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TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

Titel: TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt
Autoren: L. Sprague de Camp
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Bankier.
    „Nun“, meinte Tomasus, „wenn du sicher bist, daß es mir nicht wehtut, könnte ich es ja probieren.“ Er nippte an dem Becher, um dann in einem Hustenanfall beinahe zu explodieren. „Großer Gott, Mann, das ist ja die reinste Lava!“ Dann ließ sein Husten nach, und sein Gesicht verklärte sich. „Aber es wärmt einen schön von innen heraus, nicht wahr?“ Tomasus verzog sein Gesicht und leerte den Becher entschlossen.
    „He“, sagte Padway. „Vorsichtig. Das ist kein Wein.“
    „Oh, keine Sorge. Mich macht nichts betrunken.“
    Padway holte sich einen zweiten Becher und setzte sich. Tomasus strahlte immer noch.
    „Eine wunderbare Erfindung. Das wird ein großer Erfolg. Muß einer werden. Ein großer Erfolg. Hörst du zu, Gott dort oben? Sorge dafür, daß mein Freund Martinus großen Erfolg hat.
    Ich erkenne einen erfolgreichen Mann, wenn ich einen sehe, Martinus. Dafür habe ich eine glückliche Hand. Seit Jahren. Deshalb habe ich auch in meinem Beruf solchen Erfolg. Erfolg – Erfolg –trinken wir auf den Erfolg. Herrlicher Erfolg. Großartiger Erfolg!“

 
3.
     
    Am Ende der Woche stellte Padway erfreut fest, daß er stolzer Besitzer einer ganzen Reihe von Flaschen war und daß seine Finanzen sich erheblich verbessert hatten. Wenn man die fünf Solidi für die erste Monatsmiete seines Hauses rechnete und die sechs, die er für seineApparate,HannibalsLohnundseineeigenenLebenskosten aufgewendet hatte, waren immer noch mehr als dreißig von den fünfzig geborgten Solidi übriggeblieben.
    „Wieviel wirst du für das Zeug verlangen?“ fragte Tomasus. Padway überlegte.
    „Nun, es ist ein Luxusartikel. Wenn wir ein paar von den besseren Restaurants dazu bewegen können, sich davon einen Vorrat anzulegen, wüßte ich nicht, weshalb wir nicht zwei Solidi pro Flasche kriegen sollten. Wenigstens, bis jemand unser Geheimnis entdeckt und anfängt, uns Konkurrenz zu machen.“
    Tomasus rieb sich die Hände. „Auf diese Weise könntest du praktisch mit den Verkäufen der ersten Woche deinen Kredit zurückzahlen. Aber ich habe es nicht eilig; vielleicht ist es besser, das Geld ins Geschäft zu stecken. Wir werden ja sehen, wie die Dinge sich entwickeln. Ich glaube, ich kenne das Restaurant schon, mit dem wir anfangen sollten.“
    Padway fühlte sich nicht ganz wohl in seiner Haut. Er war alles andere als ein Verkäufer.
    „Wie sollte ich ihn denn dazu bringen? Ich bin mit euren römischen Geschäftsmethoden nicht besonders vertraut.“
    „Schon gut. Er wird sich nicht weigern, weil er mir Geld schuldet und mit seinen Zinszahlungen im Rückstand ist. Ich werde dich vorstellen.“
    Es kam, wie der Bankier vorausgesagt hatte. Der Besitzer des Restaurants, ein dicker Mann namens Gaius Attalus, machte zu Anfang ein etwas unglückliches Gesicht. Daraufhin flößte Tomasus ihm etwas von Padways Brandy ein, woraufhin er sich gleich erwärmte. Tomasus mußte im Laufe des Gesprächs Gott nur zweimal fragen, ob er auch zuhörte, bis Attalus sich einverstanden erklärte, Padways Preis für ein halbes Dutzend Flaschen zu bezahlen.
     
    *
     
    Am nächsten Tage stellte Padway seinen zweiten Mitarbeiter ein, einen blonden Vandalen namens Fritharik, den ein ungünstiges Geschick von seinem Rittergut in Afrika nach Rom verschlagen hatte, und der nun Arbeit suchte, die eines Edelmannes würdig war. Padway brauchte den Mann als Leibwächter, denn im Rom dieser Tage konnte ein Mann mit einigem Kapital nicht damit rechnen, unbehelligt seiner Wege zu gehen.
    Als Padway Fritharik fragte, womit er seine Leibwächteraufgabe erfüllen wollte, kaute der verlegen auf seiner Unterlippe herum und erklärte schließlich:
    „Ich hatte einmal ein schönes Schwert, aber ich mußte es versetzen, um am Leben zu bleiben. Dieses Schwert war alles, was zwischen mir und einem namenlosen Grab stand. Vielleicht werde ich auch bald in einem enden“, seufzte er.
    „Ich würde jetzt an deiner Stelle nicht an Gräber denken“, herrschte Padway ihn an. „Sag mir lieber, wieviel du brauchst, um dein Schwert zurückzubekommen.“
    „Vierzig Solidi.“
    „He! Ist es aus massivem Gold?“
    „Nein, aber es ist gute Damaszener Arbeit, und im Griff sind Edelsteine eingelegt. Das ist alles, was von meinem herrlichen Besitz in Afrika übriggeblieben ist. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schön …“
    „Schon gut, schon gut!“ brachte Padway ihn zum Schweigen. „Fange um Himmels willen nicht an zu weinen! Da hast du fünf Solidi.
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