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TS 96: Menschen auf fremden Sternen

TS 96: Menschen auf fremden Sternen

Titel: TS 96: Menschen auf fremden Sternen
Autoren: Chad Oliver
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von einer Meute heulender Hunde begleitet, denen der nächtliche Wanderer nicht geheuer vorkam.
    Er fand Hughes Haus ohne Schwierigkeiten. Es war eigentlich nur eine Hütte mit einem angrenzenden Korral. Wade konnte die Pferde sehen und hören. Sie hoben sich als dunkle Silhouetten vor dem Mond ab und schnaubten. Die Pferde waren an sich ganz normale Tiere und sahen gewiß nicht gefährlich aus. Und doch waren sie tödlicher als eine Kobaltbombe, denn sie befanden sich zur falschen Zeit an dieser Stelle und konnten dadurch den Lauf der Geschichte verändern. Wade war gekommen, um das zu verhindern.
    Wade zögerte keinen Augenblick. Er schwang sich über den aus Brettern errichteten Zaun, schlich zum Wassertrog und schüttete etwas hinein. Eine Minute später war er schon wieder auf der Straße. Die Chemikalie würde erst in fünfzehn Stunden wirken. Es handelte sich um kein Gift, denn es war nicht damit getan, die Pferde zu töten; sie sollten nur wild und gemeingefährlich werden.
    Gift hätte die Pferde beseitigt, aber wenn Hughes weitere Pferde an einem verborgenen Platz hatte, würde er sich leicht mit Nachschub versorgen können. Die Pferde mußten für die Azteken zu übernatürlichen, furchtbaren Bestien werden, nur so konnte er, Wade, sein Ziel erreichen. Das Pferd durfte vor Cortez’ Landung nicht zu einem Haustier werden. Fünfzig tote Pferde würden nur beweisen, daß auch diese großen Tiere sterblich sind. Fünfzig wildgewordene Pferde mußten ein ungleich eindrucksvolleres Bild abgeben.
    Das Haus hatte keine Tür. Eine schmutzige Wolldecke hing vor dem Eingang, daneben ein Strick mit einer Lassoschlinge. Wade Dryden klopfte an die Lehmwand und wartete.
    Er hörte Schritte und trat etwas zurück. Die Decke wurde zurückgeschlagen, ein Mann wurde sichtbar.
    Daniel Hughes!
    Er sah seinem Bild nicht ähnlich, denn die weißen Haare waren nun schwarz, die Haut schimmerte bronzebraun. Die Augen hatten noch den gleichen Glanz.
    „Hallo“, sagte Wade. „Darf ich eintreten?“
    Daniel Hughes zuckte nicht zusammen, wie Wade es erwartet hatte.
    „Es ist spät“, antwortete er höflich. Er sprach ebenfalls Englisch. „Aber Sie können trotzdem hereinkommen. Übrigens habe ich Sie erwartet.“
    Im Haus war es warm und trocken, wenn auch etwas primitiv. Wade sah nur eine Truhe und einige Matten. In einer Ecke sah er zu seiner Überraschung ein auffallend schönes Mädchen, das sich aber schnell in einen Nebenraum zurückzog.
    Hughes setzte sich auf eine Matte. „Wie heißen Sie?“ fragte er unhöflich.
    „Wade Dryden.“
    „Also Wade von der Sicherheitsabteilung. Es ist merkwürdig, daß wir uns hier treffen. Um es vorweg zu sagen: Ich fühle mich hier sehr wohl.“
    Wade setzte sich. Der Mann war ihm nicht unsympathisch. Gerade deshalb mußte er sich aber in acht nehmen.
    „Kommen wir gleich zur Sache, Wade“, sagte Dan Hughes lächelnd. „Wir wollen nicht wie Katzen um den heißen Brei schleichen. Ich habe Ihren Besuch erwartet und eine Erklärung vorbereitet. Vielleicht haben Sie die Güte, mich anzuhören.“
    „Deshalb bin ich hier.“
    Hughes’ Augen leuchteten vor Begeisterung. „Die Pferde mußten früher oder später entdeckt werden, das war mir von Anfang an klar. Ich war mir auch darüber im klaren, daß unser gemeinsamer Freund Chamisso bald einen Mann schicken würde, um die Welt zu retten. Er mußte natürlich große Störungen vermeiden und einen Einzelgänger entsenden. Was kann solch ein Mann tun, wenn er hier ankommt?“ Hughes lachte.
    Wade wurden die Handflächen feucht.
    „Wenn ich dieser Mann wäre, würde ich die Priester aufhetzen“, fuhr Dan Hughes fort. „Ein paar als Prophezeiungen verkleidete Lügen müßten schon genügen. Sie haben genau das getan und meine Stellung nur gestärkt, Wade.“
    Wade sprang auf. Sein Herz hämmerte wild gegen die Rippen. Die Überlegenheit dieses Mannes machte ihn unsicher.
    „Setzen Sie sich, Wade“, sagte Hughes freundlich. „Unser Gespräch hat kaum angefangen. Wir sind beide aus der gleichen Branche und kennen die Methoden. Ich habe sie besonders sorgfältig studiert. Sie dürfen mich nicht unterschätzen, Wade! Ich bin alles andere als ein sentimentaler Narr. Sie würden es natürlich nicht wagen, ein Gewehr in diese Zeit zu bringen. Ich habe alles vorausgesehen und alle Skrupel überwunden. Meine Frau ist durchaus bereit, das Gewehr zu benutzen, wenn es sein muß.“
    Wade sah zu dem Vorhang, der den Nebenraum abteilte. Im
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