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TS 89: Phantom-City

TS 89: Phantom-City

Titel: TS 89: Phantom-City
Autoren: Alan E. Nourse
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würde seine Rückkehr erleben.
    Die „Lange Reise“ hatte begonnen.
    Die junge Frau preßte die Hand ihres Mannes, und dann wandten beide sich wortlos ab. Sie spürte, wie das Baby sich in ihr bewegte, und lächelte.
    Er wird auf seinen Großvater stolz sein, dachte sie, wenn er vom gleichen Schlag ist wie er.
    Sie wußte noch nicht, daß der Urenkel dieses ihres ungeborenen Sohnes der Mann sein würde, der der Menschheit die „Kurze Reise“ zu den Sternen vermitteln würde.
    Schweigend wandten John und Mary Koenig sich ab und verließen den Startplatz. Die Dämmerung brach herein.

 
1.
     
    AD ASTRA stand auf der Bronzeplatte.
    Der Granitblock, an dem die Platte befestigt war, war vom Alter geschwärzt; die Bronze selbst war grün, die Worte verschwommen und undeutlich zu lesen. Lars Heldrigsson nahm den Raumsack von der Schulter und beugte sich zurück, um die Schrift besser entziffern zu können.
    Start: 3. März 2008.
    Rückkehr: Auf der zweiten Zeile stand kein Datum. Ob sie wohl je irgendwo gelandet waren?
    Die Erde hatten sie jedenfalls nie mehr erreicht. Nach dreihundertfünfzig Jahren stand das Startgerüst immer noch leer. Ringsum war der Raumhafen gewachsen, hatte es eingeschlossen, als die Jahre verstrichen, bis es jetzt inmitten des großen geschäftigen Abfertigungsgebäudes stand, ein Denkmal für die Tapferkeit vergangener Generationen.
    Die Argonaut hatte auch nie die Planeten Alpha Centauris erreicht, denn moderne Schiffe mit dem Koenigantrieb hatten diese Planeten lange und gründlich abgesucht. All die naheliegenden Sterne waren inzwischen besucht und erforscht worden – Altair und Wega, Alpha Centauri und Sirius und Arcturus und all die anderen – und nirgends hatte man eine Spur vom ersten Sternenschiff gefunden. Die Argonaut war zur Legende geworden, aber der Gedanke jener hoffnungslosen Reise beeindruckte Lars Heldrigsson immer wieder aufs neue und erfüllte ihn mit Ungeduld über all die Jahre des Lernens, die er gebraucht hatte, um die Voraussetzungen für den Dienst in der Kolonialpatrouille zu erfüllen.
    Er nahm seinen Raumsack wieder auf die Schulter, ein Zwanzigkilobündel – mehr Gepäck erlaubte man den Mannschaften der Kolonialpatrouille nicht –, und ging schnell die lange Rampe in den Hauptsaal des Terminal hinauf. Für seine achtzehn Jahre war er groß – einen Meter fünfundachtzig – breitschultrig, kräftig. Auch das hatte gewisse Schwierigkeiten gemacht, als er vor fünf Jahren in die Kolonialakademie eingetreten war. Seitdem war er noch fünf Zentimeter gewachsen und hatte nur mit Mühe die ärztliche Untersuchung vor dem Examen bestanden – nicht wegen irgendwelcher körperlicher Gebrechen, sondern einfach wegen seiner Größe. Seine gelbweiße Haarmähne, seine blauen Augen und die kantigen Züge seines Gesichts verrieten sein nordisches Blut. Seine Bewegungen schienen langsam und bedächtig.
    Jetzt trat er in die Wandelhalle hinaus und ließ sich im Strom von Reisenden, Kolonisten und Matrosen von den Laufbändern zu den Ladeplattformen und Abschußgerüsten tragen. Überall herrschte fieberhafte Tätigkeit. Das Band trug ihn an Schlangen von wartenden Kolonisten vorbei, die vor den Gepäckwagen warteten, ehe sie an Bord der Sternenschiffe gingen, die sie in eine neue Heimat bringen sollten, weit weg von der übermechanisierten Zivilisation der Städte der Erde – einer Heimat, wo sie Land haben würden, Land, auf dem sie ihre Kinder erziehen konnten und ein Heim, das die mächtigen Kolonialschiffe mit der Erde verbanden, jene Schiffe, die die Reise zu den Sternen und zurück im Zeitraum weniger Monate bewältigten.
    Da standen die Schiffe.
    Sternschiff Tethys. Soeben gingen die Kolonisten für den vierten Planeten von Sirius’ an Bord, eine alte Kolonie, reich an Land und mutiertem Weizen, eine Kolonie, die schon beinahe autark war und bald um selbständige Wahlen und einen Sitz im Kolonialrat eingeben würde.
    Sternschiff Daton, das Menschen und Maschinen zu den neu eröffneten Kolonien auf Aldebaran III beförderte, einer bislang unwirtlichen Welt, die erst die Wettertechniker der Erde für Menschen bewohnbar gemacht hatten.
    Sternschiff Mercedes, ein Forschungsschiff zu dem fernen System Morua, ein Doppelstern mit endlosem Sommer auf seinem siebenten Planeten, einer guten Aussicht für eine neue Kolonie, vielleicht in zehn Jahren, nachdem die Forschungsmannschaften und die Pioniertrupps sie einmal eröffnet hatten: ein neues Überdruckventil für die
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