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TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

Titel: TTB 119: Computer der Unsterblichkeit
Autoren: Mark Clifton , Frank Riley
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In diesem Viertel dachte niemand an solche Dinge. Ihre Identitäten standen fest und waren für jedermann klar.
    Hoskins und Billings verbeugten sich leicht in Mables Richtung. Hier, in einer etwas gewohnteren Umgebung, gewannen sie ein wenig von ihrer Würde wieder.
    »Sagen Sie mal«, dröhnte Mable mit ihrer heiseren Stimme, »Sie sind ja Leute.«
    Joe freute sich, einen Ausdruck von Verstehen und Orientierung in Hoskins Augen kommen zu sehen. Vielleicht war der Elfenbeinturm doch nicht so undurchlässig gewesen. Billings dagegen war völlig verwirrt.
    »Das Wort ›Leute‹ bedeutet in diesem Zusammenhang und in dieser ethnologischen Schicht, daß man Sie respektiert und im sozialen Gefüge höher stellt als sich selbst oder vergleichbare Personengruppen«, erläuterte Joe.
    Nach dieser Interpretation begriff Billings rasch. Er trat einen Schritt vor und streckte seine Hand aus.
    »Auch Sie sind Leute«, murmelte er. »Das ist unschwer zu sehen.«
    »Oh!« Mable strahlte vor Bewunderung und bewegte seine Hand wie einen Pumpenschwengel.
    »Darin haben Sie völlig recht – äh – Professor«, sagte Doc Carney anerkennend. »Mable war zu ihrer Zeit ein Mädchen, wie man es selten trifft. Wirklich Klasse.«
    »Was Sie nicht sagen«, murmelte Billings verständnislos.
    Mable warf ihm einen schnellen Blick zu, dann richtete sie ihre Augen mißtrauisch auf Hoskins. Hoskins antwortete mit einem breiten Grinsen und deutete mit einem Augenzwinkern an, daß es Billings an Weltgewandtheit ermangele. Darauf nahm Mable es so auf, wie es gemeint gewesen war, als Kompliment. Joe eilte in die benachbarte Küche, wo die Kaffeemaschine zu zischen begonnen hatte. Mühsam verbiß er sich das Lachen. Die somatische Atmosphäre im Wohnzimmer war glänzend. Er hatte es nicht nötig, sie durch telepathisch gesendete Sympathieströme zu verbessern.
    »Habe ich recht verstanden, daß Sie uns als Doktor vorgestellt wurden?« erkundigte sich Billings höflich bei Carney, nachdem sie alle Platz genommen hatten. »Auf welchem Gebiet haben Sie promoviert, wenn ich fragen darf?«
    Joe hörte die Frage und kam mit der Kaffeemaschine in den Händen zur Tür.
    »Es ist ein Ehrentitel«, sagte er.
    »Wie bitte?« fragte Billings.
    »Doc Carney war praktizierender Psychologe«, erläuterte Joe. »Er ist auf Jahrmärkten als Hellseher aufgetreten. Von der Bühne herunter hat er den Leuten Dinge über sie selbst erzählt. Einen Sommer lang war ich in den Ferien sein Medium und Helfer in der Zuschauermenge. Daher kenne ich ihn. Wir haben sie ganz schön eingewickelt.«
    »Ich habe nie jemanden gekannt, der das Handwerk so schnell lernte wie Joe«, sagte Carney. »Wenn er bei mir geblieben wäre, hätten wir das Geld nur so gescheffelt.«
    Mable war in ihrem Element. Es war lange her, seit sie feine Herren bei sich zu Gast gehabt hatte, die gewählt sprachen und sich zu benehmen wußten. Sie saß in eleganter Pose lässig auf ihrem Stuhl und warf wiederholt Blicke in einen Wandspiegel, um zu sehen, ob Puder und Lippenstift die erwünschte Wirkung hervorriefen. Mit einer provozierenden Geste ihres Fingers schnippte sie eines ihrer langen Ohrgehänge aus spiegelndem Jett hin und her und versuchte ihre breiten und formlosen Hüften in eine verführerisch wirkende Position zu bringen. Zugleich kratzte sie mit dem Zeigefingernagel ihrer freien Hand an Schmutzflecken auf ihrem alten schwarzen Rock und dem ebenso alten roten Pullover.
    Joe brachte die dampfenden Tassen mit Kaffee auf einem Tablett herein, und es wurde still, während sie in kleinen Schlucken genießerisch tranken.
    »Nun zum Geschäft«, sagte Joe und stellte seine Tasse ab.
    Hoskins und Billings wunderten sich über nichts mehr. Es erschien ihnen ganz natürlich, daß Mable die Hälfte der Häuser in der Straße gehörte; daß sie aus früheren Zeiten Dokumente besaß, die sie vor Erpressungen und Behördenwillkür schützten.
    »Ich könnte Ihnen eine ganze Menge über diese scheinheiligen Greise erzählen, die dem Rest der Welt ihre Sünden vorhalten«, dröhnte sie. »Aber ich lasse sie in Ruhe und sie mich. Genauso ist es mit meinen Mietern. Solange sie sich anständig benehmen, ihre Rechnungen bezahlen und mich nicht in Schwierigkeiten bringen, lasse ich sie in Frieden. Ich weiß nicht, was sie hier tun. Ich will es auch nicht wissen. Es geht mich nichts an. Ich schnüffle und spioniere nicht. Das habe ich nicht nötig. Ich habe schon alles gesehen, was es zu sehen gibt.«
    »Das ist
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