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TS 89: Phantom-City

TS 89: Phantom-City

Titel: TS 89: Phantom-City
Autoren: Alan E. Nourse
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Augenblick, auf den er gewartet hatte, seit er ein kleiner Junge war. Zu den Sternen, dachte er, und dann drängte sich eine Frage in den Vordergrund: zu welchem Stern?
    Wega? Oder wohin sonst?
    Und dann wurde das Dröhnen plötzlich lauter, und sein Rhythmus nahm zu. Zuerst fühlte sich Lars schläfrig, bis er tiefer in seine Koje sank. Sein Körper war schwer, die Augenlider senkten sich auf sein Gesicht, aber das war nicht Schlaf. Ein mächtiges Gewicht preßte ihn herunter, drohte ihn zu erdrücken, zu ersticken. Er konnte kaum Luft holen.
    Dann ließ der Druck einen Augenblick nach, um gleich darauf noch stärker zu werden. Jetzt fliegen wir, dachte er.
    Die Atommotoren sind eingeschaltet. Zu spät, um umzukehren. Er spürte den mächtigen Andruck, bis sein ganzer Körper im Gleichklang mit dem Schiff vibrierte.
    Minuten verstrichen. Immer stärker wurde der Andruck. Er versuchte, den Kopf zu heben, aber die Startbeschleunigung preßte ihn in die Polster. Ich kann nicht atmen, dachte er. Wie lange …?
    Und dann war der Andruck plötzlich verschwunden, und eine neue Empfindung ersetzte ihn. Er fühlte sich immer größer werden, riesenhaft, wie ein Mammut, und der Raum und die Koje um ihn schienen zusammenzuschrumpfen. Er glaubte zu fallen und dann begann ein rhythmisches Vibrieren tief in seinem Inneren, das immer schneller wurde, ihn erschreckte und in seiner Intensität schmerzhaft wirkte.
    Und dann wußte er, was das war: Der Koenigantrieb, der das Schiff mit unglaublicher Geschwindigkeit in den Raum hinausschleuderte, jenseits der Lichtgeschwindigkeit, jenseits aller Dimensionen, gleichsam durch ein Loch im Weltraum.
    Zu den Sternen …
    Wohin? dachte er. Zu welchem Stern? Und zu welchem Zweck? Und was war das für eine eigenartige Ladung in einer sechszölligen Bleidecke? Was für eine Ladung –
    Und dann wußte er die Antwort. Es konnte nur eines sein. Das Schiff hatte Bomben geladen. Thermonukleare Bomben, wie sie auf. der Erde seit Jahrhunderten verboten waren.
    Aber warum?
    Er sank in den Schlaf, ohne eine Antwort zu finden.

 
3.
     
    Er schlief weder, noch wachte er. Eine Zeit, die ihm wie Äonen vorkam, schien er still eingehüllt in Schweigen dazuliegen und auf Schlaf zu warten, der nicht kommen wollte. Der Donner und das Dröhnen der Maschinen klang jetzt beinahe wie Musik, ein kriegerischer Rhythmus, der sich immer wiederholte, wie eine jene uralten Schallplatten, die er einmal in einem Museum gesehen hatte, bei der die Nadel in einer Rille hängengeblieben war.
    Rings um ihn war Schwärze, undurchdringliche Schwärze des Weltraums. Aber da gab es keine Sterne, keine Planeten. Er vernahm undeutliche Laute und spürte Wellen der Übelkeit. Und dann zerriß die Schwärze plötzlich, und ein Stern erster Größe flackerte vor seinen Augen auf.
    Lars schlug die Augen auf, und was er für die Schwärze des Raums gehalten hatte, löste sich in die winzige Kabine auf. Der Stern war in Wirklichkeit die Wandlampe. John Lambert stand neben seiner Koje und tupfte ihm den Arm mit Alkohol ab.
    „Was …?“
    „Bleiben Sie nur ruhig liegen, und entspannen Sie sich“, sagte Lambert sanft. „Sie haben es gleich geschafft.“
    Lambert tupfte seinen Arm noch einmal ab und legte die Spritze beiseite. „Manchmal reagieren Leute ganz eigenartig auf den Koenigantrieb. Fühlen Sie sich jetzt besser?“
    Lars nickte benommen und schnallte sich los. Nach einem Augenblick kletterte er hinunter.
    „Sie haben ihn in der Navigation gebraucht, deshalb habe ich ihn zuerst aufgeweckt“, sagte Lambert.
    Peter Brighams Koje war leer.
    „Wie lange …?“
    „Vor sieben Stunden vielleicht. Vor einer halben Stunde habe ich nachgesehen. Da waren Sie noch weg – wie ein k.o.-geschlagener Boxer.“
    Lars rieb sich die Stirn. „So komme ich mir auch vor. Nimmt es einen immer so mit?“
    „Mehr oder weniger, ja. Nach einer Weile paßt man sich jedoch an. Die Reaktion ist teilweise psychologisch. Sie sind einfach nicht mehr Teil des Raum-Zeit-Kontinuums, wie wir es kennen. Nur eine Blase, die sich schräg hindurchmogelt, könnte man sagen. Die Mathematiker freilich würden sich auf den Kopf stellen, wenn man es so ausdrücken würde.“
    „Das kann ich mir vorstellen.“ Lars ließ sich auf seine Koje zurücksinken und bemühte sich immer noch, sich zu orientieren. Ihm war, als hätte er seit Wochen nichts anderes getan als geschlafen.
    „Dann sind wir jetzt unterwegs – aber nicht zur Wega.“ So wie Lars das betonte,
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