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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh
Autoren: Ilaria Palomba
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studiere, und du?«
    »Ich bin Model.«
    Was mir noch nicht ganz klar ist: Bist du lesbisch oder flirtest du mit Marco?
    »Du würdest dich auch echt als Model eignen. Schon mal daran gedacht, an so eine Karriere?«, sagt die Dunkelhaarige.
    »Ich? Nee.«
    »Du würdest dich als Model eignen und noch für vieles andere mehr«, sagt Duffy Duck und zwinkert.
    »In Marcos Gesellschaft«, sagt Alberto mit seiner Baritonstimme, »wird sie auf jeden Fall noch vieles andere tun.«
    Und schon hat der Reigen begonnen. Der eine bittet sie, ihren Körper im Profil zu zeigen. Ein anderer, doch einmal wie auf dem Catwalk durchs Zimmer zu laufen, noch einer fragt nach ihrer Körbchengröße. Stella macht mit, lacht mit, zwinkert, tut so, als hörte sie nicht. Setzt sich schließlich wieder neben die Dunkelhaarige.
    »Ich sage dir, du kannst das«, sagt das Model, »wenn du Lust hast, komm morgen hier vorbei – sie suchen grade neue Mädchen.« Sie streckt ihr die Hand hin und gibt ihr eine Karte mit Namen und Adresse.
    »Gib da bloß nichts drauf«, ruft Carla Stella zu, »sie legt sich nur so ins Zeug, weil sie dich vernaschen will.«
    Die Dunkelhaarige hat schmale, mit Armreifen behängte Handgelenke, die Fingernägel sind schwarz lackiert.
    »Wie alt seid ihr?«, fragt Stella, während ihr ein neuer Joint gereicht wird.
    Carla ist fünfundzwanzig, das Model achtundzwanzig, Daffy neunundzwanzig, Alberto einunddreißig.
    »Und wie alt ist Marco?«, die Frage kostet sie Überwindung.
    »Dreißig«, antwortet Carla.
    Verdammt in die Jahre gekommen, der Typ.
    Marco verschwindet wieder in seinem Zimmer, Stella steht auf und folgt ihm.
    Wie wäre es, wenn du mich wie ein ganz normales menschliches Wesen behandeln würdest?
    Sein Zimmer ist orange gestrichen. Das Bett abgezogen, mit Jeans und Boxershorts überhäuft. Der PC läuft. Das Fenster ist geschlossen. Es riecht muffig, wie nach einer langen Nacht, nach der niemand gelüftet hat. An der hinteren Wand ist eine weitere Tür, sie steht halboffen, dahinter ist ein Waschbecken zu erkennen.
    »Na, wie geht’s dir?«, fragt Stella und berührt seine rechte Schulter.
    »Gut, ich wollte ein paar Songs auflegen. Was für Musik magst du?«
    »Ich weiß nicht ... Portishead, Muse.«
    Marco legt Humming von Portishead auf .
    »Wollen wir das Koks nehmen?«, sagt sie.
    »Warte, lass uns auch Carla und Susanna einladen, sie sind meine kleinen Schwestern.«
    Ja, deine Fickschwestern.
    Stella zuckt mit den Achseln, beißt sich auf die Lippen.
    »Hör zu, ich weiß nicht, ob es reicht. Das hier ist nur für dich und für mich.«
    Sie zieht ihr Shirt hoch. Sie fingert das Tütchen aus dem BH und spielt damit herum. Marco beobachtet sie kurz, fasst sich ans Kinn, schaut zu ihr und dann wieder woanders hin. Stella zieht den BH von den Brüsten. Marco reagiert nicht.
    Bist du schwul oder was? Gefall ich dir etwa nicht?
    Sie legt das Koks auf den Computertisch, zieht sich das Shirt zurecht. Er bittet sie, kurz zu warten. Er kommt mit einem Teller ins Zimmer zurück, schließt die Tür, dreht den Schlüssel um. Er erwärmt den Teller mit dem Feuerzeug.
    Aha, du bist also ein Experte.
    Stella spürt, wie es im Unterleib zu brodeln und gluckern beginnt. Sie versucht, die Geräusche mit lautem Ein- und Ausatmen zu überdecken. Marco sagt ihr, sie solle das Zeug schon mal vorbereiten.
    »Machst du es?«, fragt sie mit herausforderndem Lächeln.
    Ich hab’ keine Ahnung, wie man Lines legt.
    Marco leert das Tütchen über dem Teller. Verteilt den weißen Staub mit einer Kreditkarte und bildet zwei dünne, gerade mal einen Zentimeter lange Streifen. Dann wirft er ihr einen Blick zu, der besagt: Ist das alles?
    Der verdammte Fixer hat mich mit seinem dreckigen Blut bespritzt und auch noch übers Ohr gehauen.
    »Weißt du, ich hab’ vorher schon was gezogen«, lügt sie, »ich konnte nicht widerstehen.«
    Sie bekommt einen roten Kopf.
    Er nimmt einen halben Strohhalm aus einem Stiftetui und steckt ihn sich in die Nase. Zieht. Reicht den Teller herüber zu Stella, deren Magen ein echtes Gluckskonzert aufführt. Sie zieht stark und spürt die Bitterkeit im Hals. Stellt den Teller auf den Tisch.
    Marco kneift Stella in die Wange, die Finger sind warm, ein leichter Schmerz. Ihr Herz klopft. Der Geruch von Aftershave und Minze umhüllt sie. Sie weitet die Nasenflügel, spürt die Lust zwischen den Beinen. Er drückt seine Lippen auf ihre und küsst sie. Stella spürt seine speichelnasse Zunge, sie legt ihm die
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