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TTB 110: Im Reich der Dämonen

TTB 110: Im Reich der Dämonen

Titel: TTB 110: Im Reich der Dämonen
Autoren: Kenneth Bulmer
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»Ich dachte immer, Soldaten müßten sich schnell umstellen können, wenn sie sich plötzlich vor wichtige Entscheidungen gestellt sehen. Aber jetzt wird mir klar, daß sie außer Disziplin nichts kennen. Was jenseits dieser Disziplin liegt ...«
    Stead dachte an den Kampf der Soldaten gegen die Leute von Trychos. So unschön er gewesen war, man mußte doch den wilden Stolz und Mut der Soldaten anerkennen. Aber er gab Della keine Antwort. Er nahm sie am Arm und brachte sie aus dem Labor in seine frühere Wohnung.
    Der Boden schwankte leicht unter ihren Füßen, als sie den Korridor entlanggingen.
    »Ich wollte es nicht vor all den anderen sagen, Della. Aber du mußt mir helfen. Die Menschenrasse steht in einer kritischen Lage. Und so wahnsinnig und überheblich es klingen mag, ich bin der festen Überzeugung, daß ich den Wendepunkt herbeiführen könnte.«
    Sie lachte nicht und verspottete ihn nicht. Offensichtlich verstand sie, was er meinte. »Sprich ruhig weiter.«
    Er sah zu Boden. Seine Augen hatten sich verdüstert. Auf seinem Gesicht spiegelten sich die Gefühle, die er nicht so recht auszudrücken verstand.
    »Ich bin der festen Überzeugung, daß ich eine wichtige Rolle spielen kann. Die ganzen Ereignisse haben mich umhergestoßen und mich in eine Bahn geworfen, gegen die ich mich anfangs sträubte. Jetzt nicht mehr. Ich weiß, daß ich meine Pflicht zu erfüllen habe.«
    »Was hat dich überzeugt, Stead?«
    Er ging auf und ab. Das ferne Grollen hatte sich wieder beruhigt. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich werde die verdammte Idee nicht los, daß ich einzig und allein zu diesem Zweck hierherkam. Ich fühle, daß ich in diese Welt wollte, daß ich aber nicht aus ihr stamme. Und ich weiß, Della, daß diese Gedanken aus meinem verlorenen Gedächtnis entspringen, daß sie versuchen, die verschlossenen Türen meines Bewußtseins zu durchbrechen. Wenn ich mich nur erinnern könnte!«
    Della nickte. Ihre roten Lippen preßten sich zusammen, als sie ihre Entscheidung getroffen hatte. Sie gingen nebeneinander in Steads unbewohnte Räume. Der Ort brachte glückliche Erinnerungen zurück. Aber er sah Della beunruhigt an, als sie sich auf den niedrigen Diwan setzte. Sie zog ihre Beine hoch und machte es sich bequem. Dann schloß sie eine Sekunde lang die Augen.
    »Im Augenblick beschäftigen uns drei verschiedene, wenn auch nicht voneinander zu trennende Dinge.« Sie zählte sie an den Fingern auf. »Erstens, die Revolution der Wildbeuter. Zweitens, der Kampf gegen die Dämonen. Drittens, dein verlorenes Gedächtnis.«
    »Ja«, rief Stead erregt, »mein verlorenes ...«
    Sie unterbrach ihn ernst. »Du hast recht, Stead. Dein verlorenes Gedächtnis ist im Augenblick am allerwichtigsten.«
    »Es klingt so wahnsinnig«, flüsterte Stead. Er war sich seiner eigenen Gefühle nicht mehr so sicher.
    Sie schüttelte den Kopf und deutete neben sich. »Setz dich zu mir.«
    Ihr Parfüm verwirrte und verängstigte ihn. Sie trug einen weißen Laborkittel, der bis zum Hals geschlossen war. Ihre kurzen roten Locken glänzten im Licht der elektrischen Lampen. Die grauen Augen waren abgründig. Sie sahen ihn unter zusammengezogenen Brauen an – warm und abwesend zugleich.
    »Es gab schon genug Arbeiterrevolutionen. Auch Wildbeuterrevolutionen. Die Gouverneure gewinnen immer. Weshalb sollten sie auch nicht?« Sie hob den Finger, als sie merkte, daß er etwas einwenden wollte. »Aber wir haben uns noch nie einer Situation gegenübergesehen, wie du sie jetzt heraufbeschworen hast. Vermutlich haben schon andere vor dir die Wahrheit erkannt. Leute, die auf die Gebäude der Dämonen herabgeblickt haben und sie als Ganzes sahen. Aber unsere Gebäudegeographen haben sich seit Generationen nicht mehr in die Außenwelt gewagt.«
    »Ja, das kann ich schon verstehen. Aber weshalb haben sie die Kunde nicht verbreitet? Ich weiß, daß ein Mann wie Thorburn nichts anderes tun kann als zu schweigen. Aber ein Mann mit Bildung – er müßte doch sehen, daß hier etwas geschehen muß.«
    »Eben deshalb glaube ich dir! Du bist anders als wir. Dein Gedächtnis muß den Schlüssel ...« Plötzlich erbebte die Decke. Verputz fiel ab. In ihren Zähnen knirschte der Staub. Della klammerte sich an seinen Arm.
    »Stead!«
    »Das muß ein starker Stoß gewesen sein ...« Er wollte aufstehen, aber Della ließ ihn nicht los. Sie atmete schnell. Auf ihren Wangen erschienen rote Flecken.
    »Wir sollten herauszufinden versuchen ...«
    »Nein. Stead – laß mich
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