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TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

Titel: TTB 119: Computer der Unsterblichkeit
Autoren: Mark Clifton , Frank Riley
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und ungewöhnliche Ideen zu empfangen.
    Nun hatte es seit fast einem halben Jahrhundert nichts Neues gegeben. Gewiß, ein scheinbarer Fortschritt war da. Die Kochbuchingenieure waren immer noch fähig, neue Brote aus den alten Zutaten zu backen. Es wurde immer noch genug an Neuigkeiten für Industrie und Haushalt erfunden, um jeden Kritiker zum Schweigen zu bringen. Aber es gab keine Forschung mehr, kein Vortasten in unbekannte Gebiete.
    Auf seinem eigenen Gebiet der Kybernetik hatte Hoskins die Experimente der Jahrhundertmitte mit ultraschnellen Rechnern, automatischen Schachspielern und ähnlichen Vorrichtungen studiert. Er hatte entdeckt, wie nahe die Schüler von Babbage und Vannevar Bush ihrem Traum von der zweiten industriellen Revolution gekommen waren. Aber hier, im letzten Jahrzehnt des Jahrhunderts, spielte die Kybernetik noch immer die gleichen mechanischen Spiele nach den alten Konzeptionen.
    Nur Bossy war anders.
    Während er in seiner Arbeit fortfuhr, wurde Hoskins von tiefer Unruhe ergriffen. Manchmal war ihm zumute, als befände er sich vor einem vagen und noch nicht ganz erfaßten Konzept; als hätte er durch dichten Nebel die kaum sichtbaren Umrisse eines völlig unbekannten Kontinents gesehen, wo es nach Ansicht aller früheren Geographen nur die weite See gab. Er verfluchte die Sterilität, das dumpfe Memorieren, das als Lernen ausgegeben wurde. Er klagte seinen eigenen Geist an, wie ein lange unbetätigter Muskel geschrumpft und unfähig zu sein, eine Aufgabe zu Ende zu bringen, die mit Leichtigkeit gelöst werden müßte.
    Nicht, daß ihm der Wiederaufbau der Maschine Schwierigkeiten bereitet hätte. So kompliziert das Ganze auch war, erinnerte er sich doch genau an jeden einzelnen Schritt in der richtigen Reihenfolge. Er kannte die Theorie und wußte genau, welchen Zweck jeder Teil hatte. Was er nicht begreifen konnte, war, wie die Maschine überhaupt hatte ersonnen werden können …
    Er entsann sich der Konsternation und der Verständnislosigkeit, die in der Frühzeit des Projekts zwischen den verschiedenen Wissenschaftsrichtungen geherrscht hatten. Der legendäre Turmbau zu Babel mußte dagegen ein Wunder an Zusammenarbeit und gegenseitigem Verstehen gewesen sein. Wie man es von Menschen, deren inneres Gleichgewicht vom Gefühl ihrer eigenen Unzulänglichkeit gestört ist, nicht anders erwarten kann, hatte sich jeder Wissenschaftszweig auf sich selbst zurückgezogen, war immer esoterischer und ritualistischer geworden und hatte sich immer weiter vom eigentlichen Zweck der Wissenschaft entfernt, der nichts weiter ist als zu wissen. In dieser Atmosphäre hatte das Projekt seinen Anfang genommen.
    Dann, plötzlich und ohne erkennbaren Grund, hatte man einander verstanden. Probleme wurden gelöst, alte Eifersüchteleien vergessen, Vorurteile über Bord geworfen. Überall in der Universität hatten die Abteilungen Feuer gefangen und verstanden, was es bedeutet, mit mitleidiger Ungeduld jene zu betrachten, die ihre persönliche Karriere immer noch über das geistige Abenteuer des Lernens und Verstehens stellten.
    Am erstaunlichsten war, daß alle es für selbstverständlich gehalten hatten. Niemand schien damals bemerkt zu haben, was geschehen war, oder warum. Auch er hatte es bis jetzt nicht erkannt, wo die Arbeit an Bossy ihn zwang, jedes Stadium des Projekts minuziös nachzuvollziehen.
    An einem Nachmittag, als sie gemeinsam am Werk waren, versuchte er Billings zu befragen.
    »Doktor Billings«, sagte er vorsichtig, »obwohl der Wissenschaft keines von Bossys Einzelheiten unbekannt war, nicht einmal vor fünfzig Jahren, ist die Zusammenfügung der Teile und vor allem unsere Konzeption von den Vorgängen während eines Denkprozesses ganz neu. Wie ist uns das gelungen? Sie waren der Projektleiter. Sie müßten es wissen.«
    Er sah dasselbe Zögern, dieselbe verschleiernde Trübung in Billings’ blauen Augen, die er schon in Hoxworth bemerkt hatte, wenn dieses Thema diskutiert worden war.
    »Wahrscheinlich nichts weiter als ein glücklicher Umstand, eine Zufälligkeit«, antwortete Billings ausweichend.
    »Das glaube ich nicht, und auch Sie tun es nicht«, stellte Hoskins fest. Er zeigte auf den Wasserstoffionen-Konzentrator, auf Wellenausgleicher und Feldverstärker. »Das alles soll zufällig kombiniert worden sein?« fragte er ungläubig, beinahe spöttisch. »War es vielleicht ein Zufall, daß die Abteilung für synthetische Textilien in der Lage war, uns zu zeigen, wie man polymerisierte und
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