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TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

Titel: TTB 119: Computer der Unsterblichkeit
Autoren: Mark Clifton , Frank Riley
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Vorstellungen hatten, wo dieses Versteck sein könnte und wie sie sich dem Druck der Massenreaktion auf die Dauer entziehen sollten; oder auf welche Weise die Fortsetzung ihrer Arbeit und sogar ihr Lebensunterhalt zu finanzieren wäre. Sie hatten ihr ganzes Leben im Elfenbeinturm verbracht. Weder Hoskins noch Billings war je in den Sinn gekommen, daß es anders sein könnte.
    Und nun verbargen sie sich in einem Obdachlosenasyl in der Straße der Bettler, Zuhälter und Trinker. Noch unglaublicher erschien es Hoskins, daß sie für ihre weiteren Vorhaben völlig von einem jungen, kaum fünfundzwanzigjährigen Mann abhingen.
    »Unglaublich«, sagte Hoskins laut und schüttelte den Kopf.
    »Ich frage mich, wann Joe zurückkommen wird?« sagte Billings besorgt. Hoskins sah ihn ungeduldig an und antwortete nicht.
    Die zwei saßen einander auf den Kanten ihrer Feldbetten gegenüber und warteten. Hoskins nahm sich ein belegtes Brötchen aus dem Paket, das der Hoteldiener auf Joes Betreiben gebracht hatte. Billings überlegte, ob er den Gang zum Gemeinschaftswaschraum wagen und eine Dusche nehmen solle. Er lächelte etwas verlegen über seinen merkwürdigen Drang, sich wieder und immer wieder zu duschen. Offenbar ein Protest gegen die unsaubere Umgebung. Er schob den Gedanken beiseite. Je weniger Leute sie sahen, desto sicherer waren sie.
    Billings’ Selbstanalyse führte ihn zu den Konsequenzen der Meinungskontrolle zurück, den gleichen Konsequenzen, denen im Lauf der Geschichte immer wieder die andersdenkende Minderheit ausgeliefert worden war. Oft hatte es Zeiten gegeben, in denen die Menschheit zur Übernahme der einzig richtigen Meinung gezwungen worden war. Und jedesmal hatten Schwungkraft und Erkenntnisdrang nachgelassen, waren verkümmert oder gar abgestorben.
    Das wissenschaftliche Denken hatte eine merkwürdige Eigenheit. Sperrte man ein Gebiet gegen seine spekulativen Betrachtungen ab, schien sich jede Forschungstätigkeit sofort auf eben dieses Gebiet zu konzentrieren.
    Ein kleiner Junge hält es manchmal stundenlang ohne einen Gedanken an das Bonbonglas aus. Verbietet man ihm, es anzurühren, kann er an nichts anderes mehr denken.
    »Ein Jammer, daß es diesmal so kommen mußte«, sagte Billings und merkte nicht, daß er laut sprach. »Der Schlüssel lag noch dazu die ganze Zeit vor unser aller Augen. Hätten wir erkannt, daß Einsteins Koordinatensysteme auf alle Wissenschaftsgebiete und nicht nur auf die Physik anwendbar sind, wäre der Mensch über seine eigenen Träume hinausgelangt. Wenn wir allein das Gebiet der Soziologie betrachten …«
    Hinter der dünnen Trennwand krachten die Bettfedern laut und protestierend. Hände tappten an den Brettern hoch. Finger erreichten die Oberkante und schoben sich haltsuchend durch den Maschendraht. Sie spannten sich, zeigten Anstrengung, und dann folgte das scharrende Geräusch eines schweren Körpers, der sich an der Wand hinaufzog.
    Zuerst kamen gelbgraue, verfilzte Haarsträhnen zum Vorschein. Gerötete Augen folgten, dann eine formlose rote Nase und zuletzt der Mund. Der Mund lächelte. Es war das versöhnliche, kompromißbereite Lächeln eines alten Gewohnheitstrinkers.
    »Wollen Sie wirklich versuchen, die Gesetze des Raum-Zeit-Kontinuums auf die Soziologie anzuwenden?« Die Worte klangen gedehnt und undeutlich; die schlaffen Lippen hatten längst verlernt, scharfe und klar artikulierte Sätze zu sprechen.
    Billings und Hoskins hatten mit stummem Entsetzen beobachtet, wie die Erscheinung über der Trennwand in Sicht gekommen war. Billings faßte sich als erster. Die Frage stellte seine Position in der akademischen Welt wieder her.
    »Man kann es fraglos in Erwägung ziehen«, antwortete er.
    Die Augen schlossen sich. Die hellen Lider kontrastierten mit der grauen Schmutzschicht auf dem übrigen Gesicht. Sie öffneten sich wieder.
    »Ich frage mich jetzt, warum ich in meinen Überlegungen nie auf diese Möglichkeit gekommen bin? Vielleicht darf ich es den Zeitläufen zuschreiben, in denen wir leben. Ja, es ist zweifellos wert, in Erwägung gezogen zu werden.«
    Der Kopf begann hinter der Bretterteilung zu verschwinden, kam wieder hoch. Das Gesicht nahm einen erwartungsvollen Ausdruck an.
    »Ich würde den Herren gern einen Schlaftrunk anbieten, wenn ich einen hätte …«
    »Ich fürchte, wir haben auch keine Spirituosen«, sagte Billings bedauernd.
    Die Augen blickten forschend von einem zum anderen, dann schien der Mann überzeugt, daß sie keine Getränke
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