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TS 96: Menschen auf fremden Sternen

TS 96: Menschen auf fremden Sternen

Titel: TS 96: Menschen auf fremden Sternen
Autoren: Chad Oliver
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sein?“
     
    *
     
    Wade startete einen Angriff. Er rechnete dabei mit der Eitelkeit seines Gegenspielers.
    „Vor meiner Abreise unterhielt ich mich mit Clements. Er findet Ihre letzte Abhandlung über Urbanismus so hirnverbrannt, daß er Ihnen den akademischen Titel absprechen lassen will.“
    Der Treffer saß. „Unmöglich!“ rief Hughes aus. „Ein akademischer Titel kann nicht aberkannt werden. Clements ist ein Esel. Die Abhandlung ist sehr gut.“
    „So? Und warum hat sich Ihre Frau das Leben genommen?“
    „Sie lügen!“
    „Durchaus nicht. Ich habe mich auch mit Carpenter unterhalten. Er hält Sie für einen Versager, Dan. Sie waren immer ein Versager und wollten nur davonlaufen. Sie können aber nicht vor Ihrer eigenen Persönlichkeit fliehen. Sie lieben dieses Mädchen gar nicht, Sie bilden sich das nur ein.“
    Hughes atmete heftig. Er sprang auf und starrte Wade an. „Sie sind ein verdammter Lügner! Ich werde euch allen beweisen …“
    Wade sah das Zeichen und rollte über den Fußboden. Das Gewehr krachte, die Kugel sauste in die Matte. Mit einem Satz war er draußen und packte das an dem Haken hängende Lasso. Er schwang sich über den niedrigen Zaun und rannte zu den Pferden.
    Zum Glück legte sich die Schlinge gleich um den Hals eines Hengstes. Wade zog das widerstrebende Tier zu sich heran und schwang sich auf den glatten Rücken. Er brüllte dabei wie ein Teufel und scharrte die anderen Pferde um sich. Dann ging die wilde Jagd los. Das Pferd war eingeritten und setzte über den Zaun. Wade klammerte sich an die Mähne und brüllte wie ein Wahnsinniger. Eine Kugel traf ein anderes Pferd, das einen schrillen Schmerzenslaut von sich gab.
    Volle zehn Minuten lang ließ Wade den Hengst über die Wiesen rasen. Er hatte Mühe, auf dem Pferd zu bleiben und war froh, als er endlich absteigen konnte. Er mußte weiter. Das Mittel wirkte noch nicht. Allerdings war nicht abzusehen, welche Wirkung die Hetze haben würde. Möglicherweise beschleunigte die Aufregung die Wirkung der Chemikalie.
    Wade konnte die Kammer nur an die Stelle zurückrufen, an der er ausgestiegen war. Er durfte nicht den normalen Weg nehmen, denn Hughes würde ihm diesen Weg abschneiden. Ein Umweg um den See würde aber viel Zeit kosten. Er mußte es aber wagen. Die Verbindungen waren so schlecht, daß Hughes nichts von seinem Umweg erfahren würde.
    Er stieg wieder auf das Pferd und trieb es zu einem mäßigen Galopp an. Es wurde hell, so daß er den Weg gut erkennen konnte. Die Indianer flüchteten in wilder Hast, wenn sie ihn sahen. Seine Priesterrobe bewahrte ihn aber vor Feindseligkeiten. Wade war froh, daß er ein gutes Pferd erwischt hatte, denn im Amerika dieser Zeit gab es kein schnelleres Beförderungsmittel.
    Gegen Mittag wurde der Hengst unruhig. Wade fluchte wild, sah aber bald ein, daß nichts zu machen war. Er ließ das Pferd am Seeufer trinken und band es dann an einen Baum.
    Vorsichtshalber kletterte er auf den Baum und machte es sich so bequem wie möglich. Er hatte keine Lust, unter die wirbelnden Hufe eines tobenden Hengstes zu geraten.
    Niemand störte ihn. Er beobachtete das tobende Pferd und wartete auf das Abklingen des Anfalls. Er mußte den ganzen Nachmittag und die ganze Nacht warten, ehe sich das Tier wieder beruhigte.
    Am frühen Vormittag ließ er den Hengst noch einmal trinken und machte sich auf den Weg.
     
    *
     
    Er mußte sich in einer fremden Gegend zurechtfinden.
    Wade drückte auf das kleine Gerät, das den Kasten herbeirief. Kein Zeitreisender konnte es sich leisten, dieses Gerät zu verlieren; deshalb war es auch in das Fleisch seines Oberschenkels operiert worden. Wenn er sich nicht sehr täuschte, mußte er zugleich mit der Kammer am richtigen Ort eintreffen. Er mußte sich in Sicherheit bringen. Ganz bestimmt hatte Hughes Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um seiner habhaft zu werden. Er mußte sich jetzt ganz auf die Wirkung der Droge verlassen. Die Pferde mußten sich selber verdächtig machen.
    Wade preschte direkt über den Marktplatz von Tlatelocolco. Er brüllte dabei so laut er konnte und warf die Marktstände um. Die Händler und Käufer flüchteten schreiend in die Häuser und Tempel. Ein auf einem Tier reitender Priester wirkte auf sie wie ein Dämon aus den tiefsten Schlünden der Hölle.
    Überall in den Straßen waren Soldaten, die jedoch vor ihm zurückwichen. Die Angst dieser Menschen vor dem furchtbaren Wesen war stärker als der Befehl.
    Trotzdem fand ein Speer sein
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