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TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

Titel: TTB 119: Computer der Unsterblichkeit
Autoren: Mark Clifton , Frank Riley
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sei, ob er auch die Erkenntnis seiner selbst überleben werde.
    »Du hast ja so recht«, murmelte Joe und zündete sich eine Zigarette an, um den Eindruck zu verstärken, er habe angehalten, weil er sich von der Anstrengung des Fahrens ausruhen wollte.
    Die Befehle an die Agenten waren klar. Die Professoren Hoskins und Billings waren die Zentralfiguren bei der Entwicklung des kybernetischen Gehirns. Früher oder später mußte die Spur dieser Männer zu Bossy führen. Bis dahin hatte man die zwei Professoren unauffällig zu beschatten. Keinesfalls durften so viele Agenten zusammengezogen werden, daß es Verdacht erregte. Eine Verhaftung durfte nur erfolgen, wenn die zwei Männer sie durch ihr Verhalten unumgänglich machten.
    Joe zog an seiner Zigarette und bemühte sich, tiefer in die Psyche des Beamten einzudringen. Er fand, was er suchte. Der Mann war müde und fröstelte. Joe schaltete sich in dieses somatische Unbehagen ein, verstärkte es in sich selbst und gab das verstärkte Unbehagen zurück. Er nahm es wieder auf und ließ es in jeweils erhöhtem Maße hin und her oszillieren.
    Der Mann begann suchend umherzublicken und richtete seine Augen sehnsüchtig auf ein kleines Speiselokal. Er verspürte Übelkeit in der Magengegend und fürchtete, daß ihm schlecht würde. Vielleicht hatte ihn der billige Wein vergiftet. Es kam ihm der flüchtige Gedanke, ob auch er auf die Liste derjenigen kommen würde, die in der Erfüllung ihres Dienstes den Tod gefunden hatten. Der Drang nach Selbstbemitleidung kämpfte mit rationalen Überlegungen. Das innere Ringen führte zu dem Kompromiß, zuerst eine Tasse Kaffe zu trinken und zu sehen, ob sie seinen Magen beruhigen, das Frösteln beseitigen und sein Wohlbefinden wiederherstellen würde. Immer starker wurde die Überzeugung, daß hier eine extreme Situation vorliege, die das Verlassen seines Postens rechtfertigte.
    Als Joe seine Zigarette fortwarf und den ersten Gang einlegte, hatte sich der Agent bereits einen halben Block entfernt und eilte auf das Restaurant zu, wobei er immer noch den Hals der Weinflasche im Papierbeutel umklammerte. Falls er sterben mußte, mochte der Wein zu einem wertvollen Beweisstück werden.
    Ohne mehr Sorgfalt, als sie ein gewöhnlicher Lastwagenfahrer zeigen würde, fuhr Joe den Lieferwagen an eine der Laderampen vor der Güterabfertigung. Er schwang sich hinauf und schlenderte mit der geziemenden Lässigkeit durch die Tür zum Schalter.
    Der Beamte musterte mit einem Blick seine fettige Lederjacke, die ölfleckige Hose und die zerknautschte Mütze mit dem geknickten Schirm.
    »Na?« fragte er. »Was willst du?«
    »Eine Sendung für die Brown Company, Gerätebau. Muß eine Kiste mit Fernsehteilen sein.« Kein Aufmerken, kein Mißtrauen waren in den Gedanken des Beamten erkennbar. Es war die Bestätigung, daß niemand hier von Bossy wußte. Er händigte dem Beamten die Frachtbriefkopie aus, die er bei der Auslieferung von Bossys Teilen in einer hundert Meilen von Hoxworth entfernten Stadt erhalten hatte.
    »Sowas haben wir hier nicht«, sagte der Beamte automatisch. Weder in seiner Stimme noch in seinen Gedanken war etwas wirklich Feindseliges. Es war einfach der in allen Menschen latent vorhandene Drang, Obstruktion zu treiben, der immer dann zum Ausdruck kommt, wenn keine Vergeltung zu befürchten ist.
    »Der Chef hat mit den Leuten von der Tagschicht telefoniert«, sagte Joe trocken. »Sie sagten, die Sendung sei da. Sieh mal zu, Meister, vielleicht findest du sie doch noch.«
    Der Beamte blickte ihn unmutig an. Wenn der Chef dieses Tagediebs wirklich angerufen und mit dem Leiter gesprochen hatte, konnte es Stunk geben. Er entschloß sich zur Zusammenarbeit, fand die Kiste im Lager, schob die Gabel seines Handstaplers darunter, murrte über Gewicht und Unhandlichkeit und rollte die Kiste hinaus auf die Rampe. Zu seiner eigenen Überraschung ertappte er sich dabei, wie er Joe beim Verladen in den Lieferwagen behilflich war.
    Joe kehrte mit ihm zum Schalter zurück. »Der Chef will eine Fahrkarte nach Los Angeles«, sagte er. »Wo kann ich die kriegen?«
    »Dort drin«, sagte der Beamte und zeigte mit dem Daumen auf den Durchgang zum Wartesaal und der Bahnhofshalle. »Soll ich dich bei der Hand nehmen und hinführen?«
    »Nein«, antwortete Joe. »Ich mache mir die Hand nicht gern schmutzig.«
    Er ging durch den zugigen breiten Korridor weiter und wußte, daß der Beamte der Güterabfertigung mit offenem Mund hinter dem Schalter stand und ihm
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