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TS 89: Phantom-City

TS 89: Phantom-City

Titel: TS 89: Phantom-City
Autoren: Alan E. Nourse
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Nichts.
    Die letzte Barriere lag hinter ihnen. Sie waren im Haus der Meister.
     
    *
     
    Im ersten Augenblick dachte Lars, sie stünden im Korridor vor ihrem Zimmer. Seine Augen erfaßten undeutlich die Umrisse eines Bildschirms. Dann sah er andere Einzelheiten.
    Das Gefühl des Fremdartigen blieb. Die Kammer war halbkugelförmig und beinahe kahl, abgesehen von zwei Bildschirmen und zwei Hockern. Neben jedem Bildschirm lag eine Spindel mit den flachen, scheibenförmigen Bandspulen, die sie schon aus ihrem „Unterricht“ kannten.
    Sonst befand sich nichts in der Kammer. Lars sah Peter an. Dann sind hier keine Meister, dachte er.
    Peter deutete mit einer Kopfbewegung auf die Bildschirme. Nein, aber diese Bänder warten auf uns. Sie setzten sich vor die Geräte und legten die Bänder auf.
    Die ersten waren ganz gewöhnliche Filmbänder. Es waren Filme, alt und verkratzt, wie Filme, die sie von zu Hause her kannten.
    Sie sahen ein Sternenschiff auf seinem Startgestell an einem grünen Berghang. Sie sahen Kräne, die Ladung und Passagiere hinaufbeförderten. Es bestand keine Frage, um welches Schiff es sich handelte. Es war die alte Argonaut bei der Vorbereitung auf die lange Reise nach Alpha Centauri.
    Das Band klickte, und sie blickten durch die Heckfenster, sahen, wie die Erde zusammenschrumpfte und immer kleiner wurde. Durch die vorderen Luken war nur das Schwarz des Weltalls zu sehen.
    Und dann folgten Filme, die die Mannschaft des Schiffes gesammelt und aufbewahrt hatte, ein Versuch, eine Geschichte der Reise zusammenzustellen. Langsam entwickelte sich für Lars und Peter ein Bild, ein Bild von Tapferkeit, Verzweiflung und Versagen.
    Die Entdeckung, daß der Kurs falsch war, daß selbst die feinsten Instrumente in den besten Laboratorien der Erde nicht ausgereicht hatten, um einen genügend genauen Kurs für eine solche Reise zu bestimmen. Alpha Centauri zog vorbei, verglomm in der Entfernung, während Menschen starben, Kinder geboren wurden. Nicht genügend Treibstoff, um die Kurskorrektur durchzuführen, keine Hoffnung auf eine sichere Landung. So blieb keine Wahl als auszuharren und weiterzufliegen, auf einen fernen, schwachen Stern zu, der auf den Karten als Wolf bezeichnet wurde.
    Jahrzehnte später hatten die Konstellationen sich verändert, und der Zielstern Wolf lag nahe.
    Endlich die Annäherung an den Stern. Eine andere Mannschaft, schlecht ausgebildet, ohne genügend Treibstoff, in ihrem Versuch, das große Schiff auf einem fremden Planeten zu landen –
    Und dann war der Film plötzlich zu Ende.
     
    *
     
    „Sie konnten unmöglich unversehrt landen“, sagte Peter. „Das mußten sie gewußt haben.“
    „Vielleicht“, sagte Lars. „Aber ihre Babys. Ich erinnere mich an etwas, das ich gelesen habe. Auf der Argonaut waren Kinderwiegen.
    Sie sollten die Babys vor beinahe jedem erdenklichen Unglück schützen.“ Er legte das neue Band auf. „Vielleicht kommt hier mehr.“
    Diesmal war das Band anders. Vorher war es ein Film gewesen, den Menschen hergestellt hatten, gesehen durch menschliche Augen. Jetzt war es» anders. Es gab kein klares Bild auf dem Bildschirm, und doch konnte Lars die Bilder in seinem Geist mit völliger Klarheit sehen. Er erkannte plötzlich, daß er durch ein fremdes Bewußtsein sah, mit fremden Gedanken.
    Ein Bild des Sternenschiffes, das sich näherte – viel zu schnell und außer Kontrolle. Es näherte sich der Oberfläche von Wolf IV, traf den hohen Bergkamm, schlitterte die felsigen Abhänge herunter und überschlug sich, eingehüllt von Flammen.
    Aber nicht alle an Bord waren tot. Die Mannschaft ja. Aber tief im Herzen des Schiffs bewahrten die Wiegen die Kinder der Mannschaft in starken stählernen Armen.
    Fremde Kreaturen auf der Oberfläche von Wolf IV sahen den Absturz, durchsuchten das Wrack, in der Hoffnung, etwas über die Wesen zu lernen, die von so ferne gekommen waren. Sie fanden die Aufzeichnungen – Bänder, Filme, Stimmen, die Bibliothek des Schiffs, die Logbücher und die Berichte der Mannschaft. Fremde Wesen brüteten über den Schriftstücken, lernten, studierten und versuchten, die Erdmenschen so zu sehen, wie sie auf der Erde gewesen waren. Aber am allermeisten suchten sie nach Spuren dafür, daß die Erdmenschen das besaßen, was sie als die „Kraft“ kannten, die universale geistige Stärke, die alle Intelligenzen des Universums als Band des Friedens und der Freundschaft umschlang.
    Aber die fremden Wesen fanden nur Enttäuschung.
    Keine Spur der
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