Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 86: Geist ohne Fesseln

TS 86: Geist ohne Fesseln

Titel: TS 86: Geist ohne Fesseln
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
verschwand so plötzlich, wie es erschienen war. Coril Lumgair hatte das Bild seines Freundes in den Riesensaal von Quaysa Center projiziert, und jetzt zogen sich die Partner der Gruppe wieder in ihre Energieblase weit außerhalb des Planeten zurück. Wieder bekam Coril Arbeit; er errichtete eine Energiewand, die sich zwischen die Sonne Gortyn und den Zentralplaneten schob. Die Partikel des wärmenden Sonnenlichtes wurden aufgehalten. Auf dem Planeten konnte man eine Dämmerung beobachten, die sich rasch in einen Strudel von matten Farben verwandelte und dann konstant blieb. Häßliches, bräunlich gefärbtes Licht veränderte die Konturen, warf harte Ränder an den Schatten und brachte etwas mit sich, das die Quaysa dieser Welt noch nie erlebt hatten.
    Kälte!
    Ein halber Tag, nachdem Arno Markus den Räten erschienen war, tobte ein kreischender Blizzard um die Mauern der Unibellanlage.
    Er zerbrach die hohen Fenster, wirbelte harte Eiskristalle in die Säle und verwandelte die Landschaft des großen Planeten in eine weiße, kalte Kugel. Die riesige Stahlbetonkuppel des Rechengehirns war mit einer meterhohen Schneeschicht bedeckt; hinter jedem Gebäude lagerte der Sturm lange Verwehungen ab. Die Kälte kroch durch die Mauerritzen, durch die leichten Dächer und die Fenster und schließlich unter die Kleidung der Bewohner.
    Feuer versuchten, gegen die Wut des entfesselten Elementes anzukämpfen; Wind und Nässe bliesen sie aus und löschten die brennenden Hölzer.
    Eis und Schnee herrschten über eine Welt.
    Der junge Schiffskommandant, der sich mit vielen in der Steuerkanzel der Sphakya Empreß verbarrikadiert hatte, fror ebenfalls. Er sah hinaus in die Flut des wirbelnden Schnees. Zwei Stunden später hatte der Schneefall aufgehört, und der Frost kam über die Felder und Plätze.
    Sphakya wandte sich von der kalten Quarzscheibe ab und hockte sich, die Decken um den Rücken, vor dem Heizstrahler nieder. Ein schnell laufender Ventilator brachte einen dürftigen warmen Luftstrom an die Beine und die zitternden, blaugefrorenen Hände.
    Die Quecksilbersäulen sanken langsam, aber stetig. Sie kletterten unter den Nullpunkt, senkten sich immer tiefer. Und die Quellen, die Wasserleitungen und die Kanalisation – alles gefror zu hartem, splitterndem Eis. Knirschend brachen Rohre und Verschlüsse, knallend platzten die Sprünge in den Eisdecken der Flüsse.
    Und noch immer sank das Quecksilber.
    „Dieser Irrsinn! Wenn sich die Obersten Räte nicht bald einig werden, haben sie niemand mehr, der sie zu der Erde fliegen wird. Wir werden unsere Hände nicht mehr rühren können, um die Kapitulationsurkunden zu unterzeichnen. Hört denn das nicht bald auf?“
    Niemand gab dem Kapitän Antwort.
    Drei Tage fror er und kaute hartes, gefrorenes Brot und erwärmte seinen Tee langsam auf dem Sockel einer großen Funkröhre. Dann kam die Delegation aufs Schiff.
    „Bringe uns zur Erde“, sagten die Obersten Räte. Mit klammen Lippen versuchte Sphakya ein Grinsen. Es mißlang gründlich.
    „Wie soll ich meine Spulen aufladen, wenn ich die Sonne nicht mehr erreichen kann. Es befindet sich eine Wand zwischen Gortyn und Center, meine Herren!“
    Aber Arno Markus hatte die Ereignisse mitverfolgt. Er ließ die Mauer aufheben und plötzlich …
    „Sieh!“ rief einer der Räte.
    Die bräunlichen Schatten verschwanden, als sich das grelle Licht Gortyns wieder über die weiten Flächen ergoß. Die Energiesucher der Empreß luden die Speicher auf. Als nach einigen Tagen das Schiff startete, begann sich die Landschaft Centers in einen abgrundtiefen Morast zu verwandeln.
    Erdschiffe flogen der Empreß entgegen und eskotierten das Schiff der Unterhändler.
    Der lange Krieg war zu Ende …
     
    *
     
    Auf dem Weg zu dem riesigen Trägerschiff schwiegen die Schüler. Es waren ihrer sechzehn, die über die Rampe in die Personenschleuse der Hunting Bow einstiegen. So Pak war bereits seit einer Stunde im Schiff und verhandelte mit dem Kapitän. Zwei der Schüler fehlten.
    Auch So Pak bekam, so sehr er sich auch bemühte, mit den Verschwundenen keinen Kontakt. Sie hatten vermutlich ihre Hirne blockiert und hatten sich hinwegprojiziert.
    Die Augen der jungen Erwachsenen hingen an den Luken, die von den Soldaten der Schiffsmannschaft voller Respekt geräumt worden waren. Dieses Schiff war der Träger des Geheimnisses; aber jeder der Männer war durch einen feierlichen Eid zum Schweigen angehalten.
    Ein Berg von Blumen lag am Fuße des gigantischen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher