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TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

Titel: TTB 119: Computer der Unsterblichkeit
Autoren: Mark Clifton , Frank Riley
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sprachlos nachstarrte. Der Schock des Beamten, der sich bei seinem eigenen Spiel geschlagen sah, gab Joe die Gelegenheit, sein Abbild im Geist des Mannes zu verwischen. Trotz seiner schlagfertigen Antwort würde sich der andere nicht an ihn erinnern. Wie jeder Richter weiß, kann emotionelle Erregung zu verzerrten Erinnerungsbildern und entsprechend ungenauen Personenbeschreibungen führen. Schon jetzt entsann sich der Beamte an ihn als an einen groben, gewalttätig aussehenden Kerl von einem Lastwagenfahrer mit ungekämmtem schwarzem Haar, abstehenden Ohren und Flecken braunen Tabaksaftes am Kinn.
    An der Tür zwischen Bahnhofshalle und Wartesaal blieb Joe stehen und machte sofort die beiden Professoren aus. Ihre Verkleidungen waren einfach und gekonnt. Der zweiundsiebzigjährige Billings hatte sein weißes Haar kurz geschnitten und schwarz gefärbt und den verräterischen goldenen Zwicker durch eine alltägliche Hornbrille ersetzt. Seine Kleider waren billig und abgetragen. Aber Joe verließ sich weniger auf solche Oberflächlichkeiten als auf die Wandlung im Benehmen und in der Haltung des Mannes. Von der Selbstsicherheit des weltberühmten Gelehrten, des Dekans für psychosomatische Medizin an der Universität Hoxworth, jedem Kind aus Presse und Fernsehen bekannt, war nichts übriggeblieben. An ihre Stelle waren Hilflosigkeit, Verwirrung und Bekümmerung getreten. Er war ein verlorener und müder alter Mann. Und trotzdem hatte man ihn erkannt und bis hierher verfolgt.
    Professor Hoskins, vierzig Jahre alt, war dagegen bis zuletzt unerkannt geblieben, obwohl er seine äußere Erscheinung kaum verändert hatte.
    Die zwei Männer saßen nun wie verabredet da und warteten auf Joe, der ihnen sagen sollte, was als nächstes zu tun sei.
    Mit den Meditationen des weintrinkenden Polizeispitzels als Anhaltspunkt fiel es Joe nicht schwer, auch die beiden Beschatter in der Menge der wartenden und hastenden Menschen ausfindig zu machen. Es waren farblose, unauffällige Gestalten, und sie warteten geduldig wie wohlerzogene Ehemänner, die ihrer Frauen harren.
    Joes Lippen zuckten amüsiert, und er machte sich ihren verständlichen Wunsch nach Abwechslung zunutze.
    Der mit der Zeitung signalisierte dem anderen durch Augenzeichen, daß eine Konferenz vonnöten sei. Scheinbar ziellos bummelten sie nacheinander zum Ausgang und auf die Straße, wo sie sich trafen und zu einem nahen Speiselokal gingen.
    Sie zeigten sich nicht überrascht, als sie dort ihren Mitagenten in der Verkleidung des Trunkenboldes antrafen, und die drei setzten sich einträchtig zusammen, um zu diskutieren und Spekulationen anzustellen, wer wohl die beiden Professoren abholen und wann die Fährte zu Bossy führen würde. Der Alkoholiker-Agent hatte erstaunlich rasch zu seinem Wohlbefinden zurückgefunden und erklärte sein Unwohlsein mit der Kälte.
    Eine volle halbe Stunde lang, längst nachdem er die beiden Professoren und Bossys Teile sicher vom Bahnhof weggebracht hatte, hielt Joe die drei Agenten im Netzwerk ihrer eigenen Gedanken fest, so daß sie ihre Unterhaltung an der Theke als einen durchaus normalen Teil ihrer Pflicht ansahen.
    Dann, weil er nicht ohne einen gewissen Sinn für Humor war, ließ Joe es geschehen, daß den dreien gleichzeitig einfiel, wie pflichtvergessen sie sich entfernt und ihren Auftrag vernachlässigt hatten. Sie schauten einander verdutzt und erschrocken an und sprangen von der Theke zurück, als hätten sie sich daran verbrannt.
    Sie rannten die Straße hinauf zum Bahnhof. Sie durchsuchten das weitläufige Gebäude vom Keller bis unters Dach. Jede Vorsicht außer acht lassend, befragten sie alle möglichen Leute. Niemand erinnerte sich, die beiden Männer überhaupt gesehen zu haben.
    Zuletzt begaben sie sich ins Freie und begannen zu überlegen und ihr Verhalten zu rechtfertigen, nachdem sie erkannt hatten, daß es unsinnig sei, sich die Schuld gegenseitig zuzuschieben. Sie waren wohlerfahren in der Kunst, Geschichten auszuknobeln, mit denen man Richter und Geschworene überzeugen konnte, aber ihr Vorgesetzter hatte das Geschäft von der Pike auf erlernt und würde nicht so leichtgläubig sein.
    Ihre Versuche zur Erklärung ihrer Entscheidungen und Handlungen zeichneten sich durch Einfallsreichrum und Logik aus. Ihre Geschichte begann sich allmählich zu jener unfehlbaren Schlüssigkeit zu formen, wie man sie in wissenschaftlichen Werken findet.
    Die einfache und den Tatsachen entsprechende Erklärung des Geschehenen lag
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