glaube, daß die beiden Herren Experimente mit Ihrer Tochter anstellten.«
    Laura starrte ihn fassungslos an.
    »Ich glaube, daß sie Ihre Tochter als eine Art Versuchskaninchen mißbrauchten.«
    »Auf welche Weise?« flüsterte sie.
    »Das werden Sie mir erklären müssen«, erwiderte Haldane. »Ich bin kein Wissenschaftler. Ich weiß nur das wenige, das ich jeden Monat in Omni lese. Aber bevor wir hineingehen, sollten Sie wissen, daß... ich meine... nur ja ich habe den Eindruck, als seien diese Experimente teilweise schmerzhaft gewesen.« Melanie, was wollten sie von dir, was haben sie dir angetan, und wohin hat man dich jetzt gebracht?
    Sie holte tief Luft.
    Sie wischte ihre schweißnassen Hände an ihrem Regenmantel ab.
    Sie folgte Haldane in das Labor.

4
    Dan Haldane war erstaunt darüber, wie tapfer diese Frau ihre Fassung bewahrte. Okay, sie war Ärztin, wie sie betonte, aber Ärzte waren nicht daran gewöhnt, durch Blut zu waten; in einer Situation wie dieser waren Ärzte ebensowenig wie andere Bürger gegen Übelkeit und Ohnmachten gefeit. Es war nicht so sehr Laura McCaffreys medizinische Ausbildung, die sie durchhalten ließ; vielmehr war es eine außergewöhnliche innere Stärke, eine Zähigkeit und Selbstbeherrschung, die Dan sehr imponierten. Ihre Tochter wurde vermißt und war möglicherweise verletzt oder sogar tot, aber sie hatte sich eisern unter Kontrolle; sie würde keine Schwäche zeigen, geden Preis wissen, was mit ihrer Tochter geschehen war. Er fand diese Frau ausgesprochen sympathisch. Sie war auch sehr hübsch, obwohl sie kein Make-up aufgelegt hatte und obwohl ihre kastanienbraunen Haare feucht und etwas kraus vom Regen waren. Sie war 36 Jahre alt, sah aber jünger aus. Ihre grünen Augen zeugten von wacher Intelligenz - und sie waren wunderschön. Und sie hatten einen gequälten Ausdruck. Dan wußte, daß das, was sie in dem behelfsmäßigen Labor erwartete, sie noch mehr verstören würde, und es widerstrebte ihm zutiefst, ihr das zuzumuten; aber es war der Hauptgrund gewesen, sie mitten in der Nacht aus dem Schlaf zu reißen und in dieses Haus bringen zu lassen. Obwohl sie ihren Mann seit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher