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TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

Titel: TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt
Autoren: L. Sprague de Camp
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Kauf dir damit das beste Schwert, das du um diesen Preis bekommst. Ich ziehe es dir von deinem Lohn ab. Wenn du dieses juwelenbesetzte Käsemesser zurückhaben willst, ist das deine Sache.“
    Fritharik verschwand, um kurz darauf mit einem Schwert an der Seite wieder aufzutauchen.
    „Das ist das beste, das ich um dieses Geld bekam“, erklärte er. „Der Händler behauptete, es sei Damaszener Arbeit, aber ein Kenner sieht sofort, daß die Damaszener Marke auf der Klinge eine Fälschung ist. Dieser Stahl hier ist weich, aber es muß eben ausreichen. Als ich noch mein Gut in Afrika hatte, war der beste Stahl gerade gut genug.“ Er seufzte.
    Padway untersuchte das Schwert, eine typische Spatha mit einer breiten, einseitig geschliffenen dreißigzölligen Klinge. Ihm fiel auf, daß Fritharik, Staifans Sohn, jetzt aufrechter und entschlossener schien, seit er das Schwert trug. Er mußte sich vorher praktisch nackt vorgekommen sein.
    „Kannst du kochen?“ fragte Padway.
    Fritharik zupfte an seinem Schnurrbart. „Nun, ja.“
    „Was zum Beispiel?“
    „Nun, ein Steak. Und ich kann Schinken rösten.“
    „Was noch?“
    „Sonst nichts. Gutes rohes Fleisch ist angemessene Nahrung für einen Krieger.“
    Padway seufzte. Dann entschloß er sich, wohl oder übel noch eine Küchenhilfe einzustellen. Das Mädchen hieß Julia, kam aus Apulien und sprach Dialekt. Sie war etwa zwanzig Jahre alt, dunkel, untersetzt gebaut und mit riesigen Füßen ausgestattet. Sie war im Grunde fleißig, aber Padway mußte sie zuerst erziehen. Als, er zum erstenmal sein Haus ausschwefelte, hätte sie beinahe den Verstand verloren. Der Geruch von Schwefeldioxyd jagte sie schreiend zur Tür hinaus – für ihre simplen Begriffe war der Teufel gekommen.
     
    *
     
    Padway und Tomasus, der Syrier, saßen mit ein paar hundert nackten Römern im Dampfraum der Diokletianischen Bäder. Der Bankier sah sich um und grinste:
    „Wie ich höre, ließ man früher die Frauen auch in diese Bäder. Mitten unter die Männer. Das war natürlich in heidnischen Zeiten. So etwas gibt es heute nicht mehr.“ Dann fuhr er fort: „Ich habe einen Brief von meinem Vetter Antiochus in Neapel bekommen. Er ist Reeder. Er hat Nachricht von Konstantinopel.“ Er machte eine bedeutungsvolle Pause. „Krieg.“
    „Zwischen uns und dem Imperium?“
    „Zwischen den Goten und dem Imperium jedenfalls. Die Atmosphäre war schon seit Amalasunthas Ermordung gespannt. Thiudahad hat versucht, die Verantwortung für den Mord von sich zu schieben, aber ich glaube, daß es unserem alten Dichterkönig jetzt an den Kragen geht.“
    Padway meinte:
    „Achte auf Dalmatien und Sizilien. Ehe das Jahr zu Ende geht …“; er hielt inne.
    „Wieder eine Weissagung?“
    „Nein, nur eine Meinung.“
    Tomasus blinzelte Padway durch den Dampf zu: „Martinus – wer bist du eigentlich?“
    „Was meinst du damit?“
    „Oh, an dir ist so etwas – ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll –, nicht nur deine seltsame Art, die Dinge anzusehen. Du besitzt manchmal ein Wissen wie ein Zauberer, der Kaninchen aus seinem Hut zieht.
    Und wenn ich dich über dein eigenes Land ausfragen oder wissen will, wie du hierhergekommen bist, wechselst du einfach das Thema.“
    „Nun …“, meinte Padway und überlegte, was für eine Lüge er riskieren konnte. Und dann fiel ihm die ideale Antwort ein – eine wahrheitsgemäße Antwort, die Tomasus bestimmt mißverstehen würde.
    „Weißt du, ich habe mein eigenes Land in großer Eile verlassen.“
    „Oh. Aus gesundheitlichen Gründen, was? Dann nehme ich es dir nicht übel, daß du vorsichtig bist.“ Tomasus blinzelte ihm zu.
    Als sie dann gemeinsam zu Padways Haus gingen, fragte Tomasus ihn, wie die Geschäfte gingen. Padway meinte:
    „Ziemlich gut. Die neue Destillationsanlage ist nächste Woche fertig. Und dann habe ich einem Kaufmann, der nach Spanien reiste, Kupferstreifen verkauft. Im Augenblick warte ich auf den Mord.“
    „Den Mord !“
    „Ja. Fritharik und Hannibal Scipio vertragen sich nicht. Seit Hannibal ein paar Leute unter sich hat, ist mit ihm nicht mehr auszukommen. Er schikaniert Fritharik.
    Übrigens, ich werde dir deinen Kredit zurückzahlen, wenn wir nach Hause kommen.“
    „Ganz?“
    „Ja. Das Geld liegt im Kasten und wartet auf dich.“
    „Ausgezeichnet, mein lieber Martinus. Aber brauchst du nichts mehr?“
    „Ich weiß nicht“, meinte Padway, der es sehr genau wußte. „Ich habe daran gedacht, meine Fabrik zu
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