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TTB 103: Die Zeit und die Sterne

TTB 103: Die Zeit und die Sterne

Titel: TTB 103: Die Zeit und die Sterne
Autoren: Poul Anderson
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Das Gesetz soll also garantieren, daß Schiffbrüchige beider Geschlechter sich fortpflanzen, wenn die Bedingungen der Umwelt es erlauben. Glauben Sie wirklich, daß so etwas erzwungen werden muß? Außerdem soll das Gesetz dazu dienen, durch weitestgehende Vermischung der Erbanlagen Degenerationserscheinungen zu verhindern. Na und? Wenn eine Gruppe Menschen so dumm ist, daß sie nicht von selbst darauf kommt, ist es nicht schade um sie, wenn sie degeneriert! Die Leute brauchen deshalb nicht gleich in der ersten Generation der Promiskuität zu verfallen. Sie brauchen nur zu bestimmen, wen ihre Kinder und Enkel heiraten und zwischen den Familien entsprechende Vereinbarungen zu treffen. So oder ähnlich ist es in der ganzen menschlichen Geschichte gehandhabt worden. Unsere moderne Gewohnheit, diese Entscheidung ganz allein dem Individuum zu überlassen, ist, statistisch gesehen, eine Abnormität.«
    »Hm, ja«, sagte Marie. »Angenommen, es wären mehrere Paare zusammen schiffbrüchig, und man würde von ihnen verlangen, ständig die Partner zu wechseln – ja, die emotionellen Spannungen, die dabei entstehen würden, könnten gefährlicher werden als alle genetischen Probleme.«
    »Und dann dieser Unsinn über die Verbreitung der Zivilisation!« zürnte Teresina. »Wenn ein Planet keine intelligenten Eingeborenen hat, kann er warten, bis er auf normale Weise entdeckt wird. Und wenn er Eingeborene hat, können Sie sich vorstellen, wie viele Schwierigkeiten eine Bande wildfremder Wesen wie wir machen würde, die das Land der Eingeborenen mit ihren Nachkommen bevölkern? Mord und Totschlag würde es geben! Tatsächlich, das Gesetz sollte die Fortpflanzung Schiffbrüchiger verbieten, bis sie sich überzeugt haben, daß der Planet, auf den es sie verschlagen hat, keine intelligenten Bewohner besitzt!«
    Sie schwieg erschöpft. Eine Weile hörte man nur den Wind in den Blättern rauschen.
    »Sie haben recht, meine Liebe«, sagte Kamala endlich. »Da ist ein lächerliches Gesetz, und wenn ich jemals wieder heimkomme, werde ich meinen Vater dazu bringen, daß er einen Antrag auf Gesetzesänderung ausarbeitet. Aber einstweilen ...«
    »Einstweilen«, sagte Maie, den Faden aufnehmend, »haben wir die Situation, wie sie ist. Vergessen Sie das Gesetz, Teresina. Wir sind vier Frauen, haben einen Mann und keine Aussicht auf Rettung. Ich fürchte, wir werden uns seinen Wünschen fügen müssen, denn, wie Sie sehr richtig sagten, ein Gesetz ist dazu überhaupt nicht notwendig.«
    »Aber wir müssen doch nicht!« rief Teresina.
    Marie zuckte wieder die Achseln. »Dieser Monsieur Newhouse gefällt mir nicht sehr. Ich werde ihm nicht sofort in die Arme sinken. Aber früher oder später, eh bien, ich bin auch ein gesundes Tier mit Instinkten. Und dasselbe gilt auch für Sie beide.«
    Teresina stampfte auf. »Ich bin es nicht.«
    Kamala lachte. Teresina sagte unbeholfen: »Nun, ich meine, ich habe etwas Selbstdisziplin.«
    »Die haben wir jetzt alle«, versetzte Marie. »Aber wie wird es in einem Jahr aussehen? In zwei Jahren, in fünf Jahren? Ich kenne das Leben vielleicht ein bißchen besser als Sie, Teresina. Wenn Sie schon sonst nichts dazu treibt, werden Sie sich wenigstens keine eigenen Kinder versagen wollen. Und es ist wahr: In fünfzig Jahren wird unsere Gemeinschaft diese Kinder brauchen. Sie dürfen nicht selbstsüchtig sein.«
    »Sie können das Unausweichliche für einige Monate verschieben«, sagte Kamala. »In dieser Zeit werde ich Sie in der inneren Reform unterweisen. Danach werden Ihnen solche Dinge weit weniger wichtig erscheinen.«
    »Ist es Ihnen denn ganz gleich?« würgte Teresina hervor.
    Kamala zögerte. »Gewiß nicht. In Colombo kannte ich einen jungen Mann ... Nein! Warum sollten wir uns Selbsttäuschungen hingeben? Diese Dinge sind vorbei.«
    Teresina biß sich auf die Lippen. »Wenn Sie nur ein bißchen Willenskraft hätten, würden Sie mir helfen, das Schiff zu übernehmen! Wir könnten nach einer menschlichen Siedlung Ausschau halten. Lieber bei dem Versuch sterben, als sich mit diesem, diesem langweiligen Planeten abfinden!«
    »Sie vergessen«, sagte Marie, »daß die erste Antriebsstufe sabotiert ist.«
    »Könnten wir sie nicht reparieren?«
    »Newhouse sagt nein. Ich verstehe selber nichts von diesen Dingen. Ich könnte das Schiff in der Atmosphäre fliegen, aber ich würde mich damit nicht in den Raum hinaustrauen.«
    »Was Newhouse sagt!« schnarrte Teresina. »Wie weit würden Sie glauben, was
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