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TTB 103: Die Zeit und die Sterne

TTB 103: Die Zeit und die Sterne

Titel: TTB 103: Die Zeit und die Sterne
Autoren: Poul Anderson
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auch immer dieses Gesetz gemacht haben mögen«, sagte Teresina, »sie müssen sehr weltfremd gewesen sein, weil ihnen anscheinend nicht in den Sinn gekommen ist, daß das Überleben nicht jeden Preis wert ist. Genug jetzt. Gehen Sie!«
    Sie hob die Flinte. Newhouse setzte sich in Bewegung. Nach etwa zehn Schritten blieb er wieder stehen. »Was haben Sie jetzt vor?« fragte er unsicher.
    »Ich werde ins Lager zurückkehren«, sagte Teresina. »Es ist nicht nötig, über diese Episode weitere Worte zu verlieren.«
    Newhouse zog nachdenklich die Stirn in Falten. »Bitte, entschuldigen Sie«, sagte er dann. »Ich verstand Sie offenbar nicht so gut, wie ich dachte.«
    »Ich schlage Ihnen vor, auch bei den anderen weniger zuversichtlich zu sein, daß Sie sie verstehen.«
    »Aber da ist doch das Gesetz. Und unsere Gruppe ist schließlich keine Bande von Gesetzesbrechern. Sie werden doch keine Bestrafung wegen Verschwörung gegen das Gesetz riskieren, wenn wir tatsächlich gerettet werden. Und das ist es, dessen Sie sich schuldig machen würden.«
    Teresina war so aufgebracht, daß sie erst später Zeit hatte, die Intelligenz ihrer Antwort zu bewundern. »Darüber können wir uns später unterhalten«, gab sie zurück. »Das Gesetz sagt, daß diese Gruppe sich fortzupflanzen hat. In Ordnung. Es sagt aber nichts über die Reihenfolge, die wir dabei einzuhalten haben. Es wäre ja in der Tat unvernünftig, wenn alle Frauen gleichzeitig schwanger wären. Sehr gut, Herr Newhouse, Sie können anderswo anfangen. Wenn das erste Kind erst einmal ein paar Monate unterwegs ist, wird sich für uns andere die Frage stellen.«
    Sein Mund stand offen. »Anderswo?«
    »Ich schlage Hedwig Trumbull vor«, spottete Teresina. »Sie scheint durchaus bereit zu sein, alles für den weiteren Bestand dieser Kolonie zu tun.«
    Damit kehrte sie Newhouse den Rücken und marschierte davon.
     
    *
     
    Der allmähliche Sonnenuntergang kam während der nächsten Arbeitsperiode. Stundenlang erglühte der Himmel in roten, goldenen und lila Tönen. Aber während Teresina das rasche Verblassen solcher Schönheit auf Erden stets bedauert hatte, fand sie diese Pracht ziemlich langweilig, wo sie sich über fast einen ganzen Arbeitstag hinzog. Und als endlich das blaue Zwielicht einsetzte und die ersten Sterne am Himmel aufblinkten, war ihr die Veränderung durchaus willkommen.
    Die Gruppe saß im Freien unter einigen Lampen, die neben dem Bauplatz ihres geplanten Hauses aufgehängt worden waren. Man unterhielt sich. Meistens handelte es sich um Erinnerungen, bis Hedwig zu schluchzen begann. Dann leitete Marie zu praktischeren Problemen über. Die Arbeit könnte auch während der langen Nacht fortgesetzt werden, aber es wäre wohl richtiger, die Jagd und das Sammeln von Früchten einzustellen. Immerhin wäre es nicht verkehrt, die umliegenden Wälder ein wenig zu erforschen, um in Erfahrung zu bringen, was man dort nach Beginn der Dunkelheit zu erwarten habe. Fred und Newhouse könnten ... nein, Newhouse dürfe nicht in Gefahr gebracht werden ...
    Fred erklärte sich bereit, allein Nachforschungen anzustellen. Er hatte wenig zu fürchten. Teresina erbot sich, ihn zu begleiten. Newhouse legte sein Veto ein: sie dürfe ihre potentiellen Mutterfunktionen nicht unnötig gefährden. Teresina erregte sich, sprach von ihren Rechten als Individuum und war bestürzt, als die anderen für Newhouse Partei ergriffen. Nur Arsang stimmte ihr zu, und das hauptsächlich aus Gehässigkeit gegen die übrigen. Man hatte ihn vorher zum Beerensammeln geschickt, und das hielt er mit der Würde eines ersten königlichen Gongschlägers für unvereinbar.
    Kurz darauf legten sich alle schlafen. Teresina stellte mit boshafter Befriedigung fest, daß Newhouse immer noch allein in seiner Koje im Raumschiff schlief. Hedwig machte eine andeutende Bemerkung, aber er drückte sich ziemlich hastig an ihr vorbei, und gleich darauf hörte man die Tür zum Pilotenraum ins Schloß fallen. Arsang und Hedwig gingen in den Passagierraum, die anderen zogen es vor, ihre Schlafsäcke im Freien auszubreiten, denn die Nacht war mild. Alle bis auf Fred, versteht sich: sie konnten nicht mehr für ihn tun, als seinen mächtigen Körper mit Decken zu behängen.
    Teresina konnte nicht einschlafen. Nach ein oder zwei ruhelosen Stunden stand sie auf, zog Kleid und Sandalen an und wanderte zum Rand des Lagers hinaus.
    Die eigentliche Nacht begann jetzt. Der Himmel über ihr war blauschwarz, nur dort, wo die Sonne
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