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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh
Autoren: Ilaria Palomba
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Mittelalter?
    Stella antwortet einsilbig.
    »Kennen Sie diese Freunde schon lange?«
    Er verhört mich.
    »Eine Weile.«
    »Und was machen sie?«
    Sie sagt, sie wüsste es nicht. Bemüht sich, weiter zu lächeln.
    Jetzt schleppt er mich in die Kaserne.
    »Darf ich Sie duzen? Bist du volljährig?«
    »Ja.«
    »Wie alt bist du?«
    »Neunzehn.«
    »Dann bist du volljährig.«
    Und du bist dicht.
    »Kommst du mit mir, einen Kaffee trinken?«
    Und was mache ich jetzt? Wenn ich ja sage, bin ich geliefert, wenn ich nein sage, schöpft er Verdacht.
    Ein Ford Fiesta hält weiter vorn an. Stella versucht, die Insassen zu erkennen. Ein Glück. Sie sind es. Sie verabschiedet sich von dem Typ und steigt mit zittrigen Beinen ins Auto. Sie setzt sich nach hinten und erkennt sofort Marcos Aftershave. Er begrüßt sie kaum, rückt seine Ray-Ban zurecht. Ein Schauer kriecht ihr die Arme hinauf.
    »Habt ihr euch angefreundet?«, fragt Carla, die neben Marco sitzt.
    Angefreundet? So kann man das auch nennen.
    »Mehr oder weniger.«
    »Sorry jedenfalls, wir haben uns wegen Marco verspätet, er braucht immer so lange.«
    »Ich hatte was zu tun«, meint er.
    Na was für ein Arschloch.
    »Leute, ihr könnt euch nicht vorstellen, was ich gerade durchgemachthabe. Ich hab’ Drogen im BH, der Bulle hält mich an, fängt an zu reden. Ich bin fast vor Angst gestorben.«
    Marco wird langsamer. Nimmt die Sonnenbrille ab, starrt Stella durch den Rückspiegel an. Sie fühlt, wie sie von seinen blauen Augen aufgesaugt wird.
    »Was für Drogen?«, fragt er.
    »Ein bisschen Koks, ich wollte euch ein Geschenk mitbringen.«
    »Hast du gehört, Carla, sie hat uns Koks mitgebracht«, sagt Marco spöttisch, und es hat den Anschein, als mache er sich über sie lustig.
    »Wie süß«, sagt Carla.
    Wenn ihr wüsstet, was mich das gekostet hat.
    Sie kommen in die Gassen der Altstadt. Halten vor einem Grillhaus. Steigen aus. Es riecht, welch Wunder, nach Gebratenem. Sie gehen eine andere Gasse entlang und Marco öffnet eine kleine Tür. Über ein paar Steinstufen gehen sie hinauf. Er voran, dann Carla, dann Stella, die sich am Geländer festhält. Es ist kalt. Die Stufen sind hoch. Steingewölbe verströmen diesen Geruch von uralten Zeiten, geheimnisvoll und vielversprechend.
    Marco öffnet die oberste Tür. Zigarettengestank. Es läuft Hip-Hop. Ein paar Leute sitzen im Kreis auf einem weißen Teppich. Stella erkennt Sebastiano alias Daffy Duck. Die Wände sind bunt. Im Vorzimmer hängen Schwarzweißfotos.
    Das hier sind aber längst keine kleinen Jungs mehr.
    Bilder von Marco. Marco mit Charlie-Chaplin-Hut. Marco beim Diabolospielen. Marco, der eine Zigarette raucht. Marco mit einem Fuß auf dem Knie. Marco, der Kunststücke vollführt. Marco mit einer Brünetten, schmal und mit großen Brüsten.
    Wer ist die?
    Er sagt beiläufig zu seinen Freunden, dass die Blonde hier Stellaheißt, dann macht er die Schiebetür am Ende des Zimmers mit dem weißen Teppich auf und schließt sie hinter sich.
    Was soll das: Er lässt mich hier mit seinen Freunden allein und haut ab?
    Rechts neben dem Teppich steht ein Sofa. Links ein Schlagzeug, eine elektrische Gitarre, ein Keyboard und ein Synthesizer. Carla schlingt sich um Stellas Taille.
    »Setz dich doch«, sagt sie und zeigt auf das Sofa.
    Stella setzt sich, aber auf den Boden neben einen dunklen Typ mit schwarzen Dreadlocks, zwei großen Piratenohrringen und wulstigen Lippen. Sein Name ist Alberto. Er fragt sie, ob sie mit Marco befreundet sei.
    Ich bin sein letzter Fick.
    »Wir haben uns vor kurzem kennengelernt.«
    »Sie haben sich vor kurzem kennengelernt«, ruft Alberto zu Daffy Duck.
    »Ja, ich kann mich erinnern«, sagt Daffy mit höhnischem Lachen. »Ich war dabei.«
    Carla küsst ein Mädchen und flüstert ihr etwas ins Ohr. Alberto reicht Stella einen Joint. Die Freundin von Carla ist groß, dünn, dunkelhaarig und trägt ein enganliegendes schwarzes Kleid und Schuhe mit hohen Absätzen. Sie scheint das Mädchen zu sein, das auch auf einem der Fotos mit Marco zu sehen ist. Die anderen verbreiten so ein Boheme-Flair, halb Indie-Rock, halb Raver. Schmale Krawatten, Hemden, weite Hosen, Skaterschuhe, manche mit Pullovern, manche mit Tribals auf den Armen, jeder hat mindestens ein Piercing.
    Marco kommt aus seinem Zimmer, stellt sich an die Stereoanlage. Legt Feel Good von den Gorillaz auf.
    Warum behandelt er mich wie Luft?
    »Was treibst du so im Leben?«, wird sie von dem dunkelhaarigen Mädchen gefragt.
    »Ich
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