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TTB 103: Die Zeit und die Sterne

TTB 103: Die Zeit und die Sterne

Titel: TTB 103: Die Zeit und die Sterne
Autoren: Poul Anderson
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Republik besinge, ich, Fred, in allem enthalten und alles enthaltend, ungewaschen wie der leibhaftige Pöbel?«
    Plötzlich mußte Teresina kichern.
     
    *
     
    Nach einer ausgedehnten Schlafpause sah das Leben hoffnungsvoller aus. Nach dem Sonnenstand war immer noch Spätnachmittag, die gleiche schwache Brise bewegte die Blätter der Bäume, und die gleichen kleinen Wolken wanderten über den Himmel, aber Kummer, Zorn und Hysterie waren verflogen. Es war eine ruhige und fast ausgeglichene Gruppe, die sich nach dem Frühstück vor dem Raumschiff versammelte.
    Newhouse stellte sich auf die zweite Sprosse der Einstiegsleiter und blickte zu den anderen herunter, die im Gras saßen oder standen. Er machte eine eindrucksvolle Figur mit den windzerzausten Haaren, dem offenen Hemd und seiner hautengen Hose über blankgeputzten Stiefeln. Teresina vermutete, daß er mindestens eine halbe Stunde an sich gearbeitet hatte, bis dieser Effekt erreicht war. Anders konnte sie sich jedenfalls nicht erklären, wozu er auf einem pferdelosen Planeten Reitstiefel trug.
    »Meine Damen, verehrte Herrschaften«, sagte Newhouse mit kraftvoller Stimme. »Sie wissen jetzt, daß wir wahrscheinlich für den Rest unseres Lebens hier sind. Sie wissen auch, wie glücklich wir uns schätzen dürfen, einen solchen Garten Eden wie diesen gefunden zu haben. Es ist an uns, dieses Glück zu verdienen, uns seiner und der menschlichen Rasse würdig zu erweisen.«
    »Und der Rasse der Numaner«, pfiff Arsang.
    »Natürlich«, sagte Newhouse irritiert. »Ich hätte auch die Rasse von Gombar nicht unerwähnt gelassen. Aber nun – wo waren wir stehengeblieben? Ach ja: Wir können auf diesem Planeten machen, was wir wollen. Im Moment bilden wir eine Gemeinschaft ohne feste Autorität, ohne klar umrissene Rechte und Gesetze, ohne – äh – ohne alles. Wir haben Arbeit zu tun. Sie wird uns nicht die Rücken brechen. Wir besitzen die notwendigsten Werkzeuge, und die Kraftanlage des Schiffes wird uns mit der nötigen Energie versorgen. Aber es wird Arbeit geben. Eine Herausforderung!« trompetete er.
    »Sie brauchen nicht so zu brüllen«, sagte Kamala. »Wir sind nicht taub.«
    Newhouse schaute verwirrt drein, fing sich aber schnell und fuhr fort: »Wir werden uns – wenn auch nicht auf eine regelrechte Verfassung, so doch auf ein paar grundsätzliche Regeln einigen müssen. Der Anfang, den wir jetzt machen, wird die ganze zukünftige Gesellschaftsstruktur bestimmen. Unsere Nachkommen können uns segnen oder auch verfluchen ...«
    »Augenblick!« Marie sprang auf. »Was ist das, was Sie da sagen? Wessen Nachkommen?«
    Newhouse verschränkte seine Arme und lehnte sich an die Leiter. Er lächelte. »Unsere. Ihre und die der anderen Damen. Und meine.«
    »Ohhh!« quiekte Hedwig errötend.
    Auch Teresina sprang auf. »Nicht so eilig, Newhouse!« schrie sie und brach ab, erschrocken über ihre eigene Kühnheit.
    »Sie kennen doch das Gesetz«, sagte der Offizier gelassen.
    »Welches Gesetz?« fragte Kamala, während alle anderen verblüfft schwiegen.
    »Das Gesetz Nummer 84 der Vereinigten Weltraumbehörde, Paragraph 76«, sagte Newhouse.
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Davon habe ich noch nie gehört, und mein Vater hat seinen Sitz im Parlament seit ...«
    »Allgemein bekannt unter der Bezeichnung Fortpflanzungsgesetz.«
    »Nein, ich kann nicht sagen, daß ...«
    Teresina tauschte einen Blick mit Marie aus. Die Stewardeß zuckte die Achseln und zog ein Gesicht. Wer konnte alle Gesetze kennen, die es gab?
    »Nun, ich kann mir vorstellen, daß dieses Gesetz in Zivilistenkreisen weitgehend unbekannt ist«, sagte Newhouse. »Die Raumfahrer müssen über diese Dinge naturgemäß besser unterrichtet sein, obwohl selbst für sie die Frage der Anwendung höchst selten aktuell wird. Nun, wie dem auch sei, das Gesetz schreibt vor, daß Erdenbürger, die auf einen fremden Planeten verschlagen werden, wo die Erhaltung der Rasse im Bereich des Möglichen liegt, sich fortzupflanzen haben. Dies hat in einer Weise zu geschehen, daß die größtmögliche Verbreitung aller vorhandenen gesunden Erbanlagen gewährleistet ist.«
    Teresina wich erschrocken zurück, bis sie Freds vertrauenerweckende Masse hinter sich fühlte. Newhouse betrachtete sie lächelnd.
    »Aber das ist unerhört!« kreischte Hedwig Trumbull. »Es ist unanständig!«
    »Die Verhältnisse im Raum gestatten nicht immer die Beibehaltung irdischer Maßstäbe«, sagte Newhouse. »Dieses Gesetz verfolgt mehrere
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