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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh
Autoren: Ilaria Palomba
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ist.
    Sie biegen in die Via Davanzati ein, kommen in eine Gasse, dann in noch eine. Stadtviertel Madonnella. Ein schwarzes Tor. Sabino nimmt den Schlüssel von der Kette an seinen Jeans, schließt auf. Stella geht zur Treppe, die nach oben führt.
    »Nee, hier lang«, sagt er und zeigt auf die Treppe nach unten.
    Ach so, dann muss das also der Eingang zur Hölle sein.
    Sabino macht die Tür auf. Es stinkt nach Gebratenem und nach seit Jahren vor sich hin schimmelndem Mozzarella. Niemand ist da.
    »Willst du ein Bier?«
    »Ok.«
    Überall in der Küche sind Spritzer von Kaffee und Tomatensoße. Stella kommt es wie Blut vor. Sabino macht den Kühlschrank auf und nimmt zwei Bierflaschen raus. Auch hier schimmliger Käsegeruch. Stella drückt an ihren Fingern herum, es knackt. Er öffnet die Flasche mit den letzten gesunden Zähnen und reicht sie ihr. Stella schließt fest die Augen und trinkt den ersten Schluck.
    Es stinkt zwar auch nach verschimmeltem Mozzarella, aber hey, dafür ist es wenigstens kalt.
    »Also, was brauchst du?«, fragt er zitternd.
    »Koka.«
    »Wie viel brauchst du?«
    »Hör mal, ich habe vierzig Euro, wie viel kannst du mir dafür geben?«
    »Ich tue dir einen Gefallen, weil du so schön bist: Ich gebe dir ein halbes für vierzig Euro, in Ordnung?« Er zittert weiter.
    »Was hast du?«, fragt sie ihn. »Alles in Ordnung?«
    »Ja, alles in Ordnung, lass uns eine Line Koks ziehen, so kannst du das Zeug gleich probieren und mir sagen, wie du es findest.«
    Stella spürt, wie sich ihre Innereien zusammenziehen. Sie wechseln ins Schlafzimmer.
    Das Zimmer ist dunkel. Die Rollläden sind heruntergelassen. Auf dem Boden liegt eine Doppelbettmatratze mit einer roten Decke. An der Wand das Poster von Exploited: ein riesiger Totenkopf mit einem orangefarbenen Iro. Ein Poster von Trent Reznor. Eine Metallkette mit Nägeln aufgehängt. Auf dem Boden liegen CD-Hüllen, Löffel und gebrauchte Spritzen.
    Sabino setzt sich auf die rote Matratze. Rückt einen Tisch heran, übersät mit Tabak, Bier- und Kaffeeflecken (oder Blut), und schüttet aus einem Tütchen zwei Lines. Stella setzt sich neben ihn. Jetzt zittert sie.
    Dann mal los, Stella, los. Das ist praktisch deine erste Line Koks, spiel nicht das Küken.
    Der Fixer steckt sich einen abgeschnittenen Strohhalm in die Nase und zieht die erste Line weg. Danach reicht er ihr den Strohhalm. Sie sehen aus wie zwei Blätter im Wind: Der eine zittert wegen des Entzugs, die andere aus Panik.
    Stella steckt sich den Strohhalm in die Nase. Er ist feucht. Verschmutzt von Sabinos Schleim. Sie will sich übergeben, beißt die Zähne zusammen und beugt sich hinunter. Saugt alles auf. Die Nasenflügel brennen. Sie hält sich die Nase mit beiden Händen zu. Trinkt einen Schluck Bier. Sie zündet eine Zigarette an. Fühlt sich völligüberreizt. Es juckt überall, als läge ein dünner Film auf ihrer Haut, der es ihr schwermacht, noch etwas von außen aufzunehmen. Die Zunge klebt am Gaumen, kribbelt, und das Herz pumpt schnell. Der rechte Fuß beginnt, nervös auf den Boden zu tippen, es scheint unmöglich, ihn anzuhalten.
    Sabino ist blass und zittert furchtbar am ganzen Körper.
    »Hey, du Schönheit«, sagt er, »entschuldige, aber ich muss es tun.«
    Er wird doch nicht etwa mit mir schlafen wollen?
    »W-was?«, fragt Stella .
    »Ich muss es jetzt tun ...«
    Scheiße, und was, wenn er mich vergewaltigen will?
    »Was, ekelt es dich?«, fragt er.
    »W-was soll mich ekeln?«, antwortet sie mit aufgerissenen Augen.
    »Die Sache ist, dass, wenn ich kokse«, er knirscht mit den Zähnen, »brauche ich etwas, das mich runterbringt.« Seine Stimme wird nervös. »Sonst erwischt es mich übel, und ich schieb nur Para.«
    »...«
    »Das Problem ist, dass ich nie die Vene treffe.«
    Sabino greift sich einen Löffel vom Boden. Gibt ihn Stella. Sie ist außer sich vor Panik, hält den Löffel, zittert, mit ihr der Löffel. Der Fixer nimmt das Heroin aus einem anderen Tütchen, holt sich ein Fläschchen aus einer Schublade und das Feuerzeug aus der Tasche. Er hält die Flamme unter den Löffel, und das braune Pulver wird langsam flüssig.
    Komm schon, ich will hier weg.
    Er tastet nach der Spritze auf dem Boden, findet sie und zieht die ganze Flüssigkeit ein. Er greift sich ein Abschnürband und hält es ihr hin.
    »Weißt du, wie man einen Schuss setzt?«
    »Ehrlich gesagt, nein.«
    »Bitte«, zittert er, »ich treffe nie die Ader, bitte!«
    Sabino streckt seinen Arm aus. Stella ist
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