Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 86: Geist ohne Fesseln

TS 86: Geist ohne Fesseln

Titel: TS 86: Geist ohne Fesseln
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
Hälfte des Planeten und schnitt in eine Riesenfläche mit atomarer Energie den Namen und die Lebensdaten des Majors in den Berg. Dann stürzten sie den Koloß über das Grab des Alten. Jahrmillionen würden den Marmorblock nicht zerfressen können, denn Coril Lumgair verschmolz die Oberfläche des Kalksteins zu einer stahlharten Glasur, der sogar Werkzeuge aus Berylliumbronze nichts anhaben konnten.
    Dann gingen die achtzehn Schüler zu Bett, voller Schmerz, aber auch voller Müdigkeit. Nur So Pak, der Schlaf und andere Dinge vergessen hatte, wachte in dem Arbeitszimmer seines Freundes. Die Stunden der Nacht vergingen und es zeigte sich, daß auch zwei der Schüler keinen Schlaf gefunden hatten.
    Arno Markus und Davie Tadros waren jenseits aller menschlichen Regungen. Zunächst hatte sie der Schmerz fast besinnungslos gemacht, dann aber war die rasende, kalte Wut über sie gekommen. Und nachdem sie nichts gehabt hatten, woran sie die Wut auslassen konnten, hatten sie diese Phase verstreichen lassen. Nun waren sie kalt, leer und abwartend. Sie würden furchtbare Gegner sein, wenn sich ihnen etwas entgegenstellte.
    „Wir dachten uns, daß der Name McKinney in den Vereinigten Mächten zu schnell vergessen wird. Wir werden dafür sorgen, daß es die Welt erfährt, wer er war und welche Bedeutung er hatte. Willst du zusehen?“
    Arno Markus stand vor So Pak Lau, den einen Arm um die Schulter von Davie Tadros gelegt. So Pak nickte, drehte den Lautsprecher leise und schaltete das Magnetgerät ein, dann stand er auf und ging um den Tisch herum.
    „Wir werden noch einen Telekineten brauchen“, sagte Arno. Davie schüttelte den Kopf.
    „Das mache ich allein“, sagte er. Die drei Männer gingen durch die ruhigen Gänge, hinter deren Türen die anderen Schüler im Schlaf der Erschöpfung lagen, und verließen Lucky Hill. Binnen einiger Minuten hatten sie die Ebene überquert und standen vor dem Schiff. Tadros sammelte die Leichen der Quaysa ein und versetzte sie in einen unbeschädigten Innenraum. Dann versiegelte er die Schleusen.
    Auf der dunklen Wand des Schiffes, auf der sich schwach und verschwommen einige helle Sterne spiegelten, erschienen plötzlich brennende Schriftzeichen. Davie Tadros brannte sie mit pyrokinetischer Gründlichkeit ein:
    Carel McKinney, der für den Sieg der Vereinigten Mächte verantwortlich ist, starb heute, am 17. Juli 0089, den Heldentod. Seine unsichtbare Truppe erwartet, daß McKinney in die Annalen dieses Krieges eingeht.
    Langsam verloren die Buchstaben ihre Farbe; sie kühlten in der Nachtluft ab. Dann suchte der Seher Markus einen Ort, an dem die Anwesenheit dieses quaysanischen Wracks gebührende Aufmerksamkeit erregen würde. Er fand ihn in dem großen Plenarsaal des Rates der Vereinigten Mächte auf Gorquon Eins. Dorthin teleportierte Davie Tadros das Wrack und legte es auf den freien Platz zwischen den im Halbkreis ansteigenden Sitzen.
    „Ich glaube nicht, daß wir mehr tun konnten“, sagte So Pak leise.
    „Ich aber glaube es“, antwortete Davie.
    „Unsere Gruppen werden sich in schnelle, erbarmungslos zuschlagende Kommandoeinheiten verwandeln. Niemand hat den Befehl gegeben, weder für dieses Schiff hier …“ Arno wies auf die Furche, die das niedergehende Wrack in der Kiesebene hinterlassen hatte, „… noch für unser Vorgehen. Aber es ist nicht mehr aufzuhalten. Wir werden den Quaysa für die nächsten zehn Jahrhunderte jede Lust auf einen Offensivkrieg nehmen – das kann ich jetzt und hier beschwören.
    Diese Aktionen werden den Charakter wütender Rache annehmen, bis endgültig keinerlei Kampf mehr im Raum stattfindet. Dann erst werden wir uns zerstreuen, nicht eher.“
    „Ich kann verstehen“, antwortete So Pak, als sie zusammen wieder nach Lucky Hill zurückwanderten, „daß ihr so handeln werdet.
    Aber – erinnert euch der moralischen Grenzen, die zu setzen ich mich während des Unterrichts bemüht habe. Vergeßt nicht, daß Carel und ich mit unserem Vermögen, unserem Einfluß und dem restlosen Einsatz von Zeit und Leben erst ermöglicht haben, daß ihr mächtig wurdet. Vergeßt es bitte nicht.“
    „Befürchtest du, daß wir eure Bemühungen vergessen, So Pak?“ fragte Markus aggressiv.
    „Nein, keineswegs. Aber ich fürchte, daß ihr in eurer berechtigten Wut über das Ziel hinausschießt. Das ist es.“
    „Wir versprechen dir, daß wir erbarmungslos jede Fabrik und jede ähnliche Anlage vernichten, die Quaysa aber schonen werden, soweit es möglich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher